DiplomatIn, VerlegerIn, AuslandskorrespondentIn – Was RomanistInnen alles werden können

Eine fünfstimmige Liebeserklärung an die romanischen Sprachen und Kulturen – dazu wurde, über jede Promotion-Planung hinaus – die Podiumsdiskussion letzte Woche, die mit Prominenten im ORF Landesstudio aus Anlass der 100-Jahr-Feiern der Innsbrucker Romanistik stattfand. Mathilde Schwabeneder (ORF), Irene Freudenschuß-Reichl (UNO), Tanja Graf (Schirmer/Graf-Verlag) und Lorenz Gallmetzer (ORF, Arte) schilderten, unter Leitung von Frau Prof. Ursula Moser, in berührender Weise ihren jeweiligen Lebensweg.
Mathilde Schwabeneder (ORF), Irene Freudenschuß-Reichl (UNO), Tanja Graf (Schirmer/Gr …
Mathilde Schwabeneder (ORF), Irene Freudenschuß-Reichl (UNO), Tanja Graf (Schirmer/Graf-Verlag) und Lorenz Gallmetzer (ORF, Arte)
Unter dem Titel „Sprache – Kultur – Sprachkultur. Der „andere“ Weg zur Spitzenkarriere“ berichteten die vier erfolgreichen „RomanistInnen in außeruniversitären Berufsfeldern“ (so der Untertitel der Veranstaltung) von ihrem beruflichen und privaten Werdegang. Dabei hat für sie alle – wie könnte es bei RomanInnen anders sein – die Liebe eine entscheidende Rolle gespielt. Die Liebe im Sinne von Lebenspartnerschaft, aber auch die Liebe zu Frankreich, Spanien, Italien, und nicht zuletzt die Liebe zum eigenen Beruf, die Faszination von der Aufgabe und die ansteckende Begeisterung dafür.

Ob nun in der hohen Diplomatie, im Verlagswesen oder bei der internationalen Berichterstattung in den Medien, überall, so stellte sich heraus, sind (romanische) Fremdsprachenkenntnisse, interkulturelle Kompetenz und ein bewusstes Umgehen mit Sprache das Um und Auf einer erfolgreichen Karriere. Was sollten junge Leute darüber hinaus noch können, wenn sie eine Spitzenkarriere anstreben? Sie sollten:
  • wissen, was sie wollen
  • bereit sein, viel und intensiv zu arbeiten
  • sich für das, was sie tun, begeistern
  • Gelegenheiten mutig beim Schopf packen
  • praktische Erfahrungen in ihrem Berufsfeld sammeln
  • und eine kleine Portion Glück nicht von der Schwelle weisen


Nicht geplant war, dass sich Lorenz Gallmetzer, der langjährige Frankreich-Korrespondent des ORF, gleich in seinem ersten Statement zu einer Liebeserklärung an Frankreich, zu einem begeisterten Loblied auf französischen Geist, Kultur und Werte aufschwang: La France, Wiege der Aufklärung, Erfinderin des kritischen Intellektuellen, Schauplatz von Mai 68, Hüterin von Liberté, égalité, fraternité auch in der heutigen Welt, Gegengewicht zu angloamerikanischem Hegemoniestreben, Vorbild für Integration und Multikulturalität unter Bewahrung der eigenen, zutiefst europäischen Identität.

Dem schlossen sich in ähnlich hohen Tönen die drei eingeladenen Damen an, wobei besonders Mathilde Schwabeneder diese Begeisterung auch auf Italien, Spanien und Lateinamerika ausdehnte. Die Literatur, die Musik (man denke an den Schwerpunkt „Textmusik“ der Innsbrucker Romanistik) und die Kultur der Romanischen Länder werden als tiefe menschliche Bereicherung empfunden – und diese Offenheit, dieser Facettenreichtum im Menschlichen ist etwas, was nur die Geisteswissenschaften vermitteln können und worauf es in allen von den Gästen vertetenen Berufsfeldern immer wieder ankommt. Das, und die gemeinsame Begeisterung für die romanischen Sprachen und Länder, ließ die Gespräche beim anschließenden Buffet spontan sehr warm und freundschaftlich ausfallen. (bb)