Eine Feier des „Anfangs“ der Universität im aktuellen Gewand
„Der Festakt war ein Zeichen dafür, dass sich die neue Fakultät – hervorgegangen aus der Teilung der Geisteswissenschaftlichen Fakultät –mit Erfolg um eine neue Identität nach innen und außen bemüht. Die Leistungen der beiden in den Ruhestand getretenen Professoren und die attraktiven Projekte des neuen Professors stellen dafür eine ausgezeichnete Basis dar“, betont Dekan Christoph Ulf. Rektor Manfried Gantner stellte sich in seinen Grußworten ganz hinter die Bemühungen der Fakultät, Dekan Christoph Ulf reihte in seiner Begrüßung die neue Fakultät in die Abfolge der Reformen seit 1975 ein.
Abschied
Univ.-Prof. Dr. Josef Zelger vom Institut für Philosophie und auch Ao.Univ.Prof.Dr. Godehard Kipp vom Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik waren beide über 30 Jahre lang an der LFU tätig und haben sich in ihren Fachbereichen besonders verdient gemacht. Sie haben eine Zeit der Veränderung erlebt und haben auch am bestehenden Profil ihrer Alma Mater mitgewirkt.
Zu den Personen
Godehard Kipp wurde am 12. Oktober 1939 in Memmingen im Allgäu geboren. Er studierte Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte in Bonn und in Innsbruck. Schon während des Studiums war er als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Alte Geschichte tätig. Im Jahr 1973 promovierte er im Fach Alte Geschichte an der LFU und war seitdem auch als Universitätsassistent am Institut für Alte Geschichte tätig. Die Habilitation erfolgte im Jahr 1991 für das Fach Alte Geschichte und Vergleichende Geschichte früherer Kulturen. Im selben Jahr wurde er zum Assistenzprofessor und 1997 zum Ao. Universitätsprofessor ernannt. Am 1.12.2005 trat er seinen Ruhestand an.
Die Person und Kipps fachliche und persönliche Leistungen für das Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik und die Geisteswissenschaftliche Fakultät würdigte Prof. Dr. Reinhold Bichler.
Josef Zelger wurde am 2. Februar 1940 in Sterzing, Südtirol geboren. Er studierte an der LFU die Kombination aus den Fächern Philosophie, Psychologie, Theologie und Physik. Nach Studienaufenthalten an der University of Chicago 1969 und 1972 folgte die Promotion im Fach Philosophie 1972 und im Jahr 1980 die Habilitation. 1967 war Prof. Zelger Mitbegründer und über fast drei Jahrzehnte Mitherausgeber der philosophischen Fachzeitschrift „Conceptus“. Von 1983 bis 2005 war er an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der LFUI Professor für Philosophie, von 1988 bis 1990 Vorstand des Instituts für Philosophie. Ab 1989 entwickelte Prof.Zelger GABEK, ein Verfahren kreativer Selbst- und Wissensorganisation, das seitdem in rund 60 Instituten auf fünf Kontinenten erfolgreich zur Anwendung kam. Am 01.10.2005 trat er seinen wohlverdienten Ruhestand an.
Die wissenschaftlichen Aspekte hob Institutsleiter Prof. Hans Köchler in seiner Laudatio hervor, während Prof. Reinhold Bichler den Wissenschaftler als Person würdigte.
Neubeginn
Anlässlich der Feierlichkeiten wurde auch ein neuer Mitarbeiter öffentlich begrüßt. Prof. Robert Rollinger wurde durch den italienischen Orientalisten Prof. Giovanni B. Lanfranchi von der Universität Padua vorgestellt.
Robert Rollinger wurde am 17. September 1964 in Bludenz, Vorarlberg geboren. Er studierte von 1984 bis 1989 in Innsbruck die Fächer Sprachen und Kulturen des Alten Orients, Geschichte und Alte Geschichte und promovierte 1993. 1994 wurde er Vertragsassistent und im April 2000 Universitätsassistent. Nach seiner Habilitation im jahr 1999 erfolgte im März 2000 seine Ernennung zum Ao. Universitätsprofessor. In den Jahren 2003 bis 2004 war er Gastprofessor am Institut für Alte Geschichte der Universität Graz. Seit Oktober 2004 ist Prof. Rollinger Leiter des Instituts für Alte Geschichte und Altorientalistik der LFU Innsbruck. Seit 1. Juni 2005 ist er Professor für „Kulturbeziehungen und Kulturkontakte zwischen Kulturen des Alten Orients und des mediterranen Raumes“ am Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik.
Im Anschluss an die Feierlichkeiten hielt Prof. Rollinger seine Antrittsvorlesung, in der er mit den Augen der Perser auf die griechische Geschichte blickte und so Ethnozentrismus und den Glauben an kulturelle Superiorität als eine eingeschränkte Wahrnehmung der Wirklichkeit kennzeichnete. Auf dieser Basis zog der abschließend eine Linie bis zur aktuellen Diskussion über Europa.
Wechselhafte Geschichte
Die Anfänge der heutigen Philosophisch-Historische Fakultät liegen im Jahr 1669 – im Gründungsjahr der LFU. Mit dem Studienjahr 1669/70 begannen die beauftragten Jesuiten mit dem ersten Universitätskurs in Logik. Damit war der Grundstein für die Philosophische Fakultät gelegt. 1671 nahmen die Theologische und die Juridische Fakultät den Betrieb auf.
Die Philosophische Fakultät beinhaltete ursprünglich bis 1792 die niederen Studien wie u.a. Logik, Physik und Metaphysik, die als Zulassungsberechtigungen zu den höheren Studien Theologie, Rechte und Medizin galten. Als Erweiterung der philosophischen Studien wurden noch im ersten Jahrzehnt des Bestehens ein französischer Sprachlehrer, ein „wälscher Sprachmeister“ sowie ein Tanz- und Fechtmeister berufen. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts unterrichteten ausschließlich Jesuitenprofessoren. Ignanz von Weinhart (1705 – 1797) war als erster Professor für Experimentalphysik das Synonym für eine Modernisierung des philosophischen Lehrbetriebs im Sinne der Aufklärung.
Im Jahr 1782 fiel die Innsbrucker Universität der straffen Bildungspolitik Josephs II. mit geplanter Reduktion auf nur noch zwei Reichsuniversitäten zum Opfer. Das kaiserliche Dekret von 1782 ordnete an, die Universität in ein Lyzeum umzuwandeln. Die Philosophische Fakultät – als Grundlagenstudium – und die Theologische Fakultät blieben dabei fast unberührt. Der volle Studienbetrieb wurde im Herbst 1792 wieder aufgenommen.
Tiroler Aufstand
Die Universität nahm auch am Tiroler Aufstand unter Andreas Hofer mit der mehrmaligen Rückeroberung Innsbrucks teil. Nach dem Zusammenbruch des Tiroler Aufstands im November 1809 hatte sich die Universität wegen ihrer Tirol-patriotischen Haltung den Bayern gegenüber zu legitimieren. Der erschöpfte Studienfonds und Konzentrationsbestrebungen der Bayern führten 1810 zum zweiten Mal zur Aufhebung der Universität Innsbruck. Erhalten blieb ein philosophisch-theologisches Rumpf-Lyzeum. 1826, nach der Wiedervereinigung Tirols mit Österreich, bewilligte Franz I. unter restriktiven Bedingungen die Restauration der Universität.
Aufschwung
1848/49 erließ Unterrichtsminister Graf Leo Thun-Hohenstein die große österreichische Universitätsreform. Im Zuge dieser erhielten die Hochschulen wieder Lehr- und Lernfreiheit sowie eine erweiterte Autonomie. Die Philosophische Fakultät wurde zur eigenständigen wissenschaftlichen Anstalt also zu einer Vollfakultät. Diese Aufwertung führte zu starker Expansion. Waren 1848 gerade sechs Professoren tätig, so zählte die Fakultät im Jahr 1900 bereits 27 Ordinarien, drei Extraordinarien und zehn Privatdozenten. Die Differenzierung in geistes- und naturwissenschaftliche Fächer hatte sich entwickelt. Ausgebildet wurden vor allem Gymnasiallehrer und Spezialwissenschaftler.
Kurz vor der Jahrhundertwende, 1897, wurden auch Frauen zum Studium – vorerst allerdings nur an der Philosophischen Fakultät – zugelassen.
Während der NS-Zeit wurde die Philosophische Fakultät in eine Geistes- und eine Naturwissenschaftliche Fakultät aufgesplittet. Am 20. Juli 1945 wurde diese Trennung von der Provisorischen Staatsregierung wieder rückgängig gemacht. 1976 erfolgte eine erneute Teilung der „Philosophischen“ in eine Geisteswissenschaftliche und eine Naturwissenschaftliche Fakultät.
Im vergangenen Jahr wurden die Geisteswissenschaften dann erneut in drei weitere Fakultäten geteilt: In die Fakultät für Bildungswissenschaften, die Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät und die Philosophisch-Historische Fakultät. Die Vorläufer der Philosophisch-Historischen Fakultät leiten also bis zu den Wurzeln der Alma Mater zurück.