Ein hochalpines Tagungszentrum

Das Universitätszentrum Obergurgl (UZO) hat sich in den vergangenen Jahren zu einem interessanten Tagungsort entwickelt. Die neue Leiterin Verena Kaiser sprach mit dem iPoint über ihre Aufgaben und Ziele.
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Das Universitätszentrum Obergurgl (Bernd Ritschel / Ötztal Tourismus)

Worin besteht die Aufgabe des Universitätszentrums Obergurgl?

Das Universitätszentrum ist Teil der Uni Innsbruck. Die Aufgabe meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt darin, gemeinsam mit mir einen idealen Rahmen für wissenschaftliche Veranstaltungen und damit für einen erfolgreichen Wissensaustausch zu schaffen. Aufgrund der perfekten Lage inmitten der Tiroler Berge verstehen wir uns auch als Schaufenster für die gesamte Universität Innsbruck. Insbesondere dann, wenn wir Veranstaltungen anderer Universitäten hier beherbergen oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von auswärts zu uns kommen. Hier haben wir das Ziel, die große Leistungsfähigkeit der Universität Innsbruck auch durch besonders gut organisierte Veranstaltungen zu unterstreichen.

 

Das heisst auch, dass Sie sich an anderen modernen Tagungsstätten orientieren. Das ist eine gewisse Herausforderung für das gesamte Team.

Ja, wir arbeiten ständig daran, das UZO weiter zu entwickeln. Das ist work in progress. Inzwischen entwickelt sich das Universitätszentrum zu einem Tagungszentrum mit Hotelbetrieb und hat das Image eines Heims weitgehend abgelegt. Wie in jedem Hotelbetrieb während der Saison kann ein Großteil meiner 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur im Urlaub nach Hause fahren. Sie wohnen im Universitätszentrum und haben kaum die Möglichkeit, nach der Arbeit wirklich abzuschalten oder einem Hobby nachzugehen. Das ist für uns alle eine enorme Herausforderung und um so mehr schätze ich die Disziplin und Professionalität meiner Kolleginnen und Kollegen und ihre Fähigkeiten unsere Gäste immer wieder glücklich zu machen.

 

Ein wichtiger Bestandteil ist ja auch die Alpine Forschungsstelle Obergurgl (AFO), die ebenfalls in den Häusern intergriert ist. Wie fügt sich das zusammen?

Richtig, die Alpine Forschungsstelle, die in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von Prof. Wolfgang Burger gegründet wurde, war der Ausgangspunkt für die spätere Entwicklung. Seit dieser Zeit forschen WissenschaftlerInnen aus den Bereichen Biologie sowie Geo- und Atmosphärenwissenschaften hier in Obergurgl. Sie alle finden hier ein perfektes hochalpines „Naturlabor“ für ihre Arbeit vor. Aufgrund der stärkeren Ausrichtung von Obergurgl als Tagungsort bedarf es einer partnerschaftlichen Absprache, um allen Nutzerinnen und Nutzern entsprechende Arbeitsgrundlagen zu bieten. Ich stimme mich dazu sehr eng mit der Leiterin der Forschungsstelle, Frau Prof. Brigitta Erschbamer, ab. Bisher funktioniert das alles eigentlich sehr gut.

 

Wie sieht es mit der Auslastung aus?

Das Universitätszentrum Obergurgl soll sich seit 2008 durch die selbst erwirtschafteten Einnahmen selbst tragen. Wir müssen unsere Planungssicherheit erhöhen und eine ideale Auslastung des Universitätszentrums erreichen. Dafür sind wir gerade dabei, Verträge einzuführen, mit denen Veranstaltungen verbindlich gebucht und Anzahlungen erhoben werden und im Falle einer Absage auch Stornogebühren fällig werden. Wie bereits erwähnt, stehen wir ja in Konkurrenz zu anderen Tagungsorten. Dieser „Erfolgsdruck“ führt dazu, dass wir uns immer wieder fragen, was wir besser oder auch anders machen können. Neben betriebswirtschaftlichen Erfordernissen, liegt ein wesentlicher Erfolgsfaktor beim Service. So haben wir nun einen Tischservice beim Abendessen und unsere Gäste müssen sich ihre Getränke nicht mehr selbst von der Bar holen. Außerdem haben wir das kulinarische Angebot für Veranstaltungen ausgeweitet. Beispielweise gibt es nun verschiedene „Pausenfüller“. Wir bieten hier eine Fitness-Pause, mit frischen Obst und Gemüse oder aber eine Tirol-Jause mit etwas deftigerem Genuss. Seit einer Woche führen wir eine professionelle Hotelsoftware ein, die uns hilft, Veranstaltungen effizienter zu organisieren und die Auslastung noch zu erhöhen.

 

Trotz des Tagungsgeschäftes wird es immer wieder Lücken geben. Bieten Sie hier auch etwas für Kurzentschlossene?

Ja, immer wieder werden kurzfristig Zimmer frei. Diese vermieten wir gerne an Universitätsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, damit diese bei uns Ski fahren können oder einfach nur ein angenehmes Wochenende in den Ötztaler Alpen verbringen können. Auf unserer Homepage ist ein Teil für Privatgäste reserviert. Dort werden die Kapazitäten der kommenden vier Monate angezeigt. Die entsprechende Webadresse lautet: http://www.uz-obergurgl.at/privatgäste. Natürlich kann man auch spontan bei uns anfragen, es gibt immer eine Chance, dass noch Zimmer frei sind. Wir freuen uns über jeden Gast.

 

Die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Veranstaltungsmanagent und Nächtigungsbetrieb stellt auch an Sie hohe Ansprüche. Wie begegnet man diesen?

Ich bin in Innsbruck aufgewachsen und habe nach meiner Matura am BORG für Leistungssportler eine Ausbildung zum International Travel and Tourism Assistant gemacht. Anschließend habe ich meine ersten beruflichen Erfahrungen in Österreich, Deutschland und Frankreich unter anderem bei Disneyland Paris, Hilton Hotels and Resorts und der TU-Berlin gesammelt. Die Tätigkeiten reichten dabei von einer Reservierungsmanagerin über Group- und Eventmanagerin bis hin zur Verwaltung von EU-Projekten. Neben meinem Beruf habe ich Wirtschaftswissenschaften an der FernUniversität Hagen studiert und dort als Diplom-Kauffrau abgeschlossen. Bevor ich ans Universitätszentrum Obergurgl wechselte war ich am Institut für Informatik der Uni Innsbruck als Institutsreferentin und Projektmitarbeiterin in der Forschungsgruppe von Prof. Breu tätig. So kenne ich beides, die touristischen und die universitären Anforderungen an meine Arbeit und an das Universitätszentrum.

(us)