Ein italienischer Starjournalist erobert Innsbruck
Bereits um 17.00 Uhr fanden sich vor dem Veranstaltungsraum die ersten Gäste ein, obwohl der Beginn erst mit 18.30 Uhr angesetzt war. Gäste, die teilweise eine lange Anfahrt aus Florenz, Trient oder Triest in Kauf genommen hatten, um Beppe Severgnini zu begegnen.
Globetrotter Severgnini
Der Journalist Beppe Severgnini aus Crema bei Mailand lebt und arbeitet in seiner Geburtsstadt. Seine unerbittliche Neugier treibt ihn jedoch immer wieder in die Welt hinaus, wo er scheinbar spielerisch Kontakte knüpft, beobachtet und seine Erlebnisse und Begegnungen auf erfrischend spontane Art verarbeitet und publiziert. Entdeckt wurde der studierte Jurist von keinem Geringeren als Indro Montanelli, dem „Dekan der italienischen Journalisten“. In der Vergangenheit war er für die Tageszeitungen „Il Giornale“, „La Voce“ und als Auslandskorrespondent für den „Economist“ tätig. Aktuell schreibt Beppe Severgnini regelmäßig für den „Corriere della Sera“. Seinen Bekanntheitsgrad in Italien und weltweit verdankt er unter anderem seiner Idee zum Internet-Diskussionsforum „Italians“, in dem er seit sieben Jahren mit den Teilnehmern über aktuelle Ereignisse diskutiert. Sobald er sich in einer Stadt außerhalb Italiens aufhält, organisieren die „Italians“ Pizzatreffen, um ihren Diskussionspartner persönlich kennen zu lernen. So geschehen auch im Anschluss an die Veranstaltung in Innsbruck, die noch dazu die 50. „pizzata“ war.
Angetan war Beppe Severgnini vor allem vom Ambiente im Hypo Tirol Saal. Seine gute Laune war ansteckend und übertrug sich sogleich auf das Publikum und den Hausherrn, den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Hypo Tirol Bank Dr. Günter Unterleitner, der den Gast auf Italienisch willkommen hieß und prompt von Herrn Severgnini auf Deutsch Dankesworte erhielt.
Das Wesen der Italiener
Der lebendige Vortrag baute inhaltlich auf die Schlussfolgerungen aus Severgninis jüngstem Bestseller „La testa degli italiani“ auf. Anhand realer und charmant wiedergegebener Beispiele erklärte er das Wesen der Italiener und „warum das, was die Welt als Tugenden ansieht, bei Italienern Mängel sind und umgekehrt“. So können als etwaige Schwachpunkte der Italiener Intelligenz, Intimität oder Intuition angeführt werden und als Stärken Geschmack, Großzügigkeit und Genie. Demzufolge kann die Offenheit beim Kennen lernen rasch zur Intimität übergehen und somit zu Interessenskonflikten führen. Das italienische Genie zeigt sich hingegen, wenn vermeintliche Krisensituationen in ein „Volksfest“ verwandelt werden.
Die „ProtagonistInnen“-Reihe des Italien-Zentrums findet am 29. März mit Pino Arlacchi, dem wohl bekanntesten Experten im Bereich der organisierten Kriminalität, ihre Fortsetzung.