31 Studierende bauen Kindergarten für 80 südafrikanische Kinder
Die Anforderungen sind beträchtlich: Das Projekt soll verhältnismäßig „kostengünstig“ zu errichten sein und ohne viel technischen Aufwand ein „nachhaltiges“ klimaoptimiertes Gebäude entstehen. Interessierten Anwohnern vor Ort, die mitarbeiten wollen, werden Qualifikationen des Bauens weitergegeben. Das Projekt erfüllt also die Kriterien „Social“ und „sustainable“. In Kooperation mit dem Verein SArch (Leiter: Mag. Christoph Chorherr) wird eine großartige Idee verwirklicht.
Das ./studio 3, Institut für experimentelle Architektur an der LFU Innsbruck, ist nicht das erste Architekturinstitut, das sich dieser Aufgabe annimmt. Seit 2004 sind in Kooperation mit europäischen Architekturfakultäten sieben Projekte entstanden. Der Erfolg, aber auch die bisher gewonnene Erfahrung, unterstützen das Vorhaben. „Architektur kann identitätsstiftend sein, es werden positive gesellschaftliche Entwicklungen eingeleitet, wenn Architektur über ihre bloße Funktionserfüllung hinausgeht. Gerade die Kinder bedürfen eines besonderen Schutzes, und einer kreativen Umgebung, um vielleicht einmal ausbrechen zu können aus dem Kreislauf von Segregation, Arbeitslosigkeit, Armut, Kriminalität und letztendlich auch AIDS. Die Zukunft einer jeden Gesellschaft sind ihre Kinder“, freut sich Prof. Volker Giencke, Leiter des ./studio 3, Institut für experimentelle Architektur, über das Projekt an seinem Institut.
Warum Südafrika?
Die Kenntnis lokaler Strukturen und das Einbeziehen lokaler Netzwerke ist die Vorraussetzung für gelungene Kooperationsprojekte. Es gibt eine lokale „ownership“: Menschen oder Institutionen, die die lokale Kultur nicht nur kennen, sondern Teil davon sind, übernehmen Verantwortung für das Projekt, wenn die Innsbrucker Studierenden wieder nach Hause gefahren sind.
Schon jetzt ist die große Einsatzfreude der 31 Studierenden erkennbar. Jedoch hoffen sie auf die Offenheit und Großzügigkeit von Unternehmen, staatlichen Einrichtungen und Einzelpersonen, um sie mit finanziellen Mitteln zu unterstützen. Die Studierenden tragen Flug- und Aufenthaltskosten selbst, Verwaltungs- und Organisationskosten belasten das Spendenkonto nicht.
Learn together – Build together
Seit dem politischen Wandel in Südafrika ist es das Ziel der demokratisch gewählten Regierung, allen Kindern gleiche Bildungschancen zu geben. Seit 1996 besteht für alle SüdafrikanerInnen der Altersgruppe von sieben bis sechzehn Jahren Schulpflicht; das Recht auf eine Grundausbildung ist in der Verfassung verankert. Nach wie vor ist das Bildungsgefälle zwischen weißen und schwarzen SüdafrikanerInnen groß und vielerorts werden die SchülerInnen weiterhin getrennt nach Bevölkerungsgruppen unterrichtet. In den Townships und in den früheren “Homelands” lässt die schulische Infrastruktur besonders zu wünschen übrig. Schulalltag bedeutet hier Massenbetrieb.
Die Olifantsvlei Primary School (860 Schüler/innen, 20 Lehrer) ist ein Teil der Moses Maren Mission, die aus einer Primary School, einer Secondary High School und einem Kinderheim besteht. Die Kinder kommen alle aus verschiedenen Townships mit Schulwegen bis zu 48 km. Viele Kinder sind Aids-Waise.
Neben Lesen, Schreiben und Rechnen wird auch Alltagswissen, wie Aufklärung und Vorsorge vor HIV und AIDS vermittelt. Die von der Unesco geforderte „Basisbildung“ für alle Kinder (Unesco-Weltbericht „Bildung für alle 2006“) sieht v.a. Handlungsmöglichkeiten im Vorschulbereich. Der bloße Schulbesuch, der in Südafrika gesetzlich gesichert ist, garantiert nicht automatisch auch „literacy“, also Lese- und Schreibfähigkeit. Gerade im Vorschulbereich besteht die Möglichkeit für Kompensation und Förderung, Sprache kann spielerisch gelernt werden. Die in Johannesburg ansässige NGO „Education Africa“ James Urdang wählte gemeinsam mit „adopt a school“ Cyril Ramaphosa die Olifantsvlei Primary School für das Innsbrucker Architektur-Projekt aus.
Architektur in den Townships von Südafrika
Weltweit wird der Großteil aller Behausungen unter einem extremen Mangel weitab jedes Architekten, nur, um die größte Not zu lindern, errichtet. Die Townships rund um Johannesburg sind nur einige wenige dieser Brennpunkte. Rund um die Städte Afrikas, aber auch Südamerikas oder Asiens, gleichen sich die Bedingungen: Blechdächer erzeugen unerträgliche Hitze im Sommer, Kälte im Winter. Solche Siedlungen wachsen explosionsartig.
Spendenkonto:
Hypo-Bank-Tirol, Kto-Nr. 210 111 30410
BLZ 57000
Konto-Inhaber: Universität Innsbruck
Stichwort: ZAP840001/Südafrika