Marokkos Dichter, zwei Studentinnen und ein Film

"Lesen ist Abenteuer im Kopf" – wer träumt nicht davon, derartige Abenteuer einmal in die Realität umzusetzen und Literatur durch eine Spurensuche Vorort lebendig werden zu lassen.
Studentin Angelika Herta.
Studentin Angelika Herta.

Zwei Studentinnen der Universität Wien, eine Kärntnerin und eine Tirolerin haben es gewagt. Das Ergebnis? Ein Film, der Interviews mit marokkanischen AutorInnen mit "Bildern einer Landschaft" und prägnanten Zitaten aus marokkanischer Lyrik und Prosa kombiniert. Angelika Herta, ein Teil des mutigen Duos war in Innsbruck zu Gast und präsentierte den selbst produzierten Film im Rahmen eines Seminars über "Meisterwerke der frankophonen Literaturen" unter Leitung von Prof. Ursula Moser. Den Studierenden wurden auf diesem Weg nicht nur Interpretationsansätze der marokkanischen Lyrik, sondern auch Einblicke in das marokkanische Alltagsleben und die marokkanische Kultur vermittelt.

 

Unterdrücker oder Mittel zu Gedankenaustausch?

Bei den Interviews mit den AutorInnen stand vor allem deren Verhältnis zur französischen Sprache im Vordergrund. Dabei wurden von Herta auf beeindruckende Weise kontrastierende Meinungen präsentiert. Ist für die einen das Französische als Sprache großer französischer Klassiker wie Voltaire ein probates Mittel eigene Gedanken auszudrücken und sich Gehör zu verschaffen, ist die "langue française" für die anderen Sprachen der Unterdrücker und ein Verrat an der eigenen Tradition. Die Statements der Autoren und Autorinnen wechselten mit "marokkanischen Länderimpressionen" ab, die sich aufgrund ihrer hohen Suggestivkraft in das Gedächtnis des Publikums einprägten und eine Motivation zu ähnlichen Projekten darstellten: So filmte Herta einen Mann, traditionell gekleidet, der einen verlassenen Strand entlang schritt und – wie die literarische Figur "Moha le fou, Moha le sages" - das Meer und die Wellen zu beschwören schien; im Gegensatz dazu stand das pulsierende städtische Treiben, das Herta ebenfalls filmisch festhielt.

 

Tradition und Moderne

Die Gastvortragende zeigte sich vor allem vom Gegensatz zwischen Tradition und Moderne beeindruckt, den sie dem interessierten studentischen Publikum plastisch schilderte: Auf der einen Seite beherrscht das Portrait des marokkanischen Königs Mohammed VI. das (Straßen-)bild, auf der anderen Seite wird hektisch mit Mobiltelefonen hantiert.

 

Alles in allem bezeichnete Herta ihren Aufenthalt in Marokko, der unter anderem von der Österreichischen Hochschülerschaft unterstützt wurde, als sehr abenteuerlich, aber niemals als gefährlich. So schwärmte sie besonders von der Gastfreundschaft marokkanischer Frauen.

 

Für die Studierenden waren Hertas Ausführungen Anlass und Motivation, sich vielleicht im Rahmen bevorstehender Diplomarbeiten selbst in ein solches Abenteuer zu "stürzen".