Kulturen: Streit – Analyse - Dialog
Das Leitthema des heurigen Ludwig Wittgenstein-Symposiums in Kirchberg am Wechsel (NÖ) ist „Kulturen. Streit – Analyse – Dialog“. Organisiert wird die Tagung von der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft unter der wissenschaftlichen Leitung von Georg Gasser, Christian Kanzian und Edmund Runggaldier (Institut für Philosophie an der Theologischen Fakultät, LFU). Was kann die Philosophie, die „Analyse“ dazu beitragen, um vom Streit zwischen Kulturen zu einem echten und substantiellen Dialog zu kommen?
Dass gerade die Frage der Verständigung zwischen Kulturen brisant ist, zeigt sich tagtäglich in den Medienberichten. Längst schon hat sich die globale Situation geändert: von einer Konfrontation zwischen den politischen Systemen in Ost und West hin zu einer Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen Kulturen. Oft ist diese Auseinandersetzung geprägt von Unverständnis, Intoleranz und Streit. Und hier setzt die Verantwortung der Wissenschaft, insbesondere der Philosophie an. Wissenschaftliche Traditionen, speziell in der Geistesgeschichte, sind oft sehr nahe verwandt. Judentum, Islam und die westlich-christliche Kultur haben dieselben Wurzeln. Warum sollte es nicht möglich sein, diese Nähe als Chance zu nützen, und über den Vergleich und die Suche nach Gemeinsamkeit zu Verständnis und zu echtem Dialog zu kommen? Das erste Mittel von Streit zu Dialog ist Analyse: die wissenschaftliche Kleinarbeit, die - oft zwar unspektakulär und nicht auf den schnellen Erfolg ausgerichtet - dennoch tragfähige Fundamente für ein gedeihliches Miteinander bereiten kann. Dementsprechend sind wieder Sektionen eingerichtet, in denen diese Kleinarbeit geschehen soll: Logik, Sprachphilosophie, Handlungs- und Entscheidungstheorie, Interkulturelle Philosophie, Ethik, aber auch die Untersuchung der Eigenart der Rationalität von Weltanschauungen – eine Grundvoraussetzung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs auf wissenschaftlicher Ebene.
Wissenschaftliche Arbeit ist ein Aspekt. Der andere aber, und auch das gehört zur Kirchberger Tradition, ist Begegnung. Und dafür wollen wir ebenfalls Raum bieten. Die ruhige, gastliche Atmosphäre des Niederösterreichischen Feistritztales ist wohl ein ideales Ambiente, in der weltbekannte Wissenschaftler aus Israel, dem Iran, der USA, Russland, um nur einige Länder zu nennen, zusammen mit den österreichischen Gastgebern ins offene Gespräch kommen können.
Dementsprechend soll auch das Programm ausgerichtet sein: Im Mittelpunkt stehen Vorträge weltweit führender Philosophen. Den Eröffnungsvortrag wird der aus Ghana stammende und in Tampa (Florida) wirkende Professor Kwasi Wiredu halten. Erwartet werden ebenfalls u.a. der aus New York kommende und im Iran lebende Professor Muhammad Legenhausen (er war Ende 2005 Gast der LFU), und viele andere. Bedeutende Säulen des Programms werden aber auch offene Veranstaltungen sein, wie eine Podiumsveranstaltung am Freitag, 11.8., abends, zu der wir u.a. Frau Obberrabinerin Goodman-Thau und eine Delegation iranischer Geistliche erwarten dürfen. Hier konnten die Organisatoren profitieren von der Partnerschaft zwischen der LFU und dem Imam Khomeini Education and Research Institute in Qom.
Für Medienvertreter werden diesmal übrigens eigene Pressesprecher die aktuellen Ereignisse vom Tag aufbereiten. So sollen die Ansprüche von Wirkung nach innen, sprich ein Beitrag zur philosophischen Forschung, und nach außen möglichst miteinander verknüpft werden.
Jeder Interessierte ist herzlich willkommen!
Kontakt: christian.kanzian@uibk.ac.at