Studienexkursion nach Singapur und Malaysia zum Thema „Religion und Gewalt“

Im Rahmen einer zehntägigen Studienreise nach Kuala Lumpur, Penang und Singapur wurde Studierenden der Universität Innsbruck unter der Leitung von Prof. Hans Köchler die Gelegenheit geboten, gemeinsam mit internationalen Experten das Verhältnis von Religion und politischer Gewalt zu untersuchen.
Prof. Hans Köchler, in der Mitte sitzend, umgeben von Wissenschaftlern der IIUM sowie …
Prof. Hans Köchler, in der Mitte sitzend, umgeben von Wissenschaftlern der IIUM sowie Studierenden der Universität Innsbruck
Interdisziplinäres Forschungsseminar: Religion und Gewalt

Vor dem Hintergrund eines kritischen Interesses an gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich internationaler Beziehungen hat es sich Prof. Köchler vom Institut für Philosophie zur Aufgabe gemacht, in einem interdisziplinären Forschungsseminar zum Thema „Religion und Gewalt“ gemeinsam mit Mag. Jodok Troy, Mag. Marie-Luisa Frick und Dr. Andreas Oberprantacher die sozialen, ethischen und anthropologischen Konsequenzen, die sich aus den Glaubenslehren der Weltreligionen ergeben, zu erforschen.

Im Besonderen sollte der Frage nachgegangen werden, ob es tatsächlich einen gewalttätigen Kern religiösen Glaubens gibt oder ob religiöse Überzeugungen vielmehr für machtpolitische Zwecke missbraucht werden.

 

Studienexkursion nach Malaysia und Singapur

Weil die Komplexität dieses Themas nicht allein auf die akademische Reflexion im Seminarraum beschränkt bleiben sollte, wurde am Ende des Wintersemesters 2006/07 eine begleitende Exkursion organisiert, welche die Studierenden in zwei südostasiatische Länder führte, die sich durch das Zusammenleben unterschiedlicher Religionsgemeinschaften und durch einen hohen Grad an Multikulturalität auszeichnen: Malaysia und Singapur.

 

Zusammentreffen und Vertiefung mit international anerkannten Experten

Nach Ankunft in Malaysias moderner Hauptstadt Kuala Lumpur trafen die TeilnehmerInnen mit Herrn Dr. Chandra Muzaffar, dem Gründer und Präsidenten der NGO JUST, zusammen, der über sie die aktuelle innen- und außenpolitische Situation des islamischen Staates Malaysia informierte. Wie sich im Gespräch herausstellte, zeichnet sich Malaysia nach wie vor durch einen hohen Grad an religiöser Toleranz aus, die jedoch Gefahr läuft, durch die Konsequenzen der internationalen Spannungen zunehmend beeinträchtigt zu werden.

Im Verlauf des Exkursionsprogramms hatten die Studierenden die Möglichkeit, die Hochschulseelsorge der Katholischen Erzdiözese von Malaysia zu besuchen, mit führenden Wissenschaftlern der International Islamic University Malaysia (IIUM) und der National University of Malaysia (UKM) zu diskutieren, die Ziele der Muslim Youth Movement of Malaysia (ABIM) in Erfahrung zu bringen sowie die Zentralorganisationen der Hindus (Hindu Sangam Malaysia) und der Buddhisten (Buddhist Maha Vihara) kennenzulernen.

Die Studienexkursion führte die Studierenden der Universität Innsbruck außerdem nach Penang, wo sie mit Vertretern des Zentrums für internationale Studien der Malaysia Science University (USM) und des Third World Networks zusammentrafen, um mit ihnen die Bedingungen von Religiosität und sozialem Leben zu reflektieren.

Prof. Köchler strich in einer Reihe von Grundsatzvorträgen, die er an den besuchten Universitäten hielt, die Notwendigkeit heraus, dass der Westen sich seiner geschichtlichen Verantwortung bewusst wird. Man würde, so Prof. Köchler, die gegenwärtigen internationalen Spannungen missverstehen, wollte man deren missionarische und imperiale Vorgeschichte ausblenden.

Ein besonderes Highlight der Reise stellte der Vortrag des eigens aus Manila angereisten Dr. Abdulhusin M. Kashim, Generalsekretär des Philippine Muslim Solidarity Council, dar. In seinen Erörterungen bot Dr. Kashim einen detaillierten Einblick in gegenwärtige Entwicklungen auf den Philippinen vor dem Hintergrund politisch wie religiös motivierter Konflikte.

 

Abschluss der Studienexkursion in Singapur

Die inhaltlich äußerst dichte und informative Studienreise fand ihren Abschluss in Singapur, wo das Religion Research Cluster der National University of Singapore in Zusammenarbeit mit dem Institut für Philosophie der Universität Innsbruck ein Forum zum Thema „Religion und Gewalt: Beispiele im Christentum und im Islam“ veranstaltete, das auf überwältigendes Interesse vieler Lehrender und Studierender fast aller Fakultäten stieß.

 

Längerfristige Ausrichtung

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Diskussionen sind Teil längerfristiger Bestrebungen des Instituts für Philosophie, die philosophischen Grundlagen von Religion und von Gewalt anhand von Fallbeispielen zu untersuchen.

Die Studienexkursion wurde in Zusammenarbeit mit der I.P.O. (International Progress Organization) und JUST (International Movement for a Just World, Malaysia) organisiert und durchgeführt.