Fremde Kulturen ganz nah
Zahlreiche hochkarätige Vortragende aus Kanada, den USA und Deutschland sind der Einladung nach Innsbruck gefolgt und haben ihre Forschungsergebnisse zur sprachlich wie kulturell höchst komplexen Situation der frankophonen Minderheiten in Nordamerika präsentiert.
Akadier und Cajuns
Als erstes von französischen Einwanderern besiedeltes Gebiet Nordamerikas umfasste die ehemalige Acadie die heutigen kanadischen Provinzen New Brunswick, Nova Scotia und Prince Edward Island. 1713 trat Frankreich die Acadie an England ab, doch bereits 1755 kam es zu jenem traumatischen Ereignis des „Grand Dérangement“, das Historiker heute als „ethnic cleansing“ bezeichnen: Von den 15.000 Acadiens wurden 12.000 deportiert und in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Viele ließen sich in der Folge im amerikanischen Louisiana nieder, wo sie heute als Cajuns bekannt sind. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kehrten zahlreiche Akadier wieder in ihr historisches Heimatgebiet zurück und versuchen seither, insbesondere aber seit der „Renaissance acadienne“ der 1970er Jahre, ihre Geschichte wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und ihrer durch Migrations- und Exilerfahrungen geformten Kultur zu neuer Blüte zu verhelfen.
Erfolg durch Interdisziplinarität
Bei der Konferenz wurde großer Wert auf einen multiperspektivischen Ansatz gelegt. Dank der Anwesenheit von Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen konnte der Komplexität der akadischen Kultur(en) Rechnung getragen werden; Mythen und gängige Annahmen über die geschichtliche Entwicklung der Akadier wurden kritisch hinterfragt. Zwei Filmvorführungen im Leokino mit anschließendem Runden-Tisch-Gespräch mit den Regisseuren boten eine wertvolle Ergänzung zu den Vorträgen und regten zu Diskussionen an. Einen besonderen Höhepunkt stellte die Lesung von Ehrengast Hon. Hérménegilde Chiasson, Gouverneur der Provinz New Brunswick, Regisseur, Journalist und Schriftsteller, dar, der das zahlreich erschienene Publikum mit Auszügen aus seinem dichterischen Werk sichtlich berührte.
Der Erfolg der Konferenz stärkt die Zusammenarbeit der Organisatoren und inspiriert zu neuen Projekten.