Zentrum für Interamerikanische Studien eröffnet
„Es gab an unserer Universität schon bisher viele Aktivitäten mit Bezug zu den Amerikas, die wir nun in diesem neuen Zentrum bündeln“, sagte Rektor Prof. Karlheinz Töchterle bei der Eröffnung am Donnerstag. „Die Universität Innsbruck versteht sich als ‚Volluniversität’, und ein solches Zentrum ist Ausdruck dieser Vielfalt einer Universität.“ Der für die Länderzentren zuständige Vizerektor, Prof. Tilmann Märk, dankte Prof. Gudrun Grabher vom Institut für Amerikastudien, Prof. Ursula Moser vom Institut für Romanistik und Prof. Martin Coy vom Institut für Geographie, die im Auftrag des Rektorenteams in den letzten Monaten das Konzept für das neue Zentrum erarbeiten haben. „Ich freue mich besonders, dass aus dieser Idee heute Wirklichkeit geworden ist“, sagte Märk, der auch die kanadische Botschafterin Marie-Gervais Vidricaire sowie diplomatische Vertreter der USA, Mexikos und Venezuelas bei dem Festakt begrüßen konnte. Der Vorsitzende des Universitätsrates, Prof. Johannes Rainer, zeigte sich begeistert von dem neuen Zentrum, in dem sich viele spannende Aspekte verbinden ließen. Als Vertreterinnen des Landes und der Stadt sprachen Dr. Eva-Maria Posch und Prof. Patrizia Moser zu den zahlreichen Festgästen.
Amerika ist nicht Amerika...
In seinem Festvortrag beleuchtet der Politikwissenschaftler Anton Pelinka, der seit kurzem an der Central European University in Budapest lehrt, das zwiespältige Amerikabild in Europa. „Amerika ist nicht Amerika ist nicht Amerika“, sagte Pelinka und verwies damit auf die Vereinfachungen und Projektionen, die unser Bild Amerikas beherrschen. Seit der Entdeckung durch die Europäer seien die Länder Amerikas Projektionsflächen für die Alte Welt sowohl für positive wie für negative Vorurteile gewesen. „Heute geht es daher um die eigentliche Entdeckung Amerikas, jenseits dieser Projektionen“, beschrieb Pelinka die Aufgabe der Amerikaforschung und damit auch des neu gegründeten Zentrums für Interamerikanische Studien. In einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion diskutierten im Anschluss Prof. Barbara Göbel vom Ibero-Amerikanischen Institut Preußischer Kulturbesitz in Berlin, Prof. Martin Heusser vom Englischen Seminar der Universität Zürich und Prof. Jean-Michel Lacroix von der Sorbonne in Paris über die Bedeutung von „Area Studies“ in der heutigen Zeit. Sie lobten dabei die Initiative der Universität Innsbruck und betonten den besonderen Charakter, den das interamerikanisch und interdisziplinär ausgerichtete Zentrum verkörpert. Während des abschließenden Empfangs in der Claudiana wurde dann noch die Ausstellung „Las mujeres y el amor“ mit Bildern mexikanischer Künstlerinnen eröffnet.
Forum des Austauschs
Das neue Zentrum für Interamerikanische Studien, das auf den in vielen Bereichen an der Universität Innsbruck bereits vorhandenen Kompetenzen zu „den Amerikas“ aufbauen kann, setzt sich zum Ziel, in einer vergleichenden gesamtamerikanischen Perspektive zur Erforschung der Verbindungen, Parallelen, aber auch der Gegensätze zwischen den Teilregionen des Kontinents beizutragen, entsprechende Themen in die Lehre verstärkt einzubringen und mit wissenschaftlichen und kulturellen Veranstaltungen das Verständnis für Amerika als „Konglomerat“ verschiedener Kulturen und Nationen zu fördern. Das neue Zentrum versteht sich als Plattform und Forum des Austauschs, das allen Interessierten offen steht. Zu den Aktivitäten des neuen Zentrums werden unter anderem die Veranstaltung von Vortragsreihen und Ringvorlesungen, von wissenschaftlichen Workshops und Tagungen sowie die Organisation von ‚summer schools’ gehören. Dabei sollen jeweils eine interamerikanische und eine interdisziplinäre Perspektive im Vordergrund stehen. Für das kommende Wintersemester ist eine Reihe von Veranstaltungen vorgesehen, die in erster Linie dem inneruniversitären Austausch über Forschungen zu den Amerikas in Innsbruck dienen sollen.