IGA-Forschungsförderungspreis an Dr. Sebastian Told
Sebastian Told hat am Institut für Organisation und Lernen unter der Betreuung von Ekkehard Kappler und Hans Hinterhuber (Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus) promoviert. In seiner interdisziplinär ausgerichteten und empirisch angelegten Dissertation hat er das Milieu in Genossenschaftsbanken in Zusammenhang mit den Prozessen und mit der Organisation bei Fusionen untersucht.
Rationalität und Emotionalität bestimmen menschliches Handeln gleichermaßen
Auf rund 290 Seiten verknüpft Told bei seiner Beschreibung von Bankenfusionen Erkenntnisse aus der Betriebswirtschaftslehre, der Soziologie und der Psychologie. Den soziologischen Begriff des Milieus, darunter wird die Gesamtheit von natürlichen, sozialen und geistigen Umweltkomponenten verstanden, die auf eine konkrete Gruppe von Menschen einwirken und ihr Handeln prägen, verwendet Told, um menschliches Verhalten vor, nach und bei Fusionen zu beschreiben. Im empirischen Teil der Arbeit wird in erzählerischer Form von erlebten Fusionen berichtet, d. h. es werden Geschichten darüber erzählt, wie die jeweilige Milieusituation von den Beteiligten erlebt wurde und welche Probleme MitarbeiterInnen bei Bankenfusionen in ihrer Alltagswelt haben. Dabei stellt sich heraus, dass die untersuchten Banken über unterschiedliche Milieus verfügen und von sehr unterschiedlichem Führungsverhalten geprägt werden. Told weist nach, dass Leadership eine große Rolle beim Herausbilden sozialer Normen bzw. bei der Gestaltung von Milieus spielt. Die Erkenntnis, dass der Homo Ökonomikus bei seinem Handeln nicht nur von Rationalität und Eigennutz gesteuert wird, sondern auch von Emotionen wird Konsequenzen für die Funktionsweise von Unternehmen haben. Told macht deutlich, dass zwischen Leadership und Milieu erhebliche Wechselwirkungen bestehen, die weder durch den Leadership-Ansatz noch durch den Milieuansatz allein hinreichend abgedeckt werden können. Nur eine Kombination beider Sichtweisen durch ein Zusammenfügen der Bausteine verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen kann zur Erklärungen beitragen.
Das Internationale Institut für Genossenschaftswesen im Alpenraum (IGA)
Das Internationale Institut für Genossenschaftswesen im Alpenraum wurde als Verein 1995 in Zusammenarbeit mit der Raiffeisen-Landesbank Tirol, dem Tiroler und dem Südtiroler Raiffeisenverband, dem Österreichischen und Bayerischen Genossenschaftsverband sowie der Universität Innsbruck gegründet. Heute sind Genossenschaftsverbände, Raiffeisenbanken, sonstige Genossenschaften und Privatpersonen aus ganz Österreich und Südtirol Mitglieder des Vereins, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Genossenschaftsidee weiter zu entwickeln. Der Verein bietet daher allen Interessierten die Möglichkeit, an der Schaffung eines zeitgemäßen, zukunftsorientierten und erfolgreichen Genossenschaftswesens mitzuwirken.
Schon zu Beginn der Vereinsgründung wurde für Diplomarbeiten und Dissertationen, die sich mit den Themen des Vereins beschäftigen, ein Forschungspreis ausgesetzt. Die Finanzierung des Preises erfolgt nicht direkt über die IGA, sondern wird vom Österreichischen Genossenschaftsverband, dem Bayerischen Genossenschaftsverband, dem Südtiroler Raiffeisenverband und dem Tiroler Raiffeisenverband übernommen. Herr Told ist der erste Preisträger, der die strengen Vergabekriterien erfüllte.
Sebastian Told
Sebastian Told, 1955 in Hall geboren, maturierte in einer Innsbrucker HTL im Fachbereich Elektrotechnik und schloss die Meisterprüfung in Elektromechanik, Elektrotechnik und Maschinenbau ab. Told studierte an der Universität Innsbruck Betriebswirtschaftslehre und setzte dabei Schwerpunkte in den Bereichen Unternehmensführung, Verwaltungsmanagement, Wirtschaftsinformatik und Betriebssoziologie. Sebastian Told arbeitet heute als Unternehmensberater.