Erste Mathematik-Habilitation einer Frau in Innsbruck: Wissenschafterin erobert eine Männerdomäne an der LFU
„Wenn ich meine Habilitationsschrift ansehe, die 10 Publikationen umfasst, denke ich an meine wissenschaftliche Arbeit in den letzten 6 Jahren zurück und natürlich an meine Kollegen aus Österreich, Spanien und Neuseeland, mit denen ich einen Großteil der Arbeiten verfasst habe. Die positiven Gutachten und das erfreuliche Urteil der Kommissionsmitglieder sind einerseits eine Bestätigung der bisherigen Lehr- und wissenschaftlichen Tätigkeiten und andererseits ein Ansporn, die universitäre Laufbahn weiter zu verfolgen.“, freut sich Dr. Thalhammer. Ihr wurde ein Charlotte-Bühler-Habilitationsstipendium zuerkannt, das ihr ermöglichte, ihre wissenschaftliche Forschung der theoretischen Untersuchung von numerischen Verfahren für Evolutionsgleichungen zu widmen. Solche Gleichungen modellieren Vorgänge in den Naturwissenschaften (Physik, Meteorologie, Biologie und Medizin).
Formeln für die Praxis
Zur Klasse der Evolutionsgleichungen gehören beispielsweise parabolische partielle Differentialgleichungen, die bei der Beschreibung von Luftströmungen, Populationsmodellen und des Blutkreislaufes auftreten. Die 32-jährige erklärt ihre Arbeit sehr praxisnah: „Diese Gleichungen finden Anwendung in verschiedensten Bereichen, unter anderem werden sie zur Modellierung von Strömungen verwendet - daher die Verbindung mit dem Herzkreislauf-System des Menschen. Unsere Resultate rechtfertigen den Einsatz bestimmter numerischer Verfahren für praktische Anwendungen und helfen bei der richtigen Interpretation der aus Computer-Simulationen gewonnenen Daten. Außerdem sind wir auch daran interessiert neue (bessere) Verfahren zu entwickeln.“
„Mein Forschungsgebiet liegt im Bereich "Numerik von Differentialgleichungen". Was mir daran so gut gefällt, ist die Verbindung von Theorie und Anwendungen. Einerseits sind eine Vielzahl an interessanten und für Anwendungen relevante Probleme beinhaltet, andererseits kommen elegante mathematische Theorien vor. Bei meiner aktuellen Arbeit fasziniert mich, dass man etwas, was zu Anfang sehr kompliziert scheint, eine bestimmte, eigentlich einfache und "schöne" Struktur hat.“, beschreibt die Habilitierte den Zauber, der für sie von der Mathematik ausgeht. Thalhammer untersucht in ihrer, von Prof. Alexander Ostermann dem Leiter des Instituts für Mathematik betreuten Arbeit, welche Schlussfolgerungen aus den bei solchen numerischen Berechnungen erhaltenen Ergebnissen gezogen werden können.
Frauen in die Technik
Als erste Frau an der LFU die sich in diesem Bereich habilitierte, hat die gebürtige Innsbruckerin Tipps für Frauen die in technischen Bereichen Fuß fassen möchten: „Ich denke, dass Begeisterung und Durchhaltevermögen wesentlich sind - für Frauen und Männern gleichermaßen. Die Mathematikerinnen und Mathematiker, die ich kennen gelernt habe oder mit denen ich zusammengearbeitet habe, sind alle unterschiedlich in ihrer Persönlichkeit und Arbeitsweise. Ich versuche, von ihren jeweiligen besonderen Fähigkeiten von lernen.“
Für das Diplomstudium Mathematik wurde der Wissenschafterin der Würdigungspreis des Bundesministers für Wissenschaft, Verkehr und Kunst für Absolventen von Diplomstudien für das Jahr 1997 zuerkannt. Im Studienjahr 2001/02 war sie als Chargée d'enseignement suppléant am Mathematikinstitut der Universität Genf tätig. In der Zeit von 1998 bis 2004 war Frau Thalhammer als Vertragsassistentin am Institut für Technische Mathematik beschäftigt und seit Oktober 2004 ist sie im Zuge der Neuordnung dem Institut für Mathematik der Fakultät für Mathematik, Informatik und Physik (MIP) zugeordnet.
Für die Zeit nach ihrer offiziellen Habilitationsfeier hat die 32-jährige aber schon einiges geplant: „Ein zukünftiges Vorhaben im wissenschaftlichen Bereich (für die kommenden Jahre) geht in die Richtung "Geometrische Lösungsverfahren für partielle Differentialgleichungen". Ich habe vor, interessante Fragestellungen zu untersuchen, die über mein bisheriges Gebiet hinausgehen, d.h. es ist nötig, meine Kenntnisse auszuweiten und mir neue mathematische Theorien anzueignen“, so Thalhammer abschließend.