’clean pool’ - Ein Flussbad für Kiew

Andreas Erber, Architekturstudent an der Fakultät für Architektur der Universität Innsbruck ging mit seinem Projekt ’clean pool’ als Sieger des international ausgeschriebenen Ideenwettbewerbs zum Thema “Waserräume - Wasserträume“ hervor.
Das Projekt "clean pool" von Andreas Erber
Das Projekt "clean pool" von Andreas Erber

Nachwuchsarchitekten und –designer aus ganz Europa waren von der ’European Waterpark Association“ [EWA] und der “Kölnmesse GmbH“ aufgefordert, durch visionäre Ideen die gesamte Freizeit-Branche zu motivieren und anzuregen. Die 101 Beiträge des Wettbewerbs wurden im Rahmen der Fachmesse für Freiraum, Sport- und Bäderanlagen [FSB] in Köln präsentiert. „Die große Herausforderung sehe ich darin, eine Wasserwelt zu schaffen, welche auf den Grundlagen eines funktionierenden Ökosystems beruht. Architektur als bionischer Organismus. Der ’clean pool’ lädt ein, den Fuß in eine saubere Umwelt von Morgen zu setzen.“, so Andreas Erber.

 

Mit dem Entwurf für eine schwimmende Badelandschaft am Strand des Flusses Dnjepr in Kiew verfolgt Andreas Erber einen innovativen Ansatz in Konzeption und Gestaltung.  Die  Verwendung von Technologien der Energiegewinnung zur Wasseraufbereitung ermöglicht eine autarke Wasserwelt als saubere Alternative zum stark verschmutzten Flusswasser. Das technische Design folgt organischen Prinzipien und erweckt so den Eindruck des Gewachsenen. Expressive Ästhetik und High-Tech verschmelzen zu einem komplexen, faszinierenden Ganzen.

 

Darüber war sich die Jury, zusammengesetzt aus Dr. Michael Quell [EWA-Präsident], Prof. Rudolf Schricker [Vizepräsident des Bundes Deutscher Innenarchitekten, Petra Probst [Herausgeberin und Chefredakteurin von Euro Amusement Professional], Bertold Schmitt [Geschäftsführer der Kölnbäder GmbH] und Karlheinz Kleebaum [Inhaber und Geschäftsführer der Nautilla Freizeit Verwaltungs-GmbH] einig und honorierten das Projekt mit einem Preisgeld in der Höhe von 2.500 Euro

 

Entwurfserläuterung

Drei glasklare Wasserbecken liegen in Ufernähe vor Anker. Sie sind über ein Netz von Stegen miteinander verbunden und vom Ufer aus erschlossen. Zwischen den schwimmenden Becken und den verästelten Stegen ragen von weitem sichtbar, filigrane Blumenstrukturen in den Himmel. Morgens blühen die Blumen auf und öffnen ihre Blütenblätter und abends verschließen sich die Knospen wieder. Die transluzenten Blätter bieten den Badegästen großzügig Platz zum Verweilen und Sonnen. Im Korpus einer jeden Blüte sitzen Brennstoffzellen, welche an ein Wurzelwerk von Pipelines gekoppelt sind. Die Zellen werden aus dem Erdgasnetz der Stadt gespeist. Durch Reformation und Elektrolyse wird der Brennstoff in reines Wasser, Wärme und elektrische Energie umgewandelt. Das klare Wasser wird den Becken als Frischwasser zugeführt. Damit das Badevergnügen auch in der kalten Jahreszeit möglich wird, ziehen sich schützende Hüllen über die Stege und Blumen. Die erzeugte Wärme und der Strom werden zur Beheizung und zum Betrieb der Anlage genutzt, überschüssige Energie kann in das öffentliche Netz eingespeist werden.

Der ’clean pool’ ist mehr als ein Schwimmbad. Mit den imposanten Liegeblumen, den zahlreichen Schläuchen, durch die Flüssigkeiten schießen, seinen Nivellierungen an den Wasserspiegel und den im Fluss wogenden Becken wirkt er wie ein Organismus der am Ufer angedockt hat.

 

Institut für experimentelle Architektur.Hochbau

Das Projekt ’clean pool’ wurde am Institut für experimentelle Architektur.Hochbau als Entwurfsübung zum Thema ’Chernobyl+’ und als Hochbauprojekt von Prof. Kjetil Thorsen [Architekturbüro Snøhetta, Oslo] und Arch. DI Frank Ludin betreut und steht beispielhaft für die Arbeitsweisen und die Unterrichtsmethoden des Instituts.

Seit vier Jahren leiten Prof. Kjetil Thorsen und Prof. Patrik Schumacher [Zaha Hadid Architects] das Institut für experimentelle Architektur.Hochbau der Architekturfakultät Innsbruck. Weitere 8 Assistenten und 8 Studienassistenen unterstützen in einer gleichberechtigten Arbeitsstruktur die Lehre und Ausbildung der Studenten im Bereich Hochbau und Entwerfen. Architektur wird von allen Institutsangehörigen als ein künstlerisch-wissenschaftliches Fach gesehen, bei dem die Forschung in vielen Fällen ein schöpferisch angewandter Prozess ist. Neben der experimentellen Forschung im Modus des Entwerfens und des Hochbaus ist auch das Ermöglichen von unmittelbaren Erfahrungen mit der Umsetzungsrealität ein wesentlicher Schwerpunkt des Instituts. Deshalb wird insbesondere auch die Teilnahme der Studenten an Studentenwettbewerben gefördert und unterstützt. Dies bietet den Studenten im Rahmen der Lehre die Möglichkeit, individuelle Interessensfelder aufzuspannen, das gemeinsame Forschungsspektrum spielerisch zu erweitern und im öffentlichen Raum zu positionieren.

Text: Andreas Erber/ bearbeitet von Susanne Röck