Ernst von Glasersfeld ist Ehrendoktor der Universität Innsbruck
Mit Ernst von Glasersfeld zählt die Universität Innsbruck seit gestern einen ebenso vielseitigen wie renommierten Wissenschaftler zu ihren Ehrendoktoren. „Wir ehren einen sehr prominenten Wissenschaftler, der Bezüge zur Alma Mater hat und dessen Werk international unzählige Male zitiert und diskutiert wurde“, freute sich Rektor Karlheinz Töchterle, der zusammen mit Prof. Theo Hug die Laudatio für Glasersfeld hielt. Die beiden Laudatoren waren sich einig, dass es sehr schwer sei, einer so vielseitigen und reichhaltigen Persönlichkeit wie Glasersfeld gerecht zu werden. So meinte Prof. Hug am Ende seiner Worte „Da wären noch viele Glasersfelds zu loben.“
Das Ehrendoktorat der Universität Innsbruck sei für ihn eine wunderbare Bestätigung dafür, dass sein langjähriges Wandern durch die unterschiedlichsten Disziplinen nicht umsonst gewesen sei, sagte Glasersfeld in seinen Dankesworten. „Normalerweise benötigen Studenten vier bis fünf Jahre, manchmal sogar weniger, um einen Doktortitel zu erlangen. Bei mir hat es über 60 Jahre gedauert“, so der 91jährige, der als reiner Autodidakt Professor wurde.
Leben und Werk
Bekannt wurde Ernst von Glasersfeld mit seinen Beiträgen zur Primatenforschung und der Entwicklung der Schimpansensprache „Yerkish“. Darüber hinaus gilt Glasersfeld zusammen mit Heinz von Foerster als Begründer der philosophischen Richtung des Radikalen Konstruktivismus. Sein wissenschaftlicher Werdegang führte den gebürtigen Altösterreicher über zahlreiche Umwege an die University of Georgia (USA). In den Jahren 1997 bis 1999 hat der bedeutende Denker mehrere Seminare und Gastvorträge an der Universität Innsbruck abgehalten und wirkte an zwei von Prof. Theo Hug vom Institut für Erziehungswissenschaften herausgegebenen Publikationen sowie in der Video-Reihe „Innsbruck Lectures on Constructivism“ mit.
Geboren wurde Glasersfeld 1917 als Sohn eines k.u.k. Diplomaten und einer Schirennläuferin in München. Er wuchs in Südtirol und in der Schweiz auf. Vor dem Krieg war er Schilehrer in St. Anton und wurde sogar erster australischer Abfahrtsmeister. Nach Studien in Zürich und Wien flüchtete er 1938 über Frankreich nach Irland, wo er während des Zweiten Weltkrieges als Farmer tätig war. Nach 1945 arbeitete er als Journalist und als Mitarbeiter von Silvio Ceccato in Mailand an einem Projekt zur maschinellen Übersetzung. Von 1970 bis 1987 war er Professor für kognitive Psychologie an der University of Georgia.