Tiroler Wissenschaftspreis für Rudolf Grimm
„Ich nehme diese Auszeichnung auch stellvertretend für mein ganzes Team entgegen“, sagte Rudolf Grimm am Freitag im Festsaal des Landhauses, „denn unsere wissenschaftlichen Experimente können nur durch die enge Zusammenarbeit von vielen hervorragenden Leuten zum Erfolg geführt werden.“ Darin sieht der Experimentalphysiker, der sich mit ultrakalten Quantengasen aus Atomen und Molekülen beschäftigt, auch eines seiner Erfolgsrezepte: Es ist ihm wichtig, junge interessierte Menschen zusammenzubringen und zu einem starken Team zu formen. Nachdem er im Jahr 2000 als Professor an die Universität Innsbruck berufen wurde, konnte Grimm mit seinem Team bereits nach zwei Jahren das weltweit erste Bose-Einstein-Kondensat aus Cäsiumatomen herstellen. Nur ein Jahr später gelang seinem Forscher-Team ein weiterer Durchbruch: das erste Bose-Einstein-Kondensat aus Molekülen. 2004 folgte das erste Fermi-Kondensat, ein Erfolg, den das Wissenschaftsmagazin Science unter die weltweit besten Arbeiten des Jahres in allen naturwissenschaftlichen Disziplinen reihte. Inzwischen ist die Gruppe um Rudolf Grimm in der Lage, auch komplexere Moleküle in ultrakalten Quantengasen herzustellen. 2006 gelang außerdem die erste experimentelle Beobachtung von Efimov-Zuständen, geheimnisvollen Quantenzustände, die der Russe Vitali Efimov Anfang der 1970er-Jahre theoretisch vorhergesagt hatte.
Dem Nachwuchs früh Verantwortung übertragen
Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist Rudolf Grimm ein besonderes Anliegen: „Junge Wissenschaftler sollten schon sehr früh die Möglichkeit bekommen, sich eigenständig zu entwickeln und die damit verbundene, große Verantwortung zu übernehmen“, betonte der Physiker. Mit START-Preisträger Hanns-Christoph Nägerl und Rudolf-Kaiser-Preisträger Johannes Hecker Denschlag befinden sich zwei jüngere Wissenschaftler im Team von Rudolf Grimm, die sich bereits international positioniert haben und immer wieder mit neuen Erfolgen aufhorchen lassen. Einen weiteren Nachwuchsforscher aus seiner Gruppe, Dr. Florian Schreck, schlug Grimm dem Land Tirol als Förderungspreisträger vor. Nach dem Studium in Deutschland und Frankreich sowie einem Forschungsaufenthalt in den USA forscht der junge Physiker seit 2004 in Innsbruck und hat hier in mehrjähriger Arbeit ein weltweit einzigartiges Experiment aufgebaut. Damit wollen die Wissenschaftler in Kürze erstmals gemischte Kondensate aus unterschiedlichen Atomsorten herstellen. „Florian Schreck hat hervorragende Arbeit geleistet, er steht kurz vor seiner wissenschaftlichen Erntezeit“, erklärte Landespreisträger Rudolf Grimm.
Wittgenstein-Preisträger 2005
Im Jahr 1961 in Mannheim/Deutschland geboren, studierte Rudolf Grimm Physik an der Universität Hannover und an der ETH Zürich, anschließend war er ein Jahr Gastwissenschaftler am Institut für Spektroskopie in Troitsk/UdSSR. Von 1999 bis 2000 arbeitete er als Forscher am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg und war von 1994 bis 2000 Privatdozent an der Universität Heidelberg. Seit 2000 ist er Professor am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck und seit 2003 wissenschaftlicher Direktor am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2006 leitet er das neu geschaffene Zentrum für Quantenphysik an der Universität Innsbruck. Rudolf Grimm wurde 2005 der Wittgenstein-Preis, die höchste österreichische Auszeichnung für Wissenschaftler, zuerkannt. Seit 2006 ist er wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 2007 nahm Rudolf Grimm die österreichische Staatsbürgerschaft an.