Zentrum Experimentelle Ökonomik und Angewandte Spieltheorie erfolgreich
In diesem Jahr hat die Österreichische Nationalbank insgesamt rund 8,5 Millionen Euro für die Grundlagenforschung bereitgestellt. Zum Vergleich: 2004 betrug die Jahressumme noch über 11,5 Millionen. In der zweiten Vergaberunde wurden Mitte Dezember Fördermittel an 17 Projekte aus den Wirtschaftswissenschaften (1,0 Mio.), 36 medizinische Projekte (2,3 Mio.), neun Projekte aus den Sozialwissenschaften (0,6 Mio.) und fünf Projekte aus den Geisteswissenschaften (0,3 Mio.) vergeben. Darunter waren zwei Anträge aus der Arbeitsgruppe um Prof. Rudolf Kerschbamer und Dr. Anita Gantner vom Institut für Wirtschaftstheorie, Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte der Universität Innsbruck.
Optimale Anreize für Vertrauensgüterexperten mit sozialen Präferenzen
Das erste Projekt beschäftigt sich mit dem Handel von Vertrauensgütern. Diese haben die Eigenschaft, dass Konsumenten nicht feststellen können, welche Qualität eines Gutes sie benötigen. Sie sind auf die Hilfe von Experten angewiesen. Nur auf den eigenen Vorteil bedachte Experten verwenden ihren Informationsvorsprung jedoch dazu, Konsumenten zu übervorteilen. Die Mikroökonomik hat eine Reihe von Mechanismen entwickelt, die theoretisch in der Lage sind, solche Experten zu disziplinieren. Jüngste Experimente haben jedoch gezeigt, dass diese Mechanismen vielfach nicht wirken, wenn Experten nicht nur am eigenen Gewinn interessiert sind, sondern auch am monetären Vorteil oder dem Verhalten ihrer Konsumenten (d.h. Experten mit „sozialen“ Präferenzen). In dem Projekt soll untersucht werden, wie materielle Anreize das Verhalten von Experten mit sozialen Präferenzen beeinflussen. Darauf aufbauend soll nach Institutionen gesucht werden, die vielen verschiedenen Expertentypen Anreize für ehrliches Verhalten bieten.
Faire Verteilung einer Geldsumme zwischen Partnern? Eine experimentelle Studie
Das zweite Projekt befasst sich mit Frage, wie eine gegebene Geldsumme zwischen mehreren Partnern aufgeteilt werden soll, die unterschiedliche Leistungen zur Entstehung dieser Geldsumme beigetragen haben. Jeder Teilnehmer hat eine subjektive Vorstellung davon, wie groß sein Beitrag im Vergleich zu den Beiträgen der anderen Partner war. Dabei ergibt sich das Problem, dass die Vorstellungen der Partner in der Regel nicht miteinander kompatibel sind. Ziel ist es nun eine Lösung (oder eine Prozedur zur Ermittlung einer Lösung) zu finden, die erstens möglichst viel von der gegebenen Geldsumme verteilt (die Implementierung der Lösung soll den Kuchen wenn möglich nicht oder nur wenig anknabbern) und zweitens von den Partnern als möglichst fair erachtet wird. In einer experimentellen Studie sollen verschiedene Mechanismen und Verhandlungsprozeduren zur Aufteilung einer gegebenen Geldsumme in Hinblick auf ihr Ergebnis, ihre Effizienz und Akzeptanz bei den Teilnehmern verglichen werden.