Rudolf Grimm zum Wissenschafter des Jahres 2009 gekürt
„Rudolf Grimm prägt die florierende Quantenphysik-Szene in Innsbruck wesentlich“, so der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten in seiner Begründung für die Wahl. „Die Quantenphysik ist das wissenschaftliche Gebiet, in dem Österreich führend ist – und das soll auch für die Öffentlichkeit sichtbar werden.“ Die Wahl der österreichischen Wissenschaftsjournalisten fiel nach neun Jahren erstmals wieder auf einen Vertreter aus Innsbruck. 2000 war die Plastische Chirurgin Hildegunde Piza Wissenschafterin des Jahres, 1996 der Experimentalphysiker Anton Zeilinger (vor seinem Weggang nach Wien) und 1994 der Alternsforscher Georg Wick. Mit dieser Anerkennung sieht sich Rudolf Grimm in seinem Anliegen bestärkt, Inhalte der Grundlagenforschung für eine breite Öffentlichkeit verständlich zu machen. „Nicht nur im Sport, auch in der Wissenschaft stecken große Emotionen“, sagt der Quantenphysiker, der auf den experimentellen Nachweis des Efimov-Effekts durch seine Team verweist. Dieses physikalische Phänomen wurde vom russischen Theoretiker Vitali Efimov 35 Jahre zuvor vorhergesagt und konnte durch die Innsbrucker Physiker 2006 erstmals nachgewiesen werden. „Etwas Neues zu entdecken und absolutes wissenschaftliches Neuland zu betreten, hat eine ungeheure Faszination“, sagt Rudolf Grimm. „Grundlagenforschung ist auch ein Abenteuer. Die Begeisterung dafür möchte ich der Allgemeinheit vermitteln“, sagt der Wissenschafter des Jahres 2009.
Seit 10 Jahren in Innsbruck
Rudolf Grimm wurde 1961 in Mannheim, Deutschland, geboren und studierte an der Universität Hannover Physik. Von 1986 bis 1989 forschte er als Doktorand an der ETH Zürich und war dann für ein halbes Jahr am Institut für Spektroskopie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Troizk bei Moskau tätig. Anschließend arbeitete er zehn Jahre am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg. 2000 wurde er als Nachfolger von Anton Zeilinger an die Universität Innsbruck berufen. Der Experimentalphysiker beschäftigt sich mit Bose-Einstein-Kondensaten aus Atomen und Molekülen sowie fermionischen Quantengasen. 2002 gelang seiner Arbeitsgruppe die weltweit erste Erzeugung eines Bose-Einstein-Kondensats aus Cäsiumatomen. Ein Jahr später erzeugte das Team erstmals ein Bose-Einstein-Kondensat aus Molekülen. 2004 realisierten die Forscher ein Fermi-Kondensat. Heute sind die Physiker um Rudolf Grimm in der Lage, auch komplexere Moleküle in ultrakalten Quantengasen herzustellen. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Grimm bereits mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er 2005 die höchste österreichische Wissenschaftsauszeichnung, den Wittgenstein-Preis. Im gleichen Jahr wurde er von der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“ zum „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie Forschung gewählt. 2008 erhielt Grimm den Tiroler Landespreis für Wissenschaft.