Österreich unter dem Einfluss Amerikas?

Welchen Einfluss hat der amerikanische Lebensstil auf die österreichische Kultur, auf Wirtschaft und Wissenschaft, auf Politik und Medien? Mit dieser Frage haben sich letzte Woche Experten aus Österreich, der Schweiz, Deutschland und den USA in einem dreitägigen Symposium am Austria-Center an der University of New Orleans beschäftigt.
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Der Leiter des Austria-Centers in New Orleans, Günther Bischof, sieht den Beginn des amerikanischen Einflusses in der Besatzungszeit nach 1945. Mit dem Marshall-Plan halfen die USA auch der österreichischen Wirtschaft nach dem Krieg wieder auf die Beine und sicherten mit speziellen Nahrungsmittelprogrammen das Überleben der Bevölkerung. In fast allen Lebensbereichen ist der Einfluss der amerikanischen Kultur daher heute unübersehbar. Vor allem im kulturellen Bereich stammen viele Trends und Neuheiten aus dem Land auf der anderen Seite des großen Teichs. Gegen die "Amerikanisierung" wirken aber oft auch österreichische Traditionen, die umgeformt werden und internationale Entwicklungen sozusagen "österreichisieren".

In ihren Vorträgen am Austria-Center beleuchteten die WissenschaftlerInnen, wo der amerikanische Einfluss seinen Ursprung nahm, wie er sich entwickelte und wie stark er sich auf die Lebensgewohnheiten in der österreichischen Gesellschaft auswirkte. Denn nicht in allen Bereichen lassen sich Herr und Frau Österreicher vom "american-way of life" überzeugen. "Die Österreicher pflegen ihren Konservatismus aus vollem Herzen", so der Falter-Herausgeber Armin Thurnher in seinem Referat. "Und beides - ihre Angst vor Veränderungen und ihre Beharrlichkeit gegenüber altbewährten Traditionen - lässt westlichen Einfluss nur langsam in die unterschiedlichen Lebensbereiche vordringen."

Die "Verwestlichung" Österreichs ist keine Einbahnstraße, wie Günther Bischof meint, sondern vielmehr ein Prozess aus gegenseitigem Geben und Nehmen. "Die Österreicher haben zwar in vielen Bereichen die amerikanische Lebensweise übernommen, sie nehmen sich aber nur, was sie brauchen," so Bischof, "wie die Konsumenten in einem riesigen Einkaufszentrum". Unter den Vortragenden befanden sich für den Bereich Fernsehen die Wienerin Monika Bernold, für technologische und wirtschaftliche Aspekte Helmut Lackner vom Technischen Museum Wien und der Schweizer Andre Pförtner. Matthias Fuchs von der Universität Innsbruck berichtete über den Wandel der Tourismuswirtschaft und die Journalisten Eric Frey und Armin Thurnher betonten die starke Anlehnung des österreichischen Journalismus an die US-Medienwelt. Weitere Vortragende waren Reinhold Wagnleitner und Ingrid Bauer von der Universität Salzburg, Anton Pelinka und Fritz Plasser vom Institut für Politikwissenschaft der Uni Innsbruck sowie der österreichische Ex-Finanzminister Hannes Androsch.

Zusammenfassend warf das dreitägige Symposium letztendlich mehr Fragen auf, als beantwortet wurden, denn der Austausch beider Kulturen ist durch komplexe Prozesse gekennzeichnet, die unterschiedlichste Anpassungen und Veränderungen mit sich bringen.