Gemeinsame Konferenz mit indischer Jesuitenhochschule
Am Wochenende fand in der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck ein Symposium über Religion, Gesellschaft und Wirtschaft statt, das gemeinsam mit indischen Theologen ausgerichtet wurde. Dabei standen vor allem Fragen sozialer Ungerechtigkeit, religiöser Konflikte und politischer und theologischer Lösungsansätze zur Debatte.

Der Politologe Anton Pelinka, der seit Jahren großes Interesse für Indien zeigt, versuchte aufzudecken, was die westlichen Demokratien vom indischen Modell lernen können. Das politische System Indiens zeichnet sich, laut Pelinka, besonders dadurch aus, dass die politische Macht über informelle Wege zwischen verschiedenen sprachlichen, religiösen und sozialen Gruppen aufgeteilt wird. Trotz des Fehlens einer Nationalsprache, starker religiöser Konflikte und eines Kastensystems konnte sich in Indien ein demokratisches System entwickeln. Nach der Schweiz und den USA ist Indien das dritte Beispiel für ein föderales System, das nicht auf einem national und ethnisch homogenen Staat aufgebaut wurde. So erwiese sich Indien für Anton Pelinka durchaus als mögliches Modell für eine im Entstehen begriffene europäische Demokratie. Zum Abschluss der Tagung wurden dann auch Fragen religiöser Bewegungen behandelt. Wolfgang Palaver untersuchte als Mitglied des Forschungsprojekts "Religion, Gewalt, Kommunikation und Weltordnung" das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen nach dem 11. September. Nach Palaver zeigen sich Konfliktlinien besonders dort, wo westliche Liberale Religion als reine Privatsache interpretieren, eine Sichtweise, die von traditionellen Muslimen keineswegs geteilt wird. Für Christen ergibt sich daher vor dem Hintergrund der modernen Trennung von Politik und Religion eine Verpflichtung zum verstärkten Dialog mit der islamischen Welt, so Palaver.