Mikrobiologen exportieren mykologisches Know-How

Auf Einladung der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften und der National Agricultural University of Ukraine, einer der größten Universitäten Kiews, absolvierten zwei Wissenschaftler vom Institut für Mikrobiologie während eines einwöchigen Aufenthalts am Department für Phytopathologie ein dichtes Arbeitsprogramm.
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Wissenschaftliche Beziehungen zwischen ukrainischen WissenschaftlerInnen und dem Innsbrucker Institut für Mikrobiologie bestehen seit mehr als zehn Jahren. In einer für die Ukraine nicht nur wirtschaftlich schwierigen Zeit initiierten die Innsbrucker Mikrobiologen Anfang der 90er-Jahre eine außergewöhnliche Hilfsaktion für die ukrainischen KollegInnen am N.G. Kholodny Institute of Botany in Kiew, die vom gesamten Fachbereich Biologie sowie von der Universitätsdirektion und dem damaligen Rektor der Leopold-Franzens-Universität, Prof. Hans Moser, tatkräftig unterstützt wurde. Schließlich konnte ein LKW mit dringend benötigten Geräten und Verbrauchsmaterialen, wie Computern, Drucker und Schreibmaschinen nach Kiew gesandt werden.

Unterstützung für Ausbildung in Osteuropa

Im September 2003, anlässlich der 14. Konferenz der europäischen Mykologen in Jalta, konnten die Innsbrucker Mikrobiologen Martin Kirchmair, Ursula Peintner und Reinhold Pöder zahlreiche ihrer ukrainischen KollegInnen persönlich kennen lernen und Fragen zur aktuellen Struktur von Lehre und Forschung in der Ukraine diskutieren. Zur selben Zeit wurde in Jalta von den Vertretern aus 28 europäischer Nationen die "European Mycological Association" gegründet, in deren Vorsitz Reinhold Pöder gewählt wurde. Zu den zentralen Zielen der Vereinigung zählt die Förderung und Koordination mykologischer Ausbildung und Forschung in Europa. Insbesondere aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation in osteuropäischen Ländern, bestehen dort Defizite in Bezug auf eine zeitgemäße Ausbildung von Nachwuchskräften: eine mangelnde IT-Ausrüstung verhindert den wissenschaftlichen Informationsaustausch, die Laborausrüstung ist weitgehend veraltet.

Dichtes Arbeitsprogramm

Innerhalb weniger Monate konnten nun zwei von Dr. Andrej Grygansky vom Department für Phytopathologie koordinierte "Schnupper"-Gastprofessuren zum Thema "Education and Training in Mycology" realisiert werden. Die beiden Mykologen Reinhold Pöder und Martin Kirchmair absolvierten Ende Februar 2004 auf Einladung des Rektors der National Agricultural University of Ukraine, Dr. Dmytro Melnychuk, während eines einwöchigen Aufenthaltes in Kiew ein dichtes Arbeitsprogramm: Gemeinsam mit dem Direktor des Educational Scientific Center for Phytomedicine and Environmental Protection, Dr. Mykola Kyryk, wurden Lehr- und Laborräume evaluiert und konkrete Konzepte für deren adäquate Ausstattung erarbeitet. Des weiteren wurden vor dem Stammpersonal und Hunderten von Studierenden mehrere Vorlesungen zur aktuellen Systematik von Pilzen und damit verbundenen anwendungsorientierten Aspekten, wie z.B. der Diagnostik von phytopathogenen Pilzen, abgehalten. Neue, theoretische und praktische Lehrveranstaltungen wurden konzipiert, wobei den Kiewer KollegInnen auch moderne Unterrichtsunterlagen zur Verfügung gestellt wurden. Diplomanden, Dissertanten und Betreuern wurden zwei interaktive Expertenprogramme zur Diagnostik von Pilzen vorgestellt bzw. installiert, die von den Innsbrucker Wissenschaftlern entwickelt wurden.

Weitere Kooperationspartner gesucht

Diese von allen Seiten begrüßten Aktivitäten veranlassten den Vizerektor für auswärtige Angelegenheiten, Dr. Victor Kalensky, sowie Dr. M. Kyryk, den Direktor des Educational Scientific Center, eine allgemeine, längerfristige Kooperationsvereinbarung mit dem Innsbrucker Institut für Mikrobiologie aufzusetzen. In dieser Vereinbarung werden auch andere Institute bzw. Fakultäten der Universität Innsbruck eingeladen, mit der National Agricultural University of Ukraine (eine von 16 Universitäten in der 3-Millionen-Stadt Kiew mit 19 000 Studierenden) zu kooperieren. Die Weltkonzerne der Lebensmittel- und Automobilindustrie sowie der Unterhaltungselektronik sind schon vor Ort. Für die weltweite "scientific community" besteht hier noch Nachholbedarf. (cf)