Ein Beitrag zum Weltfrieden

Bei einem hochkarätig besetzten Symposium zum Thema "Projekt Weltethos" diskutierten Experten letztes Wochenende über Herausforderungen und Chancen für eine Weltpolitik und neue Weltordnung. Dem Organisationsteam Univ.-Prof. Dr. Helmut Reinalter, Mag. Doris Dialer und Dr. Bohdan O. Tiuschka vom Institut für Geschichte und der Initiative Weltethos Österreich gelang es, namhafte Referenten für diese Veranstaltung zu gewinnen.
Religionen
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"Die Religionen der Welt können nur dann einen Beitrag zum Weltfrieden leisten, wenn sie sich auf ihre gemeinsamen Wurzeln besinnen," so die Grundidee des Projekts. "Weltethos" orientiert sich an der Grundüberzeugung, dass es unter den Nationen keinen Frieden ohne Frieden unter den Religionen gibt.
An beiden Symposiumstagen diskutierten Wissenschaftler kritisch Fragen und Probleme, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Nach der allgemeinen Vorstellung des "Projekts Weltethos" befasste sich ein Schwerpunkt auch mit den Stärken und Schwächen des Projekts. Weiters wurden zwei wichtige Aspekte ("Planetarische Ethik" und "Modell Weltrepublik") untersucht und neue Perspektiven aus vergleichender und interkultureller Religionswissenschaft eingebracht.

"Zwei Kriege hat die Führungsmacht des Westens in den letzten Jahren gegen islamische Völker geführt. Der erste war unnötig, der zweite kriminell," positionierte sich Hans Küng, der Präsident der Stiftung Weltethos Tübingen und Zürich zur aktuellen politischen Lage beim Wissenschaftssymposium am Freitag. Für Hans Küng ist eine neue Weltordnung ohne Weltethos nicht denkbar. "Zwar haben viele Staaten eine Rechtsordnung, aber in keinem Staat wird diese ohne einen ethischen Konsens funktionieren. Auch der Weltmarkt und die Globalisierung erfordern ein Weltethos," ist auch Prof. Reinalter überzeugt.
Der heute vielfach beklagte Verlust der Werte, die allgemeine Politikverdrossenheit beruhen vor allem auf Vertrauensverlust. Die Beziehungen zwischen Völkern, Nationen und Staaten sind von Interessenskonflikten und Rivalitäten geprägt. Ein gerechter Konsens und dauerhafter Friede kann nur dann erreicht werden, wenn Dialog und Kooperation an Stelle von Aggression und Konfrontation treten.

Trotz der "Gräueltaten" zeigten sich die Referenten vom Veränderungspotential der "vier unverrückbaren Weisungen" - Verpflichtung zur Gewaltlosigkeit, Solidarität, Wahrhaftigkeit und Geschlechtergerechtigkeit - überzeugt. Ernst Nipkow, Tübinger Theologe und Pädagoge, sieht, Küng folgend, eine "global civil society" als Ziel. Er formulierte jedoch Schwierigkeiten, die sich für "Weltethos" aufgrund des globalen Anspruchs ergeben. Nach Ervin Laszlo aus Pisa erfordere die Dynamik der technischen Entwicklung die Anpassung unseres Denkens im Sinne eines Bewusstseins und einer Ethik, die sich nicht mehr nur dem Wohl der eigenen Gemeinschaft verantwortlich fühlt, sondern für die unteilbare Erde und die unteilbare Menschheit. So muss beispielsweise das alte Konkurrenz-Denken von einem neuen Kooperations-Denken abgelöst werden. "Der Weg des Buddha hat die umfassende Verwirklichung des Menschen und die Befreiung aller empfindenden Wesen vom Leiden zum Ziel." Im Abschlussreferat brachte Franz-Johannes Litsch aus Berlin seine Sicht von "Weltethos" auf den Punkt: "Auf mich selbst achtend, achte ich auf den anderen. Auf den anderen achtend, achte ich auf mich selbst."

Weitere Referenten waren:
Prof. Gerd Neuhaus aus Bochum
Univ.-Prof. Dr. Karl Ernst Nipkow aus Tübingen
Hans-Joachim Sander aus Salzburg
Johann Figl aus Wien
(bb)