Globales Hungerproblem
Ist Globalisierung die Lösung oder ein Teil des globalen Hungerproblems? Innsbrucker Wirtschaftshistoriker suchen nach einer Antwort. Tagtäglich sterben weltweit Menschen an vermeidbaren Ursachen. Sowohl der Mensch als auch die Natur lösen solches Sterben durch Kriege, Krankheiten oder Hunger aus. Seine Auswirkungen werden stets durch das Krisenmanagement des Menschen bestimmt. Dies gilt ganz besonders für eines der dringendsten Probleme der Menschheit: die extrem ungleiche Versorgung mit (Über-)Lebensmitteln.
Pro Jahr fordert der Hunger Millionen Tote, und das trotz der Tatsache, dass weltweit mehr als genug Nahrung für alle Menschen produziert wird. Damit wird Hunger zum zentralen Indikator für die materielle Ungleichverteilung und die Chancenungleichheit zwischen und innerhalb von Ländern. Zugleich sind Hunger und Hungertod ein Zeichen extremer absoluter Armut, die seit einigen Jahren auch durch die Vereinten Nationen wieder mehr in den Vordergrund gerückt wird. Das erste der acht im Jahr 2000 verabschiedeten Millenniumsentwicklungsziele besteht darin, bis 2015 die Zahl der Hungernden auf die Hälfte zu reduzieren. Globalisierung mag nun dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen oder den Hunger gar ganz zu beseitigen, weil sie die Verteilung von Gütern verbilligt und erleichtert und auch eine mediale Öffentlichkeit für globale Probleme schafft. Aber zugleich zerstört die Konkurrenz durch Weltmarktproduzenten überall lokale Produktionsstrukturen und untergräbt damit nicht nur die Zukunftschancen von Menschen, sondern bedroht oft auch deren nacktes Überleben.
Ist Globalisierung also die Lösung oder vielmehr Teil des Problems, der stillen Katastrophe des Hungers, die sich meist abseits der Augen der Weltöffentlichkeit abspielt? Das Projekt baut auf bisherigen Forschungsleistungen an der Fakultät auf und wird sich vor allem damit beschäftigen, aus einem wirtschaftshistorischen Blickwinkel heraus die Art und das Ausmaß der Wechselwirkungen zwischen Hunger und Globalisierung in den letzten zwei Jahrhunderten aufzuzeigen. Damit bearbeiten Nussbaumer und Exenberger eine Frage, die in der wissenschaftlichen Forschung bisher kaum beachtet wurde.
Literaturtipps:
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Josef Nussbaumer: Gewalt.Macht.Hunger 1: Schwere Hungerkatastrophen seit 1845. Studienverlag, 2003.
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Josef Nussbaumer: Gewalt.Macht.Hunger 2 (Chroniken): Hungernde, Unwetter und Kannibalen. Studienverlag, 2004.
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Andreas Exenberger und Josef Nussbaumer: „Über praktische und theoretische Armut: vom Vergessen wichtiger Fährten in der Ökonomik und von ihrer aktuellen Relevanz“ Working Papers Facing Poverty Nr. 8, Poverty Research Group, Universität Salzburg, 2004. (Link: http://www.sbg.ac.at/phi/projects/start/F_P__08__Text.pdf)