Rechtswissenschaft vernetzt – Eröffnung mit Expertentagung
Mit Prof. Ena-Marlis Bajons (Wien) und Prof. Willibald Posch (Graz) konnten zwei hochkarätige Fachleute für die Hauptreferate gewonnen werden. RA Dr. Thomas Simons (IPR-Verlag, München) stellte die Netzwerk-Idee vor.
Juristisches Netzwerk für Europa
Auch die Rechtswissenschaft soll von einem vereinten Europa profitieren können – und umgekehrt. Während es innerhalb der Mitgliedstaaten selbstverständlich ist, dass über Juristentage, über Stellungnahmen im Gesetzgebungsprozess und letztlich auch über die Ausbildung ein ständiger Dialog zwischen der Legislative und den „primären“ Rechtsanwendern stattfindet, ist ein solcher Informationsaustausch auf europäischer Ebene bisher nicht etabliert. Deshalb hat die Europäische Kommission ein Projekt gestartet, um ein entsprechendes „Netzwerk“ ins Leben zu rufen und geeignete Strukturen zu schaffen.
Erstes Treffen als erfolgreiche Basis
Als erster Schritt wurden in allen Mitgliedstaaten nationale ExpertInnenzirkel für die Bereiche Zivilrecht, Zivilverfahrensrecht und Internationales Privatrecht gegründet. Sie sollen den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit erleichtern. Der Korrespondent des österreichischen Teils des Netzwerks, Prof. Andreas Schwartze, wollte eine geeignete Basis schaffen und hat deshalb für das erste österreichweite Expertentreffen, das am 21.10. an der Innsbrucker Alma Mater stattfand, zwei führende Fachvertreter gewonnen. Prof. Willibald Posch und Prof. Ena-Marlis Bajons haben das interessierte Fachpublikum aus erster Hand über „den zu erwartenden Änderungsbedarf für das österreichische internationale Privatrecht durch Rom I und Rom II“ sowie über „Europäisches Zivilprozessrecht: Probleme der Anpassung österreichischer Verfahrensgesetze an gemeinschaftsrechtliche Vorgaben“ informiert.
Machbarkeitsstudie zum europäischen Forschungsnetzwerk
Die Überlegungen für die künftige Strukturierung der europäischen Zusammenarbeit sind allerdings noch nicht abgeschlossen. RA Dr. Thomas Simons wurde von der EU-Kommission mit einer entsprechenden Machbarkeitsstudie für ein „European Research Network“ beauftragt. Er stellte in seinem Vortrag die bisherigen Überlegungen und Ergebnisse vor und lud die TagungsteilnehmerInnen ein, sich gerne frühzeitig in diese Entwicklungen einzubringen.
Mit der erfolgreichen Gestaltung und Ausrichtung dieser Tagung, an der sich neben facheinschlägigen ProfessorInnen der österreichischen Rechtsfakultäten auch VertreterInnen des Justizministeriums sowie interessierte Studierende beteiligten, hat die Leopold-Franzens-Universität jedenfalls „Europäische Flagge“ gezeigt und bewiesen, dass sie auch auf den immer wichtiger werdenden Gebieten des Europäischen Internationalen Privat- und Zivilverfahrensrechts große Kompetenz aufzuweisen hat.