Education and Training 2010: EU Policy Makers am ILS
Das Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung lud im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft hochrangige Bildungsexperten aus 11 EU-Nationen (Österreich, Deutschland, Finnland, Estland, UK, Belgien, Ungarn, Niederlande, Slovakei, Slovenien, Litauen ) an die LFU. Das Innsbrucker Forscherteam (Univ.-Prof. Dr. Michael Schratz, Univ.-Ass. Mag. Dr. Christian Kraler, Mag. Kerstin Mayr, Mag. Martin Hartmann und Mag. Robin Menges) präsentierte neue Perspektiven für transnationale Vergleiche im Bildungswesen. Im Workshop wurden zentrale nationale und kommissionsweite bildungspolitische Positionen des EU-Programms „Education and Training 2010“ unter Leitung von Christian Kraler und Michael Schratz zwischenstaatlich koordiniert und weiterentwickelt.
Der Auftrag zur Ausrichtung dieses Arbeitstreffens ging bei einem High Level Group Meeting von Delegierten aller EU-Bildungsministerien im Dezember in Salzburg an das ILS. Christian Kraler und Michael Schratz präsentierten dort Ergebnisse einer computerunterstützten Analyse der 25 Länderberichte „Education & Training“ aus den Mitgliedstaaten. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft als Auftragsforschung an das ILS vergeben.
Das Forschungsprojekt umfasste eine systemische, inhaltlich-strukturelle Analyse von 25 nationalen Zwischenberichten auf dem Weg zu den EU-Zielen 2010. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des ILS bearbeitete über 700 Seiten Berichttext in einem mehrstufigen systemischen Verfahren. Ausgehend von einer begriffsorientierten, textverdichtenden paraphrasierenden Inhaltsanalyse wurden die nationalen Berichte zunächst computerunterstützt in einem qualitativ-quantitativen Mischverfahren in Hinblick auf nationale Ziele, Maßnahmen und steuernde Variablen analysiert und visualisiert. Diese Ergebnisse wurden in einem weiteren Schritt computerunterstützt zu einem EU-Gesamtbild zusammengefügt und mit den nationalen Ergebnissen bzw. dem kommissionseigenen Bericht kontrastiert.
Das High-Level-Group Meeting vom 8.12. 2005 und der Workshop am 13./14.2. 2006 bestätigen ein zentrales Ergebnis der Innsbrucker Studie: klassische Fortschrittsberichte in der Bildungsplanung greifen vielfach zu kurz, um den geforderten EU-weiten Veränderungsprozessen auf nationaler Ebene die nötige Schubkraft zu geben. Einheit in der Vielfalt eines zusammen wachsenden Europas erfordert neue Formen der Auseinandersetzung, die nicht mehr über das klassische Berichtwesen erfolgen kann.
Im Rahmen des Workshops behandelten die Delegierten u.a. folgende Fragen:
- Wie lassen sich nationale Entwicklungen im Lichte der Innsbrucker Studie interpretieren und im Hinblick auf künftige koordinierte Strategien transnational nutzen?
- Wie können länderspezifische Fortschritte und Probleme zwischenstaatlich bei unterschiedlichem Entwicklungsstand und verschiedenen Schwerpunkten verglichen werden?
- Wie lassen sich spezifische Studienergebnisse auf Kommissions- und nationaler Ebene nachhaltig implementieren?