"Kabelbrand" im Gehirn
8.000 Menschen leiden in Österreich an Multipler Sklerose (MS). In Tirol sind es 700. Diese häufigste Erkrankung des zentralen Nervensystems im jungen Erwachsenenalter zerstört - ähnlich einem "Kabelbrand" - durch Entzündungen in Gehirn und Rückenmark bestimmte Nervenleitungen. International renommierte Beiträge zur Früherkennung von MS kommen auch aus Innsbruck.

Eine komplexe Krankheit
MS ist eine Krankheit, die in den letzten Jahren vermehrt in den Mittelpunkt medizinischer Forschung rückt. Ihre Ursachen, ihre verschiedenen Verlaufsformen und vor allem das Splitting des MS-Formenkreises in möglicherweise zahlreichen Subtypen sind Gegenstand intensiver internationaler Forschung. Als Ursache der Erkrankung gelten bisher unter anderem Immunreaktionen gegen bestimmte Bestandteile des Nervensystems sowie frühere Virusinfektionen Betroffener, die dann zu einer Immunantwort gegen den Betroffenen selbst führen. Bislang wird von MS erst dann gesprochen, wenn bereits zwei Erkrankungsschübe aufgetreten sind. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, der Grund dafür ist bislang ungeklärt. Die ersten Symptome treten meist um das 30. Lebensjahr auf, wobei allerdings eine Sicherung der Diagnose zeitaufwendig ist.
Erfolge bei der Früherkennung
Auf Basis der Arbeiten von Prof. Hans Lassmann (Hirnforschungsinstitut der Universität Wien) konnte die Innsbrucker Arbeitsgruppe unter der Leitung Bergers erstmals bestimmte "Zielantigene" im Zentralen Nervensystem nachweisen. Belegt wurden damit spezifische Immunreaktionen als mögliche Krankheitsauslöser einer bestimmten MS-Form. Resultat dieser Forschungen ist unter anderem ein Bluttest, mit dem eine genaue Prognose des Krankheitsverlaufes bei MS-Erstschüben erstellt werden kann. Die Möglichkeit dieses frühzeitigen Nachweises ist deshalb sehr wichtig, weil der "Kabelbrand" im Gehirn bei MS bereits sehr früh eintreten kann, dies mit allen Folgen einer Beschädigung von Nervenleitungen. "All unsere Bemühungen dienen der bestmöglichen immunpathogenetischen Charakterisierung von MS-Patienten zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt und mit dem erklärten Ziel, dem Patienten in Zukunft bessere, individuellere und damit effizientere Behandlung im Sinne einer maßgeschneiderten Therapie anbieten zu können", so Berger.
Dieser Beitrag ist in der letzten Nummer der Unizeitung erschienen. Die Online-Version der Unizeitung finden Sie hier. Eine gedruckte Ausgabe können sie via Email bei public-relations@uibk.ac.at bestellen.