Wilde Bäche "zähmen"
Besonders im Sommer schätzen wir das kühlende Nass der Wildbäche. Die Kraft dieser Fliessgewässer wirkt sich aber mit Hochwasser und Muren schnell negativ aus. Um diese Gefahren besser einschätzen zu können, nimmt die Geographin Gertraud Meißl wilde Bäche unter die Lupe. Das Ziel: Eine bessere Einschätzung der Hochwassergefahr.
"Welche Kräfte ein Wildbach entwickelt, ist ganz vereinfacht ausgedrückt von der aktuellen Beschaffenheit der Landschaft, des Bodens und der dortigen Vegetation abhängig", so die 34-jährige Herta-Firnberg-Stipendiatin Gertraud Meißl. Die Wissenschaftlerin arbeitet am Institut für Geographie der Universität Innsbruck und entwickelt derzeit ein "Expertensystem", das zur besseren Abschätzung von Hochwasser in Wildbacheinzugsgebieten beitragen soll. "Fließt Regenwasser durch ein Waldstück, kann der dort häufig lockere Boden mehr Wasser aufnehmen. Wenn der Regen aber beispielsweise auf ein Weidegebiet fällt, dessen Boden durch Viehtritt verfestigt ist, kann der dortige Untergrund weniger Wasser aufnehmen", so Meißl. Der unterschiedliche aktuelle Zustand des Bodens- und der Vegetation in Wildbacheinzugsgebieten (z.B. gefrorener Boden, große oder geringe Bodenfeuchte, Vegetationsentwicklung) liefert bei gleichem Niederschlag unterschiedlich große Hochwasserabflussmengen."Leicht läßt sich damit erkennen, dass sich zum Beispiel die Aufforstung eines Waldgebietes oder etwa eine Umwidmung von Bodenflächen sofort auf das Abflussgeschehen auswirkt", erklärt die Expertin.
Bisherige Methoden zur Einschätzung von Hochwassergefahr durch Wildbäche berücksichtigen Umweltfaktoren zu Beginn des Niederschlages wie Bodentrockenheit, Vegetation, Temperatur, Bodennutzung und klimatische Veränderungen nicht vollständig. Meißl will daher auf Basis der bisher verwendeten Methoden Wildbäche in Tirol, Vorarlberg, Salzburg und der Schweiz genau untersuchen und beobachten. Dazu wird in erster Stufe eine umfangreiche Kartierung durchgeführt. Wie ist die Beschaffenheit der Landschaft? Welche Vegetation kommt im Einzugsgebiet des Wildbaches vor? Dies sind nur Beispiele für jene Fragen, deren Antworten mit Hilfe eines geographischen Informationssystems im Zuge dieser Untersuchung erhoben werden. "In weiterer Folge wird dann der jeweils aktuelle Zustand dieser Gebiete modelliert. Wir wollen unter anderem untersuchen, wie ein Wildbach reagiert, wenn es zu regnen beginnt", betont Meißl. Die Wissenschaftlerin arbeitet hierzu auch eng mit dem "alpS - Zentrum für Naturgefahren-Management" in Innsbruck zusammen.
Innerhalb von fünf Jahren sollen all diese Informationen als Basis des neuen Expertensystems verarbeitet werden. Im Gegensatz zu den bisher verwendeten Methoden zur Bestimmung des Ausmaßes von Hochwasserereignissen soll daher besonderes Augenmerk auf die Berücksichtigung der Eigenheiten des jeweiligen Einzugsgebiets (hinsichtlich Geologie, Bodenbeschaffenheit, Vegetation und Landnutzung) sowie auf den aktuellen, abflusssteuernden Zustand des Einzugsgebiets zum Zeitpunkt des Niederschlagsereignisses gelegt werden. Ziel ist die Erstellung eines digitalen Systems, mit dem abgeschätzt werden kann, ob bei einem Wildbach die Gefahr von Hochwasser droht. Meißl erhielt für ihr Forschungsprojekt 2002 ein dreijähriges Herta-Firnberg-Stipendium.
Dieser Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe der UNIZEITUNG, dem Journal der Universität Innsbruck. Die UNIZEITUNG erscheint viermal im Jahr als Beilage der Tiroler Tageszeitung. Über public-relations@uibk.ac.at können Sie eine gedruckte Version der aktuellen UNIZEITUNG bestellen.
Innerhalb von fünf Jahren sollen all diese Informationen als Basis des neuen Expertensystems verarbeitet werden. Im Gegensatz zu den bisher verwendeten Methoden zur Bestimmung des Ausmaßes von Hochwasserereignissen soll daher besonderes Augenmerk auf die Berücksichtigung der Eigenheiten des jeweiligen Einzugsgebiets (hinsichtlich Geologie, Bodenbeschaffenheit, Vegetation und Landnutzung) sowie auf den aktuellen, abflusssteuernden Zustand des Einzugsgebiets zum Zeitpunkt des Niederschlagsereignisses gelegt werden. Ziel ist die Erstellung eines digitalen Systems, mit dem abgeschätzt werden kann, ob bei einem Wildbach die Gefahr von Hochwasser droht. Meißl erhielt für ihr Forschungsprojekt 2002 ein dreijähriges Herta-Firnberg-Stipendium.
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