Von optischen Pinzetten und Zahnrädern
Schon die Anhänger des ägyptischen Sonnenkults stellten vor 3.500 Jahren Sonnenstrahlen als Greifarme dar. Die moderne Physik macht es nun möglich, diese Vorstellung durchaus wörtlich zu nehmen. Durch die Ausnutzung mechanischer Lichteffekte können mit Hilfe von Laserlicht sehr kleine Objekte exakt kontrolliert werden. Holographische Laserpinzetten versprechen weitere Fortschritte.

Wie funktionieren Laserpinzetten?
Das Prinzip ist einfach: Das Maß für den Impuls von Licht ist die Ausbreitungsrichtung. Durch Brechung wird die Richtung des Lichts verändert, es entsteht eine Reaktionskraft und damit eine Impulsübertragung auf das Objekt. Schafft man es, das Licht soweit zu fokussieren, dass der Fokus kleiner als das Teilchen ist, dann kann die Richtung der Impulsübertragung kontrolliert werden. Damit ist es möglich, Objekte in Lichtfallen zu fangen. Durch den Einsatz einer optischen Streckbank könnten bestimmte Zellen gedehnt oder sogar zerrissen werden. Praktische Anwendung fand dieses Prinzip an der Medizinischen Universität Innsbruck bei der Erforschung des Surfactant, das für die Herabsetzung der Oberflächenspannung in den Lungenbläschen verantwortlich ist. Beim Versuch, die Auswirkung der Zelldehnung auf die Ausschüttung des Surfactant zu untersuchen, sind die Wissenschaftler gescheitert, weil die optischen Kräfte zu schwach für diesen Zelltyp waren. Dennoch konnten mit Hilfe der optischen Effekte die Eigenschaften des Surfactant genauer untersucht werden.
Holographische Laserpinzetten
Ganz neu auf dem Gebiet der optischen Manipulation sind die holographischen Laserpinzetten, an denen nur wenige Arbeitsgruppen weltweit arbeiten. Das Forschungsteam um Prof. Ritsch-Marte benutzt einen reflektierenden, hochauflösenden LCD-Schirm, um holographische Bilder zu erzeugen, die auf die Lichtfalle gelenkt werden. Durch die Manipulation dieser Hologramme wird es möglich, die Falle dynamisch zu steuern, mehrere Fallen gleichzeitig zu betreiben und beliebige Formen von Lichtfeldern zu realisieren. Damit gelingt es erstmals auch den Drehimpuls des Lichts auf Teilchen zu übertragen. So entstehen unter dem Mikroskop faszinierende Lichtformationen, welche die mikroskopischen Objekte bewegen, leiten und kontrollieren. Der Phantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt: es lassen sich kleine Pumpen, Zahnräder, Ringe oder Netze realisieren. Solche „Fischernetze“ könnten zum Beispiel in Zukunft dazu verwendet werden, Objekte unterschiedlicher Größe – wie zum Beispiel Mikrometastasen – im Blut ausfindig zu machen. Entsprechende Versuche hat Prof. Ritsch-Marte in ihrem Vortrag angekündigt. (cf/bb)