Universitätszentrum Obergurgl startet durch
Das gestern in einer Pressekonferenz präsentierte neue Universitätszentrum Obergurgl als hochalpine Außenstelle der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck steht ab sofort WissenschaftlerInnen aus aller Welt als neues Tagungs- und Forschungszentrum zur Verfügung. Neben Veranstaltungen und Tagungen soll das Zentrum auch sportliche Aktivitäten und Erholung ermöglichen.

Neue Leitung
Dr. Ruth Jochum-Gasser, nun Leiterin des neu gestalteten Zentrums: "Das Kerngeschäft bleibt - im Rahmen des Schwerpunktes "Alpiner Raum und Umwelt" - die Forschung. Wir wollen uns in Zukunft aber auch zu einem Kongress- und Tagungszentrum weiterentwickeln", betont Jochum-Gasser, die zuvor vier Jahre lang für das Bregenzer Festspiel- und Kongresshaus verantwortlich war, die Schwerpunkte und Ziele des Zentrums.
Schwerpunkt Forschung
Die Alpine Forschungsstelle Obergurgl mit einer 50jährigen Forschungstradition bietet ideale Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre: im Bereich Hochgebirge, der auch einen idealen Lebensraum für Tiere, Menschen und Pflanzen darstellt und als Forschungsgebiet für den Klimawandel und der Sportmedizin. Das Universitätszentrum steht für WissenschaftlerInnen und Studierende aller in- und ausländischen Forschungseinrichtungen offen.
Die naturwissenschaftliche Forschung im Raum Obergurgl begann etwa Mitte des 19. Jahrhunderts, die gletscherkundliche Forschung sogar noch früher, doch fehlt bis heute eine Gesamtdarstellung der Flora, Vegetation und Vegetationsgeschichte. Zu den Besonderheiten Gurgls zählen der geschützte Zirbenwald, die Moore als vegetationsgeschichtliche Archive (Rotmoor, Zirbenwaldmoor u.a.), die für eine Klärung der Waldgrenz- und Klimaschwankungen im Postglazial höchste Bedeutung haben, aber auch die Pioniervegetation der Gletschervorfelder und Hochgipfel, mit den höchststeigenden Blütenpflanzen, wie z.B. der Gletscherhahnenfuß und bunten Landkartenflechten. Der jahrhundertelange menschliche Einfluss auf die Pflanzendecke durch Rodung und Beweidung aber auch durch den Tourismus wird in Obergurgl im Rahmen internationaler Forschungsprogramme (MAB-Man and Biosphere Programm) untersucht und der Fund des Eismannes "Ötzi" lieferte zudem noch weitere Daten zur Klärung der urzeitlichen Besiedelungsgeschichte der Täler Vent und Gurgl. Mit der Einrichtung des Ruhegebietes "Ötztaler Alpen" und des UNESCO-Biosphärenreservates "Gurgler Kamm" sind Teile dieser naturhistorisch repräsentativen und artenreichen Gebirgslandschaft auch unter Naturschutz. Mit dem Universitätszentrum Obergurgl hat die Innsbrucker Universität eine hervorragende Einrichtung zur Erforschung des Hochgebirges, deren Forschungsergebnisse auch international anerkannt sind.
Bekanntheit erlangte das Universitätszentrum - das einst hauptsächlich als Bundessportheim diente - zunehmend als Ausbildungsstätte für Bergführer und Schilehrer. Heute bildet das Universitätssportzentrum Obergurgl mit seinen bestens ausgestatteten Tagungsräumen, eigener Hotellerie und Gastronomie ein neues Forum für Studierende und international anerkannte WissenschaftlerInnen. (js/bb)