Ausgrabungen am Arzler Kalvarienberg
Seit mehr als einem Monat ist der Kalvarienberg in Arzl Schauplatz von archäologischen Ausgrabungen, die im nordwestlichen Teil des Hügels unter der Leitung von Dr. Dietrich Feil vom Institut für Klassische und Provinzialrömische Archäologie der Leopold-Franzens-Universität in Zusammenarbeit mit Heinz Müller von ArchaeoTirol durchgeführt werden.
"Etwa 120 Quadratmeter wurden bereits geöffnet und brachten eine Reihe bemerkenswerter Funde zu Tage", freut sich Dr. Feil über die ersten Ergebnisse der Ausgrabungsarbeiten. Die beiden Archäologen brachten bis dato eine große Mengen prähistorischer - teilweise dekorierter - Keramikteile, römische Münzen, römische Gewandnadeln - so genannte "Fibeln" - und verschiedene Eisenfunde wie Schlüssel, Messer, Pfeilspitzen, Fragmente spätantiker Specksteingefäße und frühmittelalterlicher Reitersporne sowie Fragmente von "Terra Sigillata" (römisches Tafelgeschirr) zu Tage.
Der Anlass ...
...für die Grabungsarbeiten waren eigentlich Sanierungsarbeiten. Die umfangreichen Rodungen, die am Südhang vorgenommen wurden, ließen Teile des Hügels sichtbar werden, die vorher unzugänglich waren. Hier beobachtete Heinz Müller (ArchaeoTirol) dann im Juni 2004 einen Mauerrest im Hangabbruch und stellte auf dem Hügel in jenem Bereich, wo die Grasnarbe im Zuge der Sanierungsarbeiten durch Baumaschinen beschädigt worden war, Steine fest, die nicht zur geologischen Struktur des Hügels passten. In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt und dem Landeskonservatorat für Tirol sowie mit Zustimmung der Grundbesitzer wurden hierauf zwei Suchschnitte unter der Leitung von Heinz Müller und Dr. Dietrich Feil (Institut für Klassische und Provinzialrömische Archäologie der Universität Innsbruck) geöffnet. Diese Befunde, welche eindeutig für eine ältere Bebauung des Hügels sprechen, waren Anlass für systematische Ausgrabungen, welche nun im Auftrag des BDA unter Leitung von D. Feil in Zusammenarbeit mit H. Müller (ArchaeoTirol) erfolgen. Nach der Finanzierungszusage durch Bürgermeisterin Hilde Zach sind die regulären Ausgrabungen jetzt seit 5. Juli im Gange.
Die geschichtlichen Hintergründe
Der Kalvarienberg gehört im Innsbrucker Bereich eindeutig zu den bedeutendsten archäologischen Plätzen. Mit seiner talüberblickenden Lage - etwa 100 m über dem Niveau der Inntal-Sohle - ist der nach allen Seiten steil abfallende Hügel einer der markantesten Geländepunkte im mittleren Inntal und wurde im gesamten oberen Bereich entsprechend für verschiedene Bebauungen genutzt und gestaltet. Gleichzeitig war er der einzige Punkt, von wo aus die Wegverbindung von Innsbruck in östlicher Richtung auch südseitig kontrollierbar war.
Von der geologischen Struktur her handelt es sich um einen reinen Lehm- bzw. Tonhügel ohne Felsenkern. Diese Tatsache ist auch für die Erosionserscheinungen verantwortlich, die in den letzten Jahren für Hügel und Kirche immer bedrohlicher wurden und schließlich aufwändige Sanierungsmaßnahmen notwendig gemacht haben.
Die Kirche
Heute ist das Erscheinungsbild des Kalvarienberges wesentlich von der Kirche zur "Schmerzhaften Muttergottes" mit den zugehörigen Kreuzweg-Kapellen geprägt. Die Gründe für die Errichtung dieser Kirche, die im Oktober 1665 geweiht wurde, sind weitgehend unbekannt. Ursprünglich nur aus dem mittleren Rundbau und dem südwestlich anschließenden Sakristei- und Altarraum bestehend, ist die östliche Vorhalle, in der sich ein Heiliges Grab und eine Fastenkrippe befinden, erst im Jahr 1845 angebaut worden. Das Bild vom immer naturbelassenen, idyllisch grünen Hügel, das der Kalvarienberg seit über 300 Jahren bietet, muss nach den Ausgrabungen gründlich revidiert werden: durch ungefähr zwei Jahrtausende war der gesamte obere Hügelbereich bebaut und wurde in seiner Geländeform stark durch menschliche Eingriffe gestaltet.
"arcella = kleine Burg"
Die günstige Lage von Arzl auf der Sonnenseite des Inntales ließ auch vermuten, dass die Gegend schon früh besiedelt worden ist. Auf römerzeitliche Besiedlung der Gegend deuten neben Streufunden vor allem Flurnamen hin, wie z.B.: Vill von lateinisch villa = das Landhaus. Um 1930 fand man überdies ein bajuwarisches Frauengrab aus dem frühen Mittelalter, und im 8. Jh. entstand der erste Kirchenbau an der Stelle der heutigen Pfarrkirche. Seit dem 12. Jh. wird Arzl (zunächst meist unter der lateinischen Ortsbezeichnung "Arcelle") auch in Dokumenten erwähnt.
Bei der Suche nach einer Erklärung für den Namen "Arzl" wurde zuerst - z.B. 1840 von Kaplan F.X. Hofer in seiner "Topographie der Lokalkaplaney Arzl" - eine Herleitung von "Erz" vorgeschlagen und alter Erzbergbau an den Hängen der Nordkette angenommen. Diese Erklärung wurde aber bald zu Gunsten der Ableitung von lat. "arcella = kleine Burg" verworfen. Doch hier gab es ein Problem: eine entsprechende "Burg" konnte nicht nachgewiesen werden. Daher wurde in neuerer Zeit auch eine Herleitung des Ortsnamens von "argilla = Lehm" vorgeschlagen.
Mittlerweile kann man aber davon ausgehen, dass die vorgeschichtlichen bzw. römischen Anlagen für die namensgebende "kleine Burg" durchaus ausreichend gewesen sein müssten. Damit darf die Frage nach der Herkunft des Ortsnamens als geklärt gelten.
Erste Ausstellung der Fundstücke in Arzl
Im heurigen Spätherbst ist nach Abschluss der Grabungsarbeiten erst einmal eine kurze Ausstellung der Funde in gereinigtem, aber unrestaurierten Zustand zur Information der Ortsbevölkerung in Arzl geplant. Die wissenschaftliche Auswertung der Fundstücke soll dann im Anschluss folgen, eine dauerhafte Ausstellung der Funde muss jedoch - laut Grabungsleiter Feil - noch abgeklärt werden. (bb)
Der Anlass ...
...für die Grabungsarbeiten waren eigentlich Sanierungsarbeiten. Die umfangreichen Rodungen, die am Südhang vorgenommen wurden, ließen Teile des Hügels sichtbar werden, die vorher unzugänglich waren. Hier beobachtete Heinz Müller (ArchaeoTirol) dann im Juni 2004 einen Mauerrest im Hangabbruch und stellte auf dem Hügel in jenem Bereich, wo die Grasnarbe im Zuge der Sanierungsarbeiten durch Baumaschinen beschädigt worden war, Steine fest, die nicht zur geologischen Struktur des Hügels passten. In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt und dem Landeskonservatorat für Tirol sowie mit Zustimmung der Grundbesitzer wurden hierauf zwei Suchschnitte unter der Leitung von Heinz Müller und Dr. Dietrich Feil (Institut für Klassische und Provinzialrömische Archäologie der Universität Innsbruck) geöffnet. Diese Befunde, welche eindeutig für eine ältere Bebauung des Hügels sprechen, waren Anlass für systematische Ausgrabungen, welche nun im Auftrag des BDA unter Leitung von D. Feil in Zusammenarbeit mit H. Müller (ArchaeoTirol) erfolgen. Nach der Finanzierungszusage durch Bürgermeisterin Hilde Zach sind die regulären Ausgrabungen jetzt seit 5. Juli im Gange.
Die geschichtlichen Hintergründe
Der Kalvarienberg gehört im Innsbrucker Bereich eindeutig zu den bedeutendsten archäologischen Plätzen. Mit seiner talüberblickenden Lage - etwa 100 m über dem Niveau der Inntal-Sohle - ist der nach allen Seiten steil abfallende Hügel einer der markantesten Geländepunkte im mittleren Inntal und wurde im gesamten oberen Bereich entsprechend für verschiedene Bebauungen genutzt und gestaltet. Gleichzeitig war er der einzige Punkt, von wo aus die Wegverbindung von Innsbruck in östlicher Richtung auch südseitig kontrollierbar war.
Von der geologischen Struktur her handelt es sich um einen reinen Lehm- bzw. Tonhügel ohne Felsenkern. Diese Tatsache ist auch für die Erosionserscheinungen verantwortlich, die in den letzten Jahren für Hügel und Kirche immer bedrohlicher wurden und schließlich aufwändige Sanierungsmaßnahmen notwendig gemacht haben.
Die Kirche
Heute ist das Erscheinungsbild des Kalvarienberges wesentlich von der Kirche zur "Schmerzhaften Muttergottes" mit den zugehörigen Kreuzweg-Kapellen geprägt. Die Gründe für die Errichtung dieser Kirche, die im Oktober 1665 geweiht wurde, sind weitgehend unbekannt. Ursprünglich nur aus dem mittleren Rundbau und dem südwestlich anschließenden Sakristei- und Altarraum bestehend, ist die östliche Vorhalle, in der sich ein Heiliges Grab und eine Fastenkrippe befinden, erst im Jahr 1845 angebaut worden. Das Bild vom immer naturbelassenen, idyllisch grünen Hügel, das der Kalvarienberg seit über 300 Jahren bietet, muss nach den Ausgrabungen gründlich revidiert werden: durch ungefähr zwei Jahrtausende war der gesamte obere Hügelbereich bebaut und wurde in seiner Geländeform stark durch menschliche Eingriffe gestaltet.
"arcella = kleine Burg"
Die günstige Lage von Arzl auf der Sonnenseite des Inntales ließ auch vermuten, dass die Gegend schon früh besiedelt worden ist. Auf römerzeitliche Besiedlung der Gegend deuten neben Streufunden vor allem Flurnamen hin, wie z.B.: Vill von lateinisch villa = das Landhaus. Um 1930 fand man überdies ein bajuwarisches Frauengrab aus dem frühen Mittelalter, und im 8. Jh. entstand der erste Kirchenbau an der Stelle der heutigen Pfarrkirche. Seit dem 12. Jh. wird Arzl (zunächst meist unter der lateinischen Ortsbezeichnung "Arcelle") auch in Dokumenten erwähnt.
Bei der Suche nach einer Erklärung für den Namen "Arzl" wurde zuerst - z.B. 1840 von Kaplan F.X. Hofer in seiner "Topographie der Lokalkaplaney Arzl" - eine Herleitung von "Erz" vorgeschlagen und alter Erzbergbau an den Hängen der Nordkette angenommen. Diese Erklärung wurde aber bald zu Gunsten der Ableitung von lat. "arcella = kleine Burg" verworfen. Doch hier gab es ein Problem: eine entsprechende "Burg" konnte nicht nachgewiesen werden. Daher wurde in neuerer Zeit auch eine Herleitung des Ortsnamens von "argilla = Lehm" vorgeschlagen.
Mittlerweile kann man aber davon ausgehen, dass die vorgeschichtlichen bzw. römischen Anlagen für die namensgebende "kleine Burg" durchaus ausreichend gewesen sein müssten. Damit darf die Frage nach der Herkunft des Ortsnamens als geklärt gelten.
Erste Ausstellung der Fundstücke in Arzl
Im heurigen Spätherbst ist nach Abschluss der Grabungsarbeiten erst einmal eine kurze Ausstellung der Funde in gereinigtem, aber unrestaurierten Zustand zur Information der Ortsbevölkerung in Arzl geplant. Die wissenschaftliche Auswertung der Fundstücke soll dann im Anschluss folgen, eine dauerhafte Ausstellung der Funde muss jedoch - laut Grabungsleiter Feil - noch abgeklärt werden. (bb)