Neue Schädlinge - neue Herausforderungen
Über neueste Erkenntnisse bei der Bekämpfung von Bodenschädlingen diskutierten WissenschaftlerInnen in den letzten drei Tagen in Innsbruck. Veranstaltet wurde die Tagung, die alle drei Jahre stattfindet, von der Internationalen Organisation für biologische und integrierte Bekämpfung von schädlichen Insekten und Pflanzen (IOBC) in Zusammenarbeit mit der LFU sowie der Landeslandwirtschaftskammer für Tirol.
"Als Austragungsort der Konferenz, die heuer bereits zum vierten Mal stattfand, wurde Tirol gewählt, weil hier bereits die erste Pionierarbeit mit Dr. Hermann Strasser vom Institut für Mikrobiologie in Zusammenarbeit mit der Landeslandwirtschaftskammer (LK) Tirol geleistet wurde. Aus dieser Zusammenarbeit entstand ein bewährtes Mittel zur Kontrolle der Maikäfer, das bereits seit rund vier Jahren österreichweit erfolgreich im Einsatz ist", betont Vizepräsident der LK Josef Heim im Rahmen der Tagung bei der gestrigen Pressekonferenz. "Schädlinge sind heute international, kommen sehr rasch und der einzelne Bauer ist ihnen hilflos ausgeliefert", zeigt sich Heim dankbar über die Forschungsarbeit der Leopold-Franzens-Universität.
Vor etwa sechs Jahren konnte Strasser das FWF-Forschungsprojekt mit dem Projekttitel "Biological control of Scarabaeidae" starten. Ziel dieses Grundlagenforschungsprojektes war es, wirtspezifische entomopathogene Pilze zu identifizieren und diese im Freiland auf deren ökologische Verträglichkeit auszutesten. Einen bedeutenden Arbeitsschwerpunkt bildete hier die physiologische Charakterisierung entomopathogener und anamorpher Pilze. 1999 arbeitete Strasser als Projekt-Koordinator bei einem EU-Forschungsprojekt mit neun Partnern aus sieben Nationen (davon 4 Industriepartner) zusammen. Der Arbeitsschwerpunkt war hier in erster Linie neue, sichere biologische Pflanzenschutzpräparate auf Basis von insektentötenden Pilzen zu entwickeln. Es wurden Verfahren etabliert, welche die Produktion erleichtern und die Wirksamkeit der Pilzpräparate verbessern konnten.
Auch Dr. Strasser betonte bei der Pressekonferenz die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen dem Land sowie den Erfahrungsaustausch mit internationalen ExpertInnen auf diesem Gebiet: "Die internationale Kooperation bei der Schädlingsbekämpfung ist ein Gebot der Stunde. Weltweiter Reiseverkehr und Warenaustausch haben auch ihre Schattenseiten, denn Mitreisende sind immer auch Schädlinge, die von lokalen zu internationalen Spielern geworden sind", so der Experte.
Für die Tagung war auch Dr. Siegfried Keller, Präsident der IOBC, aus der Schweiz angereist. Er resümierte den enormen Fortschritt, der den WissenschaftlerInnen in den letzten Jahren zur biologischen Regulierung der Bodenschädlinge gelungen ist: "Unser Ziel ist es letztendlich, die Schädlinge nicht zur Gänze auszurotten, sondern mit biologischen Methoden das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen."
Seit 2001 arbeitet Strasser mit seiner Arbeitsgruppe nun an einem Folgeprojekt des EU-Projektes "BIPESCO" (Biological Pest Control). Zusammen mit zehn Partnern aus neun Nationen hat man sich im EU-Forschungsprojekt "Risk assessment of fungal biocontrol agents" zum Ziel gesetzt, "Alte Wirkstoffe - biologische Pflanzenschutzmittel" auf deren Umweltverträglichkeit zu prüfen. Als EU-Projektkoordinator erwarb sich Dr. Strasser bereits internationales Ansehen sowohl durch seine fachliche Kompetenz als auch durch das Auftreten als Veranstalter und Mitveranstalter von Internationalen Tagungen und Symposien in Österreich, Italien, Wales und Belgien.
"Die Bauern haben in den letzten Jahren gute Erfahrungen in der biologischen Maikäferbekämpfung auf einem Gebiet von rund 1.500 Hektar mit der in Tirol entwickelten Melocont Pilzgerste gemacht", so Strasser über die anfängliche Skepsis der Landwirte über die Wirksamkeit der biologischen Bekämpfungsmethoden. Jedoch lauert schon der nächste Schädling, der wie der Maikäfer zu massiven Ernteausfällen führen könnte: der Maiswurzelbohrer. Tirol hat bereits reagiert. Das Land regelt in einer Verordnung, wie die Bekämpfung zu erfolgen hat und schon jetzt wird mit Hilfe der Pflanzenschutzbeauftragten des Landes ständig kontrolliert, ob der Schädling auftaucht, damit rechtzeitig Maßnahmen gesetzt werden können. "Der Maiswurzelbohrer ist eine Gefahr für jeden Bauern, der Mais anbaut. Ich bin aber zuversichtlich, dass durch die von Dr. Strasser und seiner Arbeitsgruppe neu entwickelten Strategien auch neue Schädlinge erfolgreich bekämpft werden können", zeigt sich Vizepräsident Heim optimistisch.
Überblick über den Tagungsverlauf
Den Auftakt der dreitägigen Konferenz bildeten drei Vorträge, von denen zwei Auskunft über die aktuelle Befallssituation von Diabrotica (Maiswurzelbohrer) und Scarabaeiden (Mai-, Garten- und Junikäfer) sowie über mögliche Kontrollansätze gaben. Auch der Aspekt der Umweltverträglichkeit von biologischen Pflanzenschutzmitteln wurde nicht vergessen. Dazu sind neueste Erkenntnisse zur Ökologie der Schadinsekten, aber auch zu deren Pilz-Antagonisten und anderen Nicht-Ziel Bodenorganismen vermittelt worden.
Im Anschluss an fünf "Wissenschaftliche Sitzungen" am Dienstag wurde den Teilnehmern dann Gelegenheit geboten, bei einer Exkursion nach Umhausen (Ötztal) teilzunehmen. Ziel dieses Ausfluges war es, das Mai- und Gartenlaubkäferbefallsgebiet von Umhausen und Umgebung kennen zu lernen. Der Bürgermeister der Gemeinde Umhausen und der Präsident der Bezirkskammer Imst berichteten vor Ort über die Maikäfer-Bekämpfungsaktion im heurigen Jahr, welche von der Tiroler Landesregierung finanziell unterstützt wurde. Mit der Durchführung und Überwachung der Maßnahme war die Landeslandwirtschaftskammer Tirol (Abteilung Pflanzenbau), der Maschinenring Tirol sowie die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Institut für Mikrobiologie) betraut.
Am gestrigen Nachmittag hatten dann Interessierte die Möglichkeit, sich im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion von Experten über die derzeitige Situation zum Thema "Neueste Erkenntnisse betreffend der Bekämpfung von Bodenschädlingen: Scarabaeidae, Curculionidae und Drahtwürmer" umfassend informieren zu lassen.
IOBC
IOBC ist eine Internationale Organisation für biologische und integrierte Bekämpfung von schädlichen Insekten und Pflanzen. Das Ziel dieser Organisation ist die Förderung von umweltfreundlichen Methoden der Schädlingsbekämpfung. Mitglieder der IOBC sind Regierungsstellen (z.B. Landwirtschaftsministerien), öffentliche Institutionen, private Unternehmungen, WissenschaftlerInnen sowie andere Interessensgemeinschaften. (bb)
Vor etwa sechs Jahren konnte Strasser das FWF-Forschungsprojekt mit dem Projekttitel "Biological control of Scarabaeidae" starten. Ziel dieses Grundlagenforschungsprojektes war es, wirtspezifische entomopathogene Pilze zu identifizieren und diese im Freiland auf deren ökologische Verträglichkeit auszutesten. Einen bedeutenden Arbeitsschwerpunkt bildete hier die physiologische Charakterisierung entomopathogener und anamorpher Pilze. 1999 arbeitete Strasser als Projekt-Koordinator bei einem EU-Forschungsprojekt mit neun Partnern aus sieben Nationen (davon 4 Industriepartner) zusammen. Der Arbeitsschwerpunkt war hier in erster Linie neue, sichere biologische Pflanzenschutzpräparate auf Basis von insektentötenden Pilzen zu entwickeln. Es wurden Verfahren etabliert, welche die Produktion erleichtern und die Wirksamkeit der Pilzpräparate verbessern konnten.
Auch Dr. Strasser betonte bei der Pressekonferenz die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen dem Land sowie den Erfahrungsaustausch mit internationalen ExpertInnen auf diesem Gebiet: "Die internationale Kooperation bei der Schädlingsbekämpfung ist ein Gebot der Stunde. Weltweiter Reiseverkehr und Warenaustausch haben auch ihre Schattenseiten, denn Mitreisende sind immer auch Schädlinge, die von lokalen zu internationalen Spielern geworden sind", so der Experte.
Für die Tagung war auch Dr. Siegfried Keller, Präsident der IOBC, aus der Schweiz angereist. Er resümierte den enormen Fortschritt, der den WissenschaftlerInnen in den letzten Jahren zur biologischen Regulierung der Bodenschädlinge gelungen ist: "Unser Ziel ist es letztendlich, die Schädlinge nicht zur Gänze auszurotten, sondern mit biologischen Methoden das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen."
Seit 2001 arbeitet Strasser mit seiner Arbeitsgruppe nun an einem Folgeprojekt des EU-Projektes "BIPESCO" (Biological Pest Control). Zusammen mit zehn Partnern aus neun Nationen hat man sich im EU-Forschungsprojekt "Risk assessment of fungal biocontrol agents" zum Ziel gesetzt, "Alte Wirkstoffe - biologische Pflanzenschutzmittel" auf deren Umweltverträglichkeit zu prüfen. Als EU-Projektkoordinator erwarb sich Dr. Strasser bereits internationales Ansehen sowohl durch seine fachliche Kompetenz als auch durch das Auftreten als Veranstalter und Mitveranstalter von Internationalen Tagungen und Symposien in Österreich, Italien, Wales und Belgien.
"Die Bauern haben in den letzten Jahren gute Erfahrungen in der biologischen Maikäferbekämpfung auf einem Gebiet von rund 1.500 Hektar mit der in Tirol entwickelten Melocont Pilzgerste gemacht", so Strasser über die anfängliche Skepsis der Landwirte über die Wirksamkeit der biologischen Bekämpfungsmethoden. Jedoch lauert schon der nächste Schädling, der wie der Maikäfer zu massiven Ernteausfällen führen könnte: der Maiswurzelbohrer. Tirol hat bereits reagiert. Das Land regelt in einer Verordnung, wie die Bekämpfung zu erfolgen hat und schon jetzt wird mit Hilfe der Pflanzenschutzbeauftragten des Landes ständig kontrolliert, ob der Schädling auftaucht, damit rechtzeitig Maßnahmen gesetzt werden können. "Der Maiswurzelbohrer ist eine Gefahr für jeden Bauern, der Mais anbaut. Ich bin aber zuversichtlich, dass durch die von Dr. Strasser und seiner Arbeitsgruppe neu entwickelten Strategien auch neue Schädlinge erfolgreich bekämpft werden können", zeigt sich Vizepräsident Heim optimistisch.
Überblick über den Tagungsverlauf
Den Auftakt der dreitägigen Konferenz bildeten drei Vorträge, von denen zwei Auskunft über die aktuelle Befallssituation von Diabrotica (Maiswurzelbohrer) und Scarabaeiden (Mai-, Garten- und Junikäfer) sowie über mögliche Kontrollansätze gaben. Auch der Aspekt der Umweltverträglichkeit von biologischen Pflanzenschutzmitteln wurde nicht vergessen. Dazu sind neueste Erkenntnisse zur Ökologie der Schadinsekten, aber auch zu deren Pilz-Antagonisten und anderen Nicht-Ziel Bodenorganismen vermittelt worden.
Im Anschluss an fünf "Wissenschaftliche Sitzungen" am Dienstag wurde den Teilnehmern dann Gelegenheit geboten, bei einer Exkursion nach Umhausen (Ötztal) teilzunehmen. Ziel dieses Ausfluges war es, das Mai- und Gartenlaubkäferbefallsgebiet von Umhausen und Umgebung kennen zu lernen. Der Bürgermeister der Gemeinde Umhausen und der Präsident der Bezirkskammer Imst berichteten vor Ort über die Maikäfer-Bekämpfungsaktion im heurigen Jahr, welche von der Tiroler Landesregierung finanziell unterstützt wurde. Mit der Durchführung und Überwachung der Maßnahme war die Landeslandwirtschaftskammer Tirol (Abteilung Pflanzenbau), der Maschinenring Tirol sowie die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Institut für Mikrobiologie) betraut.
Am gestrigen Nachmittag hatten dann Interessierte die Möglichkeit, sich im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion von Experten über die derzeitige Situation zum Thema "Neueste Erkenntnisse betreffend der Bekämpfung von Bodenschädlingen: Scarabaeidae, Curculionidae und Drahtwürmer" umfassend informieren zu lassen.
IOBC
IOBC ist eine Internationale Organisation für biologische und integrierte Bekämpfung von schädlichen Insekten und Pflanzen. Das Ziel dieser Organisation ist die Förderung von umweltfreundlichen Methoden der Schädlingsbekämpfung. Mitglieder der IOBC sind Regierungsstellen (z.B. Landwirtschaftsministerien), öffentliche Institutionen, private Unternehmungen, WissenschaftlerInnen sowie andere Interessensgemeinschaften. (bb)