Archäologische Forschungen in Ascoli Satriano (Italien)

Im Jänner diesen Jahres wurde vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) das Projekt „Archäologische Forschungen in Ascoli Satriano“ genehmigt. MitarbeiterInnen des Instituts für Archäologien der LFU Innsbruck untersuchen dabei die 2500 Jahre alten Überreste der Daunischen Kultur in Süditalien.
Detail einer Schale aus dem „Grab des Kriegers“ (4. Jh.v.Chr., Ascoli Satriano)
Detail einer Schale aus dem „Grab des Kriegers“ (4. Jh.v.Chr., Ascoli Satriano)

Seit dem Jahr 1997 konnte das Institut für Archäologien der LFU Innsbruck unter Leitung von Dr. Astrid Larcher Grabungskampagnen im kleinen süditalienischen Städtchen Ascoli Satriano in Nordapulien durchführen, einem Ort, der in vorrömischer Zeit als eines der Zentren der Daunischen Kultur zunehmend an Bedeutung gewann.

 

Die Kultur der Daunier

Die Kultur der Daunier, einer Völkerschaft wohl illyrischer Herkunft, kann hauptsächlich durch Grabfunde in die Zeit zwischen dem 9./8. und dem 4. Jh.v.Chr. datiert werden, denn ganz offensichtlich wurde der Gestaltung und Ausstattung der Gräber großer Wert beigemessen, während die Behausungen aus organischem, vergänglichem Material nur teilweise auf Steinfundamenten standen und damit archäologisch nur sehr schwer fassbar sind. Ihre Siedlungen hatten dörflichen Charakter mit Gruppen von Hütten, und ihre Gräber befanden sich direkt im Bereich der Wohnstätten. Als kultische Anlagen können größere Gebäude mit festen Steinfundamenten oder Plätze mit ritueller Niederlegung von Gegenständen und Keramik identifiziert werden.

Die Forschungen des Instituts für Archäologien der LFU

Die Forschungen der LFU Innsbruck konzentrieren sich auf zwei Bereiche: den Colle Serpente, den Hauptsiedlungshügel von Ascoli Satriano, der sich heute als archäologischer Park einer breiten Öffentlichkeit präsentiert, sowie die Giarnera Piccola, einen ausgedehnten v.a. als Gräberfeld genutzten Bereich an einem der Hänge des Ortes. Während hier noch jährliche Grabungskampagnen - gleichzeitig auch als Lehrgrabungen im Rahmen des Studiums der Archäologien - stattfinden, sind die Arbeiten auf dem Colle Serpente derzeit abgeschlossen, und die Aufarbeitung sowie die anschließende Publikation des bisherigen Fundmaterials wird im Zuge des FWF-Projektes "Archäologische Forschungen in Ascoli Satriano (Provinz Foggia / Italien)" durchgeführt werden.

Funde und Befunde

Neben mehreren Häusern als Reste von Siedlungsbefunden konnten auf dem Colle Serpente auch zwei Opferplätze sowie vier Gräber mit z.T. reichen Beigaben freigelegt werden, die nach daunischer Sitte durch geometrische Kieselpflasterungen gekennzeichnet waren. So ausführlich im gesamten Daunien die Gräber sowohl in ihrer Struktur als auch in ihren Inventaren bekannt und großteils auch erforscht sind, so sehr betritt man jedoch Neuland in der Rekonstruktion der Siedlungen. Daher erscheinen die vorliegenden Ergebnisse als besonders ergiebige Grundlage für weiterführende Forschungen.

Forschungsziele

Ziel des Projektes ist in erster Linie die wissenschaftliche Aufarbeitung des umfangreichen Fundmaterials (ca. 17 500 Stück), bestehend aus lokaler Gebrauchs-, aber auch Feinkeramik, sowie die naturwissenschaftliche Untersuchung der Skelette aus den Gräbern, aber auch der Tierknochen aus dem Bereich der Siedlung. Einhergehend mit der Kleinfundbearbeitung soll das Fundmaterial auch im Kontext der Baubefunde gesehen werden. Bisher gibt es in ganz Daunien für diese Zeit nur wenige gesicherte und ausgewertete Hausbefunde, so dass mit den Gebäuden vom Colle Serpente wichtige neue Aspekte zu Hausbau und Siedlungsgewohnheiten gewonnen werden können. Die umfangreiche Materialaufnahme wird zudem zum einen als Basis für weitere Forschungen dienen, zum anderen entscheidende Impulse für die Erforschung Ascoli Satrianos und darüber hinaus ganz Dauniens liefern.

Dissertationen im Rahmen von Stipendien

Neben dem FWF-Projekt werden im Rahmen zweier Dissertationen, finanziert durch ein „bm:bwk-Forschungsstipendium für Akademikerinnen / Akademiker zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Archäologie“ die für die daunische Kultur kennzeichnenden Kieselpflasterungen von Mag. Elisabeth Schemel untersucht, während Mag. Florian Müller Bakk. durch ein Doktorats-Stipendium aus der „Nachwuchsförderung der Leopold-Franzens-Universität 2005“ Fragestellungen zur antiken Siedlungstopographie in Ascoli Satriano nachgehen kann.