Steinzeitliche Menschenreste in Vorarlberg

Gut Ding braucht Weil. Über 50 Jahre schlummerten wertvolle menschliche Knochenreste in den Depots des Vorarlberger Landesmuseums in Bregenz. Jetzt wird das Material im Rahmen einer Diplomarbeit von Frau Sonja Laus, Institut für Archäologien der LFU Innsbruck, bearbeitet.
Univ. Prof. Dr. Walter Leitner und Diplomandin Sonja Laus
Univ. Prof. Dr. Walter Leitner und Diplomandin Sonja Laus

Unter vielen tausend Tierknochen fanden sich 33 Fragmente, die eindeutig als menschliche Reste angesprochen werden können.  Paläontologische Untersuchungen ergaben eine Individuenanzahl von mindestens 5 bis maximal 13 Personen. Die Überraschung bildet der Halswirbel eines ca. 6 Jahre alten Kindes, das vor 9.500 Jahren unter einer überhängenden Felswand bei Koblach bestattet wurde. Wie Univ. Prof. Dr. Walter Leitner, Betreuer der Diplomarbeit betont,  gehören die sterblichen Reste dieses Kindes zu den ältesten Vorarlbergs, und - bis auf eine kürzlich gemachte Entdeckung bei Krems - ganz Österreichs.

Alle Funde stammen aus der Region um den Inselberg Kummen im Rheintal. Dieser bildet streckenweise hohe schützende Felsüberhänge, die für die steinzeitlichen Jäger, Sammler und Hirten ideale Voraussetzungen für die Errichtung ihrer Lagerplätze boten. Feuerstellen, Steingeräte sowie Werkzeuge aus Knochen und Geweih haben sich hervorragend erhalten und bezeugen die rege Siedlungstätigkeit vom 8. bis zum 2. Jahrtausend  v. Chr.

Die Untersuchung der Skelettreste leistet einen wertvollen Beitrag zu den weitgehend unerforschten mittelsteinzeitlichen Bestattungssitten in Mitteleuropa. Die vorhandenen Gebeine weisen auf Teilbestattungen hin, da jeweils nur Einzelteile der Skelette belegt sind. Schnittspuren im Schädel- und Gelenksbereich deuten auf eine spezielle Behandlung des Leichnams hin und stehen vermutlich in Zusammenhang mit der Zerstückelung des Körpers.

 

Das Institut für Archäologien hat mit dieser Forschungsinitiative eine wertvolle Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Vorarlberg aufgenommen und verfolgt interdisziplinäre Ziele verfolgt.

 

Nach Abschluss der Arbeiten ist eine umfassende Veröffentlichung und eine Sonderausstellung zu diesem Thema in Bregenz geplant, womit man der Öffentlichkeitsarbeit als Bildungsauftrag der Universität gerecht wird.