ÖAW fördert zwei Forschungsprojekte der LFU
Projekt 1: CRYO.RAD
Die Schnee- und Eisflächen der Alpen und Polargebiete sind laut jüngsten Erkenntnissen nicht steril und lebensfeindlich, sondern stellen Ökosysteme und Refugien für Mikroorganismen und andere Lebewesen dar. Spezielle Ausformungen auf Gletschern (Kryokonite) beherbergen zum Teil höchst aktive mikrobielle Gemeinschaften. Diese tragen wesentlich zur Umformung atmosphärischer Depositionen bei und sind Bestandteil der Nahrungskette. Auf Grund von Atombombentests und der Kernreaktorkatastrophe von Tschernobyl befinden sich in den alpinen Gletschern hohe Dosen an radioaktiven Überresten, die in den Kryokoniten gebunden und gespeichert werden.
Die Kartierung der Kryokonite mit radioaktivem Fallout sowie eine Modellierung der Kryosphäre (jener Bereich der Oberfläche eines Planeten, der von Eis bedeckt ist) ist das Ziel der ForscherInnen rund um Projektleiterin Dr. Birgit Sattler.
Projekt 2: Austro*Ice*Caves*2100
Auf den Namen „Austro*Ice*Caves*2100“ lautet das zweite geförderte Projekt, das von Univ.-Prof. Christoph Spötl (Institut für Geologie und Paläontologie) geleitet wird.
Die Ostalpen bergen eine beachtliche Anzahl spektakulärer unterirdischer Gletscher, die zu den größten auf der Erde gehören und zum Teil einen hohen touristischen Stellenwert besitzen. Historische Dokumente belegen eine starke Abnahme des Höhleneises seit dem Ende der „Kleinen Eiszeit“. Das Schicksal der Eishöhlen in einer sich erwärmenden Welt ist bis jetzt nicht bekannt. Deshalb wird im Rahmen des multidisziplinären Pilotprojektes versucht, ein besseres physikalisches Verständnis der unterirdischen Eis-Akkumulationen zu erhalten und Szenarien über das Schicksal der alpinen Eishöhlen zu entwickeln. Darüber hinaus gilt es, das unerforschte Potential des Eises als Archiv früherer Umwelt- und Klimabedingungen in den Alpen abzuschätzen.
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist die führende Trägerin außeruniversitärer akademischer Forschung in Österreich. Mehr als 800 MitarbeiterInnen führen vielfältige Vorhaben durch. Hochqualifizierte ForscherInnen aus dem In- und Ausland zählen zu den Mitgliedern der ÖAW, die damit über die Trägereinrichtung hinaus eine „Gesellschaft“ von höchster Fachkompetenz bilden.