Livebericht von der Innsbrucker Expedition in die kanadische Arktis
Begonnen hat alles vor einiger Zeit mit der Feststellung, dass die Zahl der Geburtsfehler und Krankheiten bei den Inuit steigt, obwohl sie in einer scheinbar unberührten Natur leben. Man fand aber, dass durch die Klimaerwärmung vermehrt Schadstoffe, vor allem Schwermetalle wie Quecksilber und polychlorierte Biphenyle, in die Arktis gelangen. Sie reichern sich in der Nahrungskette an, und gelangen so auch konzentriert in den Körper der Inuit, mit fatalen Schäden. Längerfristig sinken die Schadstoffe - organisch gebunden - zu Boden und sind im Sediment über Jahrhunderte nachweisbar.
Fataler Kreislauf
Köck und sein Team konnte diesen gefährlichen Kreislauf im laufenden Forschungsprojekt „High Arctic“, das über das „Global Change-Programm“ der ÖAW in das internationale „Geosphere Biosphere Programm“ eingebunden ist bereits bestätigen. Zudem begann Köck mit der Tiefenkartierung des arktischen Sees und entnahm Sedimentbohrkerne, die als Klima-Archiv verwendet werden können.
Die Schadstoffe gelangen primär über Fungizide, Düngemittel und durch die Farb- und Metallindustrie in die Atmosphäre, und über der Arktis wird das Gift angeregnet. Die Belastung der Fische steigt mit der Erhöhung der Temperatur. Ihr Stoffwechsel wird angeregt, daher werden auch mehr Schwermetalle aufgenommen. Dadurch dokumentiert das Gift im Fisch auch den Klimawandel.
Live-Bericht aus der Arktis
Dass die Expeditionsbedingungen trotz des arktischen Sommers äußerst schwierig und gefährlich sind, zeigt der folgende Live-Bericht von Günter Köck aus der Arktis:
Zu Beginn musste ich zwei Tage in Ottawa auf das verspätete Gepäck warten. Es wäre nämlich fatal, wenn nicht das gesamte Expeditionsgepäck in den Norden mitginge. Dann flog ich über Iqualuit nach Resolute, mit 7 Stunden Verspätung, sodass ich erst spät in der "Nacht" (eigentlich scheint ja 24h lang die Sonne) auf der Forschungsstation angekommen bin. Leider habe ich dort eine Hiobsbotschaft erfahren: der Hubschrauber, der uns am Lake Hazen hätte zur Verfügung stehen sollen, ist leider am Tag zuvor abgestürzt. Der Hubschrauber war gerade beim Abheben (also definitiv der schlechteste Zeitpunkt für ein Problem), als der Kompressor explodierte. Der Pilot (ein langjähriger Arktiskollege und extrem erfahrener Pilot) hatte keine Chance, zu reagieren und ist aus etwa 15 m Höhe nach vorne abgestürzt. Gott sei Dank ist den Insassen nichts passiert, der Hubschrauber hat allerdings schwere Schäden. Das heißt, dass sich für uns die Zahl der im Lake Hazen-Gebiet zu befischenden Seen stark reduziert. Überraschungen und lange Wartezeiten gehören in der Arktis einfach dazu. Es geht selten etwas wirklich glatt! Ein hohes Maß an Geduld und Improvisationstalent sind hier schon notwendig.
Am Freitag konnten wir, das sind Derek Muir vom National Freshwater research Institute, Burlington, Klaus Gantner (DOC-Stipendiat der ÖAW, University of Guelph) und Debbie Iqaluk (Inuit-Mitarbeiterin seit 1997)und ich von der Forschungsstation aus an die Westküste von Cornwallis Island fliegen, um den Amituk Lake zu befischen. Zusätzlich waren Wasserproben, Plankton- und Sedimentproben zu nehmen. Das Wetter war wunderschön und relativ wenig Wind, sodass wir trotz noch ungewöhnlich starker Eisbedeckung des Sees das gesamte Programm abarbeiten konnten. Am Sonntag fliegen wir dann in einem etwa 7-stündigen Flug mit einer 2-motorigen "Twin Otter" (dem Arbeitspferd in der Arktis) zum Lake Hazen, der nur mehr etwa 700 km vom Nordpol entfernt liegt. Am nächsten Sonntag sollten wir dann, wenn alles gut geht, von dort wieder ausgeflogen werden.