Weltklimabericht mit Know How der Uni Innsbruck
„Ich erhielt im Mai 2004 den Anruf eines Kollegen, der Koordinator für das IPCC ist, mit der Frage, ob ich beim 4. IPCC Bericht mitarbeiten würde. Dann brauchte ich erst einmal eine Verschnaufpause“, so Kaser. Nachdem ihn die Universität Innsbruck von der Lehre freigestellt hatte, konnte er dem IPCC seine Teilnahme an der Arbeitsgruppe 1, die sich mit den naturwissenschaftlichen Aspekten der Klimaänderung befasste, mitteilen.
Am 2.Februar 2007 war Kaser von der ihm auferlegten Schweigepflicht entbunden und so präsentierte er im Senatssitzungsaal der LFU Innsbruck die Ergebnisse. Sein Bereich, den er zusammen mit zehn Wissenschaftern analysierte, betraf die beobachteten und gemessenen Veränderungen von „Schnee, Eis und gefrorenem Boden“. Der Bericht teilt sich in einen Bereich der Befunde und Prozessverständnisse und einen Bereich der Prognosen. Dazwischen liegt ein Bereich, der sich sowohl mit Messungen als auch mit Modellen auseinandersetzt, die Ursachen den Wirkungen zuweist und die Modelle eicht.
Verlässlichere Daten
Die Datenlage hat sich seit dem letzten Bericht gemehrt und verbessert. Auch die Rechenmodelle und Simulationen haben sich im Vergleich zum Klimareport 2001 deutlich verbessert. Gründe dafür sieht Kaser in den leistungsfähigeren Computern und dem Anstieg des Wissens über die komplexen Zusammenhänge in der Atmosphäre. Als Beweis für Richtigkeit der Rechnungen verweist Kaser auf Modelle, die Vergangenheit zeigen. Die rückwärts gerechneten Ergebnisse decken sich mit dem, was Forscher mit Thermometern gemessen haben. Die Prognosen sind trotzdem mit Unsicherheiten behaftet. Das liegt v.a. in den Annahmen über Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum (Szenarien im IPCC Bericht), aber auch an Modellunsicherheiten (Bandbreiten der Werte innerhalb der Szenarien). Die Ergebnisse in den Kapiteln über die Beobachtungen sprechen aber eine klare Sprache.
Ein globales Experiment
Kaser nennt das Industriezeitalter ein „globales Experiment“, dessen Folgen der Mensch noch spüren wird. Selbst wenn der Mensch den Ausstoß aller Emissionen sofort stoppen würde, steigt die Temperatur noch Jahrhunderte weiter. Mit der Verbrennung des ersten Tropfen Erdöls ist ein Prozess angestoßen worden, der die Erde nachhaltig verändert hat. „Bohrkerne aus der Antarktis haben gezeigt, dass es in den letzten 650.000 Jahren keine solch hohen Konzentrationen an Treibhausgasen in der Atmosphäre gab. Die Temperaturanstiege, wie sie derzeit von Wissenschaftlern festgestellt werden, sind in den letzten 20.000 Jahren nicht vorgekommen“, so Kaser.
Konstruktiv und kreativ
Die Arbeitstreffen mit den insgesamt 150 wissenschaftlichen Experten seien immer
konstruktiv, kreativ und ohne Konkurrenzkampf gewesen. Der aufregendste Moment war aber, dass der Bericht von den Regierungsvertretern nur mit geringen Modifikationen angenommen wurde, freut sich Kaser.
Linktipps:
Weitere Informationen zu IPCC und zum gesamten Endbericht - an dem in Summe über 2500 Scientific Expert Reviewers, über 450 Lead Authors und über 800 Contributing Authors 6 Jahre arbeiteten - finden Sie unter http://www.ipcc.ch und http://ipcc-wg1.ucar.edu.