Christine Bustas Nachlass ging an das Forschungsinstitut Brenner-Archiv
Der Nachlass enthält unter anderem zahlreiche Lebensdokumente, Briefe (u.a. von H. Domin, G.v. Einem, L.v. Ficker, H. Weigel), hunderte Entwürfe zu Gedichten und ebenso viele Typoskripte von veröffentlichten und unveröffentlichten Gedichten, eine Fotosammlung, die Christine Busta in allen Lebensaltern zeigt sowie eine stattliche Anzahl auch von Manuskripten anderer.
Der Nachlass ist von großem literatur- und auch kulturhistorischem Interesse: Er beleuchtet die österreichische Kulturgeschichte der 1950er bis 1970er Jahre und wird es möglich machen, die poetische Arbeitsweise der Dichterin zu erforschen. „Schon bei der groben Ordnung des Nachlasses konnten wir feststellen, dass Christine Busta mit verschiedenen lyrischen Formen experimentiert hat; wir finden Gedichte wie die, die sie schließlich zur Veröffentlichung vorsah – aber auch andere Formen, wie etwa Aphorismen oder auch Gedichte im Wiener Dialekt, die sie nicht an den Verlag übergab“, skizziert Prof. Wolfgang Wiesmüller, selbst Busta-Forscher, einen Aspekt der Bedeutung der nun im Brenner-Archiv aufbewahrten Werkmanuskripte.
Dr. Annette Steinsiek, Biographin der Schriftstellerkollegin Christine Lavant, betont den biographischen Wert der neu erworbenen Materialien: „Wunderbar! Ich wünschte, es gäbe von Christine Lavant Material in dieser Dichte – Tagebücher, Notizbücher, Briefe aus der Jugendzeit ... Interessant ist, dass wir auch Christine Busta als Bildkünstlerin kennenlernen. Uns liegen hier etliche Zeichnungen und Aquarelle, Porträts und Landschaften vor.“ In welcher Weise die bildkünstlerische Arbeit mit der literarischen zusammenhängt, wird zu erforschen sein. Das Bild der Schriftstellerin aber wird sich durch die biographischen Erkenntnisse, die neu gewonnen werden können, ändern. Forschungen über ideologische Auseinandersetzungen im österreichischen Kulturbetrieb der 1950er Jahre erhalten eine zusätzliche Materialbasis. Und schließlich werden dem Lesepublikum neue Texte der Autorin präsentiert werden können. Ein Forschungsprojekt ist geplant. Eine Festveranstaltung zum 20. Todestag der Dichterin ist für den 30.11.2007 im Literaturhaus am Inn im Programm – bis dahin soll der Nachlass geordnet und im Online-Nachlassverzeichnis des Brenner-Archivs aufgelistet sein.
Dass Forschung nicht nur Geld kostet, sondern auch Mehrwert schafft, wird beispielhaft deutlich. Der Kontakt zur Besitzerin des Nachlasses kam durch Dr. Annette Steinsiek und ihre Kollegin Dr. Ursula Schneider zustande. Sie traten für eine andere Forschungs- und Editionsarbeit, den „Kommentierten Gesamtbriefwechsel Christine Lavants“, an die Cousine der Dichterin heran. Frau Franziska Rohringer, Dr. Josef Rohringer und Josef Wenzel Hnátek entschlossen sich, den umfangreichen Bestand dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv zu übergeben. „Der Nachlass ist von großem literarischen und auch materiellen Wert“, so Johann Holzner, der Leiter des Brenner-Archivs der LFU Innsbruck. „Christine Busta hat hier einen guten Platz, stand sie doch mit Ludwig von Ficker und anderen Mitgliedern des Brenner-Kreises in enger und freundschaftlicher Verbindung.“
Werke von Christine Busta kennen die meisten wohl aus ihrer Kindheit: „Die Sternenmühle. Gedichte für Kinder und ihre Freunde“ (1959) lag und liegt wohl in vielen Kinderzimmern zerlesen herum. Hauptsächlich schrieb sie jedoch für Erwachsene. „Lampe und Delphin“ (1955), „Salzgärten“ (1975) oder „Wenn du das Wappen der Liebe malst“ (1981) heißen drei ihrer 16 Gedichtbände. Christine Busta-Dimt, geb. 1915 in Wien, gest. 1987 in Wien, war Schriftstellerin und Bibliothekarin. Sie erhielt zahlreiche Preise, allen voran den Großen österreichischen Staatspreis für Literatur (1969), den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur (1959), den Lyrikpreis der Neuen deutschen Hefte (1956) oder den Anton Wildgans-Preis (1975). „Mein Grundthema ist die Verwandlung der Furcht, des Schreckens und der Schuld in Freude, Liebe und Erlösung. Freilich hat die Schönheit dabei oft unbarmherzige Farben und die Tröstung kostet zumindest eine Hüfte“, sagte Christine Busta 1959 über ihr schriftstellerisches Werk. In ihrem Gedicht „Erklärung gegen ein Mißverständnis“ verdeutlicht sie weiter:
Nie habe ich einer heilen Welt
das Wort geredet.
Immer nur einer verletzlichen,
um deren gefährdete Schönheit ich bangte –
schon auf Heilung bedacht.
Zitate Busta in W. Wiesmüller: Lexikonartikel „Christine Busta“ im KLG