Molekulare Methoden revolutionieren Erforschung von Nahrungsbeziehungen

Die Erforschung von Nahrungsbeziehungen erlebt derzeit eine Revolution: Molekulare Methoden bieten völlig neue Möglichkeiten zur Erhaltung gefährdeter Tierarten und zur nachhaltigen Schädlingsbekämpfung. Das weltweit erste Symposium zu diesem zukunftsweisenden Forschungsgebiet fand vom 1. bis zum 3. März 2007 statt und lockte international renommierte Ökologen an die LFU Innsbruck.
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Wer frisst wen? – Neue Ansätze in der Erforschung von Nahrungsbeziehungen

Unter dem anspruchsvollen Titel „Molecular approaches to study trophic interactions (MTI): Current progress and future directions“ berichteten Ökologen über die neuesten Erkenntnisse in diesem jungen Forschungsgebiet. Molekulare Nahrungsanalyse wird bei verschiedensten Tierarten vom Wal bis zum Käfer angewendet. Mit hochspezifischen molekularen Sonden werden beutespezifische DNA-Fragmente im Kot oder Darm von Tieren nachgewiesen. So kann deren Nahrungsspektrum genau analysiert werden. Darüber hinaus lassen sich mittels molekularer Methoden Parasitoide detektieren und die Wirte krankheitsübertragender Insekten bestimmen.

 

Internationale Experten demonstrieren große Bandbreite molekularer Ansätze

Das wissenschaftliche Programm befasste sich mit Nahrungsbeziehungen in aquatischen und terrestrischen Systemen. Die vier eingeladenen Hauptredner erschlossen in ihren Vorträgen die große Bandbreite molekularer Ansätze zum Studium von Nahrungsbeziehungen: Dr. Simon Jarman (Australian Antarctic Division, Australia) berichtete von den Vorteilen der DNA Methoden gegenüber herkömmlichen Verfahren, um Nahrungsbeziehungen von Tieren in marinen Systemen wie z.B. Walen, Pinguinen und Robben zu entschlüsseln. Dr. Mathew Greenstone (USDA, USA) zeigte die Vorteile molekulare Marker zum Aufspüren endoparasitischer Lebewesen in ihren Wirten auf. Die neuesten Verfahren, um komplexe trophische Interaktionen in terrestrischen Lebensräumen zu analysieren, wurden von Dr. Andrew King (Cardiff University, UK) präsentiert. Dr. Stephen Torr (Greenwich University, UK) berichtete von den vielfältigen Möglichkeiten, die DNA-Marker bieten, um das Nahrungsverhalten von krankheitsübertragenden Insekten zu untersuchen.

 

Schädlingsbekämpfung, Artenschutz, Epidemiekontrolle

Die molekulare Analyse von Nahrungsbeziehungen ist von großer praktischer Bedeutung: Zum Beispiel können damit die natürlichen Gegenspieler von landwirtschaftlichen Schädlingen identifiziert und darauf aufbauend nachhaltige Regulationsstrategien entwickelt werden. Darüber hinaus kann die Nahrungsgrundlage gefährdeter Tierarten mittels nicht invasiver molekularer Verfahren geklärt und damit ein wichtiger Beitrag zu ihrem Schutz geleistet werden. Der Vorteil nicht invasiver Methoden liegt darin, dass das Leben die gefährdeten Tiere in keiner Weise beeinträchtigt werden.

Durch die Analyse des Nahrungswahlverhaltens von krankheitsübertragenden Insekten werden wichtige Erkenntnisse in der Epidemiologie der Krankheitserreger erlangt, was wiederum die Entwicklung kostengünstigerer und effizienterer Verfahren zur Kontrolle dieser Krankheiten ermöglicht. 

 

Weltweit 1. Arbeit zur molekularen Analyse von Nahrungsbeziehungen von Bodentieren entstand an der LFU

Am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck werden im Team von Michael Traugott verschiedenste Nahrungsbeziehungen mittels molekularer Methoden untersucht. So konnten die Innsbrucker vor Kurzem die weltweit erste Arbeit zur molekularen Analyse von Nahrungsbeziehungen von bodenlebenden Tieren in einer der renommiertesten ökologischen Zeitschrift, Molecular Ecology, veröffentlichen. Am MTI Symposium wurden von Innsbrucker Forschern Studien zu trophischen Interaktionen zwischen Nützlingen und Schädlingen im Agrarland als auch zu Nahrungsbeziehungen von Tieren, die in alpinen Habitaten leben, präsentiert.

 

Das 1. weltweite MTI Symposuim wurde von Dr. Michael Traugott (Universität Innsbruck), Dr. Anita Juen (derzeit University of Adelaide, Australien) und Dr. Bill Symondson (Cardiff University, UK) organisiert.