Erotik des Sieges
Es ist ein regelrechter Siegesrausch, der hier zelebriert wird, in Form von 57 Niken, die den Sieg in verschiedensten Posen verkörpern. Offen bleibt, ob die einstigen Betrachterinnen und Betrachter diesen Siegesrausch aus den Bildern lesen konnten, oder ob sie sich schlicht von den erotischen Frauendarstellungen verführen ließen.
Haben Bilder die Macht, den Blick auf die Welt zu verändern, indem sie statt der Schrecken des Krieges die Erotik und Leichtigkeit des Sieges feiern? Ist Geld nur ein ökonomisches Zahlungsmittel oder nehmen wir auch die Bilder wahr, die auf den Münzen abgebildet sind? Können diese Bilder uns dann beeinflussen oder gar als Propaganda des politischen Systems verwendet werden? Gab es Reliquien nur im Mittelalter oder kann auch eine Fahne zur Reliquie werden, wenn sie zum Sinnbild des „modernen“ Sieges wird? Waren die Königreiche serbischer mittelalterlicher Herrscher ein Spiegelbild des Himmels, konnten sie zu religiösen Hoffnungsträgern werden?
„Macht der Bilder, Macht der Kunst“ war das Thema des vierten interdisziplinären und internationalen Workshops, den der Schwerpunkt „Politische Kommunikation und die Macht der Kunst“ am 1. und 2. März in Innsbruck veranstaltete. Vier Referentinnen und Referenten aus den Fachgebieten Archäologie und Kunstgeschichte – Marion Meyer (Wien), Wolfgang Szaivert (Wien), Branislav Cvetković (Belgrad) und Werner Telesko (Wien) – analysierten visuelle Medien politischer Kommunikation vom Alten Griechenland, über das Imperium Romanum und das mittelalterliche Serbien bis zur Habsburgermonarchie des 19. Jahrhunderts. Fasst man die Themen zusammen, die in den Vorträgen der beiden Vormittage diskutiert wurden, so ergibt sich eine explosive Reihe von Schlagworten, die auch die aktuellen Medienberichte bestimmen: Sieg, Erotik, Geld, Religion und Politik. Mehr noch als die Sprache sind es Bilder, die diese Themen in den Köpfen der Rezipienten und Rezipientinnen prägen, den abstrakten Vorstellungen konkrete Gesichter verleihen.
An den beiden Nachmittagen des Workshops standen der Schwerpunkt und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zentrum. Moderiert von den beiden Uni Mediatorinnen Monika Maruska und Doris Haslinger nahm eine Kerngruppe von 28 Forscherinnen und Forschern die seit zwei Jahren laufende Entwicklung des Schwerpunkts kritisch in den Blick. Für die Bereiche Organisation, Kommunikation, methodische Vorgehensweise, Inhalte und Perspektiven wurden Arbeitsgruppen eingerichtet, die Probleme fokussierten und künftige Kooperations- und Forschungsstrategien entwickelten. Neben den bereits laufenden Projekten, die sich derzeit etwa in den Buchprojekten „Macht der Bilder“, „Briefe in politischer Kommunikation“, „Rhetorik von Konflikten – Rhetorik von Krieg und Frieden“ niederschlagen, wurden drei neue Forschungsfelder als künftige Kooperationsbereiche festgelegt: „Visuelle Politik“, „Kunst und Kultur als politisches Konfliktpotential“ und „Netzwerke politischer Kommunikation“. Das Internationale Graduiertenkolleg „Politische Kommunikation von der Antike bis ins 20. Jahrhundert“ wird weiterhin ein zentrales Standbein des Schwerpunkts darstellen.