Spielen als Überlebenschance
Nach einführenden Worten durch die Leiterin des Forschungsschwerpunktes Prof. Ursula Moser und einer Vorstellung durch Dr. Helga Ramsey-Kurz begann Dr. Factor einige zentrale Mythen die Kindheit betreffend aufzubrechen. Im Gegensatz zur mittlerweile weit verbreiteten Forschermeinung, Kindheit sei ein gesellschaftliches Konstrukt, plädierte Dr. Factor für die Akzeptanz von Kindheit als deutlich unterscheidbare Lebensphase, deren Existenz nicht davon abhängt, dass Erwachsene sie als solche wahrnehmen.
Ausgehend von ihrer beeindruckenden Sammlung an Children's Playlore illustrierte Dr. Factor die enorme Kreativität und auch Subversivität, die für sie ein grundlegendes und gewissermaßen universelles Charakteristikum von Kindheit darstellt. Dr. Factor machte dabei deutlich, wie zentral das Spielen für Kindheitskultur ist. Daraus leitete sie dann auch eine Definition dieser Lebensphase unabhängig von einer Kategorisierung durch die Erwachsenenwelt ab. Das Spielen, so Dr. Factor, sei ein so essentieller Bestandteil des Kindseins, dass es selbst in den widrigsten Umständen überleben kann, wie unter anderem anhand von Berichten über das Spiel von Kindern in den Ghettos und Konzentrationslagern des Dritten Reiches illustriert wurde. "Amidst the most appalling misery, fear, hunger and cruelty, children played as long as there was breath and strength in their bodies."
Zur Person
Dr. June Factor ist Kulturwissenschafterin, Kinderbuchautorin und Mitbegründerin der Australian Children's Folklore Collection (Museum Victoria, Melbourne), die 2004 von der UNESCO zum Welterbe ernannt wurde. Ihre Publikationen inkludieren unter anderem die Bücher Australian Childhood: An Anthology (1991), Kidspeak: A Dictionary of Australian Children's Colloquial Words, Expressions and Games (2000), sowie Child's Play: Dorothy Howard and the Folklore of Australian Children (2007).