Institut für Praktische Theologie veranstaltete Studientag

Nach dem Thema Aktionsforschung im Dezember 2006 stand beim Studientag des Sommersemesters Ende Mai die Auseinandersetzung mit der Grounded Theory Methodology auf dem Programm.
Dr.in Böhringer führte in die zentralen Begriffe der Grounded Theory Methodology ein.
Dr.in Böhringer führte in die zentralen Begriffe der Grounded Theory Methodology ein.

„Die Studientage des Institutes für Praktische Theologie entwickeln sich zu einem kleinen, aber feinen Empirie-Ereignis, wann ist die nächste Veranstaltung?“, fragte eine Teilnehmerin im Anschluss an den Studientag.

 

Die Soziologin und Germanistin, Frau Dr.in Daniela Böhringer aus Graz, tätig als freiberufliche Soziologin in der Erforschung der Palliative Care und in der Suchtberatungsforschung, führte im Rahmen eines Gastvortrags, der über die Theologische Fakultät hinaus Beachtung fand, in die zentralen Begriffe und in das Konzept der Grounded Theory Methodology ein. Im anschließenden Workshop wurden die gewonnenen Erkenntnisse im kleineren Kreis konkret an zwei Projekten erprobt.

 

MMag.a Magdalena Holztrattner, Theologin, und Mag.a Nadja Lobner, Politikwissenschaftlerin, beide aus Salzburg, stellten ihr gemeinsam mit der Psychologin Karoline Zenz bearbeitetes interdisziplinäres Drittmittel-Projekt zum Thema „Jugend und Armut – Partizipative Armutsforschung in drei Kontexten“ vor. Besonders interessant an diesem Projekt ist, dass es in drei verschiedenen Ländern durchgeführt wird: in El Salvador, in Salzburg und in der Ukraine. Die gemeinsame Arbeit am Projekt brachte allen TeilnehmerInnen wertvolle Erkenntnisse über die Einsatzmöglichkeiten der Grounded Theory Methodology. Für die Salzburger Nachwuchsforscherinnen gab es wichtige Hinweise für die Inangriffnahme der letzten Projektphase. Im Bereich der Partizipationsforschung haben sich bedeutsame Vernetzungsaspekte zwischen dem Salzburger Projekt und der Innsbrucker Empiriegruppe gezeigt. An eine Fortführung der Zusammenarbeit im Hinblick auf die theologische Reflexion von Forschungsmethodologien ist gedacht.

 

Mag. Bernhard Teißl-Mederer, Innsbruck, dessen Dissertationsprojekt „Theologen in neuen Berufsfeldern – Exoten oder Propheten?“ noch am Anfang steht, konnte die ersten Schritte mit Hilfe der Grounded Theory Methodology ausloten. Dieses Projekt bot für alle TeilnehmerInnen die Chance, die verschiedenen Einstiegsformen in Grounded Theory Methodology kennen zu lernen.

 

Insgesamt wurde deutlich: Die Grounded Theory ist eine Methodologie, die wegen ihrer Offenheit und Flexibilität für die Arbeit in der Praktischen Theologie – und hier insbesondere im Forschungsprogramm Kommunikative Theologie – gut geeignet erscheint. Auch die Tatsache, dass sie sich nicht ausschließlich als reine Methode, sondern auch als Haltung der Reflexion und Auseinandersetzung (Methodology) versteht, kommt dem Innsbrucker Forschungsschwerpunkt sehr entgegen. Das macht sie kompatibel mit dem wissenschafts- und forschungskritischen Anliegen Kommunikativer Theologie, auch in der Forschung prozessorientiert zu arbeiten und nicht vorschnell und unkritisch empirisch-sozialwissenschaftliche Versatzstücke in die Forschung „einzubauen“. Aus theologischer Perspektive hat sich gezeigt, dass eine tiefere Auseinandersetzung um Prozessorientierung, Aufmerksamkeiten im Forschungsprozess und Methodenwahl erforderlich ist. Im Hinblick auf Partizipation und Reziprozität zwischen ForscherInnen und „Beforschten“ ist die Forschungsgruppe aus Salzburg schon ein Stück Weges gegangen. Es hat sich gerade an diesem Projekt bestätigt: Der Anspruch auf Entsprechung von Inhalt und Form, dem in der Lehre viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, stellt sich nach kommunikativ-theologischer Überzeugung auch in der Forschung. Dass die Grounded Theory Methodology auf dem Weg zur Verwirklichung dieses Anliegens ein guter Partner ist, hat sich auf dem Studientag auf eindrucksvolle Weise gezeigt.