Auf den Spuren des Tiroler Landeshistoricus Anton Roschmann
Am Donnerstag, dem 21. Juni 2007 konnten zahlreiche Besucher zu der von Florian Schaffenrath vom Institut für Sprachen und Literaturen – Abteilung Latinistik und Florian Müller vom Institut für Archäologien – Fachbereich Klassische Archäologie veranstalteten Tagung „Mit Fleiß und Feder für Tirol - Interdisziplinäre Tagung zum Landeshistoricus und Vater der Tiroler Archäologie Anton Roschmann“ in der Claudiana in der Innsbrucker Altstadt begrüßt werden.
Der Landeshistoricus und Vater der Tiroler Archäologie Anton Roschmann
Anton Roschmann (* 1694 Hall, + 1760 Innsbruck) war eine der bedeutendsten Forscherpersönlichkeiten Tirols im 18. Jahrhundert. In seinen bisher bekannten 134 Werken in lateinischer Sprache beschäftigte er sich mit Geschichte, Altertumskunde, Archäologie, Epigraphik, Numismatik, Geographie, Kunst-, Literatur- und Kirchengeschichte, Theologie, Naturgeschichte, Bibliothekswissenschaft und Genealogie. 1694 in Hall geboren, studierte Roschmann in Innsbruck Philosophie, Theologie und Jus. Seit seiner Jugend arbeitete er aber bereits in verschiedenen Tiroler Bibliotheken und Sammlungen, wo er profunde Kenntnisse der klassischen Literatur erwarb, Inventararbeiten und Neuordnungen vornahm. Besonders wichtig für ihn dürfte dabei die Arbeit an den Sammlungen im Schloss Ambras gewesen sein. Hier, wie auch bei seinen ausgedehnten Reisen durch ganz Tirol, wurde er mit Naturalien, Bildender Kunst und römischen Denkmälern vertraut. 1740 erhielt Roschmann von den Tiroler Landständen den speziell für ihn entworfenen Titel „Landschaftlicher Historicus” bzw. „Historicus illustrissimorum ordinum provinciae”. 1745 wurde er schließlich zum ersten Bibliothekar der neu gegründeten Universitätsbibliothek in Innsbruck ernannt.
Interdisziplinäre Tagung „Mit Fleiß und Feder für Tirol“
Ziel der Tagung war es auf des Leben und das vielseitige Werk von Anton Roschmann näher einzugehen. Nachdem HR Dr. Walter Neuhauser, der ehemalige Direktor der Universitätsbibliothek Innsbruck Anton Roschmann in seiner Funktion als Bibliothekar und Handschriftenforscher vorgestellt hatte, sprach Univ.-Ass. Dr.Lav Subaric über Roschmanns Konzept der historia litteraria als umfassendem Konzept nicht nur für Literatur-, sondern für Kulturbeschreibung. Dr. Vladan Antonovič berichtete schließlich über die Aufarbeitung der umfangreichen von Anton Roschmann zusammengestellten graphischen Sammlung an der Universitätsbibliothek in Innsbruck.
In den letzten beiden Blöcken der Veranstaltung wurde auf den Archäologen Anton Roschmann näher eingegangen aber auch generell die Geschichte der Altertumskunde breiter erläutert. Während Dr. Martin Ott vom Historischen Seminar der Universität München über den gelehrten Umgang mit römischen Inschriften im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit berichtete, stellte Dr. Dietrich Hakelberg von der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel ein digitales Erschließungsprojekt zur Wissenschaftsgeschichte der Archäologie in der Frühen Neuzeit vor. Dr. Michael Huber vom Gymnasium der Erzdiözese Wien in Sachsenbrunn präsentierte seine Arbeiten zu den Inscriptiones, dem archäologischen Hauptwerk von Anton Roschmann. Den Abschluß bildete ein Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Walde, vom Institut für Archäologien der Universität Innsbruck, in dem sie über die Wiederauffindung und Identifikation von bereits 1756 von Anton Roschmann beschriebenen archäologischen Fundstücken berichtetet. Es ist geplant die Vorträge der Tagung in schriftlicher Form in einem Tagungsband zusammenzufassen.
Buchpräsentation „Anton Roschmanns lateinische Beschreibung der Ruinen von Aguntum 1746“
Nach einführenden Worten durch Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c.mult. Tilmann Märk, dem Vizerektor der Universität Innsbruck, durch Mag. Franz Jenewein, den Geschäftsführer des Tiroler Wissenschaftsfonds (TWF) sowie durch Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle, den Herausgeber der Reihe "Tirolensia Latina“ berichteten am Abend die beiden Wissenschafter Dr. Florian Schaffenrath und Mag. Florian Müller Bakk. über ihr Projekt und stellten die neue Publikation „Anton Roschmanns lateinische Beschreibung der Ruinen von Aguntum 1746“ vor. Es handelt sich dabei um die Auswertung einer über 260 Jahre alten lateinischen Handschrift in der Anton Roschmann über seine archäologischen Ausgrabungen berichtet, die er 1746 in Nußdorf-Debant bei Lienz durchgeführt hat. Dabei war er auf ausgedehnte Reste eines Gebäudes mit Fußbodenheizung und prunkvolle Mosaiken aus römischer Zeit gestoßen. Unter den über 100 bei der Buchpräsentation anwesenden Besuchern konnte neben Univ.-Prof. Dr. Margret Friedrich, der Vizerektorin für Lehre und Studierende, sowie den Dekanen der Philosophisch-Historischen Fakultät, Univ.-Prof. Dr. Christoph Ulf und der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Univ.-Prof. Dr. Hans Moser, zahlreiche Prominenz, allen voran Prälat Raimund Schreier, der Abt des Stiftes Wilten, begrüßt werden.
Exkursion nach Schloß Ambras
Den Abschluss der Veranstaltung bildete am folgenden Tag eine Exkursion nach Schloß Ambras, einer frühen Wirkungsstätte von Anton Roschmann, wo dieser bereits in seiner Jugend Inventarisierungen und Neuordnungen der dortigen Sammlungen vorgenommen hatte. Die Führung der zahlreichen Besucher wurde vom Direktor der Sammlungen auf Schloss Ambras Dir. HR Dr. Alfred Auer persönlich vorgenommen.