Neue Wege der Bewältigung der finanziellen Folgen von Naturkatastrophen

Die Zunahme der wirtschaftlichen Schäden durch extreme Naturereignisse verlangt nach neuen Wegen des finanziellen Risikotransfers, darin stimmten die Teilnehmer/-innen einer internationalen Tagung an den Fakultäten für Volkswirtschaft und Statistik und Betriebswirtschaft der Universität Innsbruck am Anfang Juli überein.
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Professor Bank dankt den „guten Geistern“ des Seminars, Brigitte Gersch und Monika Wegscheider, Bildmitte. Mitveranstalter: Professoren Weck-Hannemann (v.l.) und Professor Schwarze (h.r.). Im Bild: Professor Bernhard Koch vom Institut für Zivilrecht der Universität.

In dem gemeinsam von den Instituten für Finanzwissenschaft (Prof. Reimund Schwarze und Prof. Hannelore Weck-Hannemann) sowie dem Institut für Banken und Finanzen (Prof. Matthias Bank) veranstalteten zweitägigen Seminar trafen sich internationale Experten aus Wissenschaft, Banken- und Versicherungswirtschaft, um neue Entwicklungen auf den Märkten für alternativen Risikotransfer und bei der staatlichen Hilfe für Katastrophenschäden zu diskutieren.

 

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch eine Keynote des renommierten Versicherungsökonomen Neil Doherty von der Wharton School der University of Pennsylvannia /Philadelphia. Er markierte in seinem Vortrag die Herausforderungen für die Forschung und die Märkte durch die Ungewissheit von Katastrophenschäden bei einem Klimawandel. Die traditionellen bayesianischen Lernmethoden der Versicherungswirtschaft könnten bei anhaltender Ungewissheit über eine Klimaänderung zu gefährlichen Instabilitäten auf den Versicherungs- und Kapitalmärkten führen, die sich zu einem eigenen Risiko von Marktschwankungen auswachsen könnten.

 

Lösungen durch Katastrophenanleihen bietet der Kapitalmarkt seit über fünfzehn Jahren, aber erst die Ereignisse in New Orleans (Hurrikan Katrina) haben diesen Markt nachhaltig belebt. Noch immer seien die Portfolios aber nicht ausreichend diversifiziert, betonte Marcel Grandi, Risk Trader der Münchener Rück. Die Investoren der Kapitalmärkte handelten stimmungshaft und zeigten keine stabile Produktpräferenz, so dass man auch auf absehbare Zeit mit einer teils verwirrenden Produktvielfalt rechnen müsse.

 

Mit  Spezialproblemen der Produktgestaltung bei Katastrophenanleihen beschäftigten sich auch die Beiträge der Professoren Christian Laux (Uni Frankfurt) und Andreas Richter (Uni München). Im Ergebnis erlaubt der Weg über Katastrophenanleihen einen nennenswert günstigeren Risikotransfer als durch Rückversicherungsmärkte, zeigte Brenda Lopez-Cabrera von der Humboldt-Univerität Berlin am Beispiel der CAT-Bonds für Erdbebengefahren der Regierung von Mexiko.

 

Die Themen des zweiten Tages drehten sich um die Rolle des Staates bei der Ermöglichung von Märkten des alternativen Risikotransfers und der Versicherung. Hier wurde von allen Vortragenden übereinstimmend betont, dass Staatsgarantien für die Deckung extremer Schäden unverzichtbar sind, nicht nur zum Schutz der Opfer vor finanzieller Not, sondern auch um die Lasten für die privaten Versicherer in der ersten Lage bewältigbar zu machen. Hierzu wurden verschiedene versicherungsökonomische Modelle im In- und Ausland (Dr. Franz Prettenthaler, Uni Graz) sowie Reformmodelle in Österreich (Dipl.-Ing. Franz Sinabell, WiFo Wien) und der Schweiz (Prof. Gebhard Kirchgässner, Uni St. Gallen) vorgestellt und diskutiert. Wie bei den Katastrophenanleihen erweisen sich Elemente der Vertragsgestaltung, z.B. die Honorierung von privater Vorsorge durch Prämienrabatte, als entscheidend für die ökonomische Vorteilhaftigkeit von alternativen Versicherungsmodellen. Die Einbindung von Versicherungslösungen in den Kontext der internationalen Klimaverhandlungen beleuchtete Dr. Joanne Linnerooth-Bayer vom IIASA/Laxenburg. Weitere Vorträge des Tages beschäftigten sich mit den makroökonomischen Effekten von Naturkatastrophen (Mag. Raschky, Uni Innsbruck) und den aktuellen Strategien der Rückversicherer beim Klimawandel (Ernst Rauch, Münchener Rück).

 

Die anschließenden Diskussionen zeigten, dass sich spannende und wichtige Forschungsaufgaben insbesondere für junge NachwuchswissenschaftlerInnen in diesem Forschungsfeld stellen. Die Aktivitäten der Universität Innsbruck und am Kompetenzzentrum für Naturgefahrenmanagement -  alpS wurden den TeilnehmernInnen zur Kenntnis gebracht.

 

Ausgewählte Beiträge der Veranstaltung erscheinen in Schmoller’s Jahrbuch für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Sämtliche Präsentationen sind auf der Veranstaltungswebsite dokumentiert. Die Veranstaltung wurde durch Kompetenzzentrum für Naturgefahrenmanagement - alpS und die Leitung der Universität unterstützt.