Die romanistische Welt trifft sich in Innsbruck
Der Congrès International de Linguistique et de Philologie Romanes, der von der traditionsreichen Société de Linguistique Romane organisiert wird, findet alle drei Jahre statt. In diesem Jahr wird er zum ersten Mal in Österreich stattfinden. Die Organisation liegt in den Händen von Prof. Heidi Siller, Vorstand des Instituts für Romanistik, und von Prof. Maria Iliescu, gemeinsam mit ihrem Team. Das Organisationskomitee – Petra Braselmann, Paul Danler, Barbara Hinger, Maria Iliescu, Christine Konecny, Carmen Konzett, Eva Lavric, Werner Marxgut, Heidelinde Pajek und Paula Weitlaner – hat in den letzten Monaten und Jahren intensiv an der Vorbereitung dieses Großereignisses gearbeitet.
Zu verdanken hat Innsbruck die besondere Ehre, den Kongress zu veranstalten, Frau Prof. Dr. Maria Iliescu, der „Grande Dame der Romanistischen Linguistik“, die im Vorstand der Société de Linguistique Romane die Innsbrucker Kandidatur erfolgreich vertreten hat.
Tirol ist als Veranstaltungsort prädestiniert, denn hier spielt die Romanistik aufgrund der Nähe zum Italienschen und Ladinischen eine besondere Rolle. Aber auch weltweit sind die romanischen Sprachen von zentraler Bedeutung: Über 600 Millionen Menschen weltweit sprechen romanische Sprachen als Muttersprache. Die wissenschaftliche Bedeutung des Kongresses beschreibt Prof. Eva Lavric vom Organisationskomitee folgendermaßen: „Für uns Romanisten ist es, als hätten wir die die Olympischen Spiele nach Innsbruck geholt, denn hier muss jeder dabei sein. Das Wissen, das später in Grammatiken, Wörterbüchern und Lehrbüchern verbreitet wird, wird bei diesem Kongress erarbeitet, diskutiert und weiterentwickelt.“
Reichtum, Vielfalt, Dynamik
Als Kongresssprachen sind alle romanischen Sprachen zugelassen: Von den ältesten französischen, italienischen und spanischen Texten aus Literatur und mittelalterlichen Kanzleien spannt sich der Bogen bis zu moderner Jugendsprache und Internet-Jargon.
An den romanischen Sprachen zeigt sich, dass Sprache nichts Statisches, ein für allemal Fixiertes, sondern etwas Vielfältiges, Dynamisches ist. Haben sich doch die romanischen Sprachen im Laufe eines Jahrtausends aus dem Lateinischen entwickelt und sind im Laufe eines weiteren Jahrtausends zu dem geworden, was sie heute sind: eine Vielfalt von verwandten Sprachgemeinschaften, von den ganz großen mit Hunderten Millionen Sprechern wie Spanisch, Portugiesisch und Französisch bis zu den ganz kleinen wie Ladinisch in den Dolomitentälern oder Papiamentu auf den ABC-Inseln in der Karibik.
Betrachtet man die Themen des Kongresses, wird deutlich, wie Sprachen sich ständig gegenseitig beeinflussen, Wörter und Konstruktionen entlehnen, und welche wichtige Rolle dabei mehrsprachige Individuen und Gesellschaften spielen, die gleichsam den virtuellen Treffpunkt, den Marktplatz für die verwandten und benachbarten Sprachen darstellen. In diesem Zusammenhang besonders interessant sind die Kreolsprachen, die aus dem Zusammentreffen der französischen, spanischen und portugiesischen Kolonialherren mit den afrikanischstämmigen Sklaven entstanden sind und die sich in der Karibik, in Louisiana, aber auch in Macao, auf den Philippinen, auf den Seychellen usw. in großer Vielfalt finden. Ihnen ist eine der 21 Sektionen des Kongresses gewidmet.
´Dabeisein ist alles`, das gilt hier wie bei den Olympischen Spielen, und so lassen es sich die Vertreter `kleinerer` Sprachen nicht nehmen, über und vor allem auch in diesen Sprachen zu referieren. Daher findet man neben Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch und Rumänisch auch Vorträge in Katalanisch, Valencianisch, Galicisch und Ladinisch und noch vielen anderen im Kongress-Programm.