Wasserbau: eine runde Sache
Hart umkämpfter Professor
Die zahlreichen Titel des neu an die Uni Innsbruck berufenen Professors Markus Aufleger könne man sich förmlich auf der Zunge zergehen lassen, so Vizerektorin für Lehre und Studierende, Prof. Margret Friedrich, in ihren Grußworten. Nicht sie allein sind es selbstverständlich, die den Wasserbauer zu einem ausgezeichneten Wissenschaftler und zielstrebigen Praktiker machen, sondern vielmehr seine innovative Forschungsarbeit und die erfolgreiche Realisierung seiner bisherigen nationalen und internationalen Projekte. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich mehr als nur eine Universität um Prof. Aufleger als neuen Lehrenden bemühten. Der Dekan der Bauingenieurwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Manfred Husty , schätzte sich also sehr glücklich, Aufleger als neues Mitglied begrüßen zu dürfen und unterstrich neben seiner fachliche Kompetenz , der guten Kontakte und der Mitwirkung an einschlägigen Entwicklungsprojekten in Ecuador, auch die kollegiale Art des hart umkämpften Professors. Dies alles stellte Impulse für die Universität Innsbruck dar.
Wasserbau als globales Thema
Ob Ecuador, Jordanien oder Österreich- die Ressource Wasser ist überall von zentraler Wichtigkeit, was gute Wasserbauingenieure mit nachhaltigen Konstruktionskonzepten deshalb schier unverzichtbar und den Wasserbau zu einem globalen Thema werden lässt. In Zeiten des Klimawandels und vor dem Hintergrund steigender Bevölkerungszahlen, der zunehmenden Verschmutzung des blauen Goldes und eines drastisch zunehmendem Energieverbrauchs, gewinnt der Sektor des Wasserbaus in all seinen Facetten ohne Frage erheblich an Bedeutung. Angesichts der Brisanz der Thematik und der zu erwartenden Verschlimmerung des Wasserproblems, hat die Uni Innsbruck mit der Berufung Markus Auflegers eine die denkbar beste Entscheidung getroffen.
Talsperrenüberwachung
Talsperren beispielsweise sind zentrale Konstruktionen im Bereich des Wasserbaus. Weltweit nimmt ihre Zahl stetig zu. Energieerzeugung, Trink- oder Brauchwasserversorgung sind nur einige der Zwecke, zu denen die Stauanlagen dienen. Österreichische Staudämme gibt es viele, nur haben sie leider alle ein großes Manko: sie sind alt. Mehr als die Hälfte der Mittel fließen in ihre Sanierung und die Überwachung ihrer Sicherheit. Außer der visuellen Kontrolle, bei der eine Begehung der Staudämme erfolgt, kommen auch andere Instrumente bei der Langzeitüberwachung von Bauwerken im Wasserbau zum Einsatz. „Let´s do it distributed“, ist ein Leitsatz Auflegers dem auch ein neues System der messtechnischen Überwachung folgt. Bei der verteilten faseroptischen Temperaturmessung werden Glasfaserkabel im Boden verlegt und die Temperaturverteilungen so über Kilometer hinweg ermittelt. Die Beziehung zwischen Temperaturanstieg und Filtergeschwindikeit gibt dem Ingenieur schließlich Aufschluss über Zustand und Prognose der Standsicherheit der Talsperre.
Neuartige V-Rampen
Beim Flussbau stellt sich dem Wasserbauer ein sehr grundlegendes Problem: Die Tiefenerosion. Um Flüsse zu stabilisieren werden derzeit Querbauwerke in den Fluss hineingebaut- die Rampen werden dabei von Jahr zu Jahr niedriger. An der Unteren Salzach hat Markus Aufleger mit seinem Team alle Register des Flussbaus gezogen und eine neuartige V-Rampe eingesetzt. Gewöhnliche Querbauwerke stellen zumeist ein ökologisches Problem dar, da sie das gewässertypische Gleichgewicht stören und für Fische und andere Wasserlebewesen ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Die neuartige V-Rampe erwirkt keinen ständigen Auf- und Rückstau des Gewässers, wodurch es zu einer eigendynamischen Aufweitung des Flusses kommt.
Probleme bei der Umsetzung
Die Ansprüche, die an den Wasserbau in unseren Tagen gestellt werden, sind ohne Zweifel komplexer geworden. In Mittel-und Westeuropa bemüht man sich heute, gleichsam ökonomische wie ökologische Konzepte zu planen; Energieeffizienz wird dabei großgeschrieben. Probleme bei der Projektumsetzung kann hierbei die fehlende Kompromissbereitschaft der Beteiligten machen. Andererorts scheitern innovative Konzepte jedoch schon in der Planungsphase, da die Wichtigkeit der Ressource Wasser noch gar nicht in die Köpfe der Bevölkerung gedrungen ist. In Jordanien, beispielsweise, hätte man relativ einfach anhand von Satellitenbildern die Strömungen des Grundwassers beobachten und somit eine bessere Wasserwirtschaft erwirken können. Die Wichtigkeit und der nachhaltige Nutzen des von Prof. Aufleger geplanten Projekts wurden jedoch verkannt und die neue Methode der Grundwasserbeobachtung versickerte rasch im Sand.
Projektpartner Ecuador
Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit kann Markus Aufleger bei seinen Entwicklungsprojekten in Ecuador zurückblicken. Dort wurden Sanierung und Verbesserungen von Bewässerungskanälen im Einzugsgebiet des Rio Ambato druchgeführt und eine Kleinwasserkraftanlage in Tivili gebaut. Ecuador hat sich als interessanter Projektpartner erwiesen; von der weiterfolgenden Zusammenarbeit wird zukünftig auch die Uni Innsbruck profitieren können. Mit Prof. Aufleger im Team soll die Lehre im Arbeitsbereich Wasserbau ab jetzt also noch praxisnaher vermittelt werden.
Kommt bald der Alpeningenieur?
Eine interessante Zukunftsversion eröffnete der Vortragende zum Schluss: Mit dem Alpeningenieur könnte die Uni Innsbruck eine neue Spezialisierungsrichtung für die Bauingenieurwissenschaften schaffen. Der Schutz der Alpen könnte dabei ein zentraler Aspekt der Ausbildung sein.