Wissenswertes über Innsbruck via SMS
Ziel des Projekts „ilbi“ (intelligent local based information), das von einem jungen Team rund um Prof. Kurt Promberger und Mag. Felix Piazolo vom Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus entwickelt wurde, ist es, jeder Nutzerin und jedem Nutzer die zum aktuellen Standort in der Stadt Innsbruck passende Information zu liefern. Erreicht wird dies durch die Verbindung der RFID-Technologie mit dem Handy. Um das System, das sowohl für Einheimische als auch Touristen interessant ist, zu nutzen, muss man sich zunächst im Internet auf der entsprechenden Homepage (www.innfo.at) registrieren. Hier kann man dann auch sehr genau einstellen, an welcher Art von Informationen man grundsätzlich interessiert ist. Die Bandbreite reicht dabei von Geschichte über Literatur, Veranstaltungen, Sport und Freizeit bis hin zur Gastronomie sowie derzeit zur EURO 08. Anmelden kann man sich direkt über das Internet oder aber an einer der verschiedenen Ausgabestationen für den RFID Transponder. Dieser Transponder, ein kleiner Sender, stellt je nach Standort des Nutzers den Kontakt zu einer in der nähe befindlichen Empfangsstation her und meldet dem System, dass eben dieser Benutzer sich hier aufhält. Er enthält keine personenbezogenen Daten, sondern ist lediglich der Schlüssel für das System. Da ihn der Benutzer ein- oder ausschalten kann, ist auch die persönliche Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt. Jeder Benutzer entscheidet selbst, wann er sich mit dem System in Verbindung setzen will und wann nicht.
Intelligentes System
Ist ein Benutzer erkannt, dann prüft das System in Bruchteilen von Sekunden, welche Information dieser spezifische Nutzer gerne haben möchte und welche er davon schon einmal erhalten hat. Wenige Sekunden später erhält der Teilnehmer dann eine SMS mit entsprechenden Informationen. Ganz neu ist dabei, dass diese, dank des intelligenten Matching-System, genau am passenden Ort, zur passenden Zeit beim Benutzer ankommt. Das bedeutet, dass das System diese Informationen, beispielsweise bei Veranstaltungshinweisen, mit der Tageszeit abgleicht und nur Informationen verschickt die relevant und damit für den Benutzer nützlich sind. Darüber hinaus werden die Hinweise auch auf die allgemeine Wettersituation anpasst. So würden Besucher keinen Tipp bekommen, die Nordkettenbahn zu benutzen und Innsbruck von oben zu genießen, wenn in der Stadt gerade ein Föhnsturm tobt. Das System funktioniert dabei wie eine Suchmaschine und erstellt eine Rangliste der Informationen. Die „beste“ Information geht dann via SMS an den Benutzer. Derzeit befindet sich das System in der Testphase. Dazu gibt es in Innsbruck 25 Standorte, an denen man jeweils die, dem eigenen Profil entsprechende Information erhält. Im Informationssystem befinden sich derzeit 1.000 deutschsprachige und jeweils 500 englisch- beziehungsweise italienischesprachige Informationen. Einen wesentlichen Beitrag haben daran das Brenner Archiv der Universität Innsbruck, der Innsbrucker Verschönerungsverein und das aut (Architektur und Tirol).
Grenzüberschreitene Kooperation mit Innsbrucker Know how
„ilbi“ ist ein Interreg IVa Projekt, das gemeinsam in Bayern und Tirol geplant und umgesetzt wird. Zusammen haben sich die Region Rosenheim, die Hochschule Rosenheim und die Universität Innsbruck, maßgeblich unterstützt von der Tiroler Zukunftsstiftung, das Ziel gesetzt, ein automatisiertes Informationssystem aufzubauen, das eine standort-, zeit und zielgruppengenaue Informationsweitergabe garantieren soll. „Die Universitäten, in diesem Fall das Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus, liefert die innovative Idee sowie das Grundlagenwissen, das dann in einem Projekt oder in einem Unternehmen umgesetzt wird. „ilbi“ ist ein ideales Beispiel für eine solche Zusammenarbeit. Beeindruckend bei diesem Projekt sind die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten: Im Tourismus, bei Events, aber auch im ganz normalen Lebensalltag, und das grenzübergreifend“, betont der strategische Leiter Kurt Promberger.
EURO 08 als Startpunkt
Vorgestellt wurde „ilbi“ im Rahmen einer Pressekonferenz im Medienzentrum der EURO 08. Alle Gäste haben derzeit die Möglichkeit, das System selbst auszuprobieren. Entsprechend groß war auch die Freude von Vizebürgermeister Dr. Christoph Platzgummer: „Umfassende Informationen am Handy sind heute in vielen Bereichen Standard. Eine punktgenaue Information über Sehenswürdigkeiten am Urlaubsort gibt es weltweit noch nicht. Dass sich Innsbruck einmal mehr als Vorreiter positioniert, freut mich besonders, denn so können wir uns einmal mehr als Tourismushauptstadt Nummer 1 unter Beweis stellen.“
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Der Einsatz im Tourismus, als moderne Form des Reiseführers (Buch) ist dabei nur ein der vielen Einsatzmöglichkeiten des Systems. In den kommenden zweieinhalb Jahren wollen die Planer Kurt Promberger und Felix Piazolo gemeinsam mit ihrem Team weitere Einsatzmöglichkeiten ausprobieren: „Wir denken zum Beispiel daran, mit unserem System mitzuhelfen, Innenstädte zu beleben“. „ilbi“ würde hier als Bewegungsmelder fungieren und die Wege bestimmter Testpersonen in einer Innenstadt nachverfolgen, ohne dass Personendaten erfassen werden müssten. Welche Wege werden gemacht, wo verweilen die Testpersonen, beispielsweise vor einem Schaufenster, welche Geschäfte betreten sie und wie lange bleiben sie dort. Diese Ergebnisse können dann helfen, Innenstädte attraktiver zu gestalten und damit das Abwandern der Kunden in die großen Einkaufszentren zu verhindern. Vorraussetzung dafür ist ein System wie „ilbi“, welches ohne personenbezogene Daten auskommt, und somit die Akzeptanz sowie den Datenschutz sicherstellt.
Natürlich sind die Möglichkeiten auch bei Ausstellungen, in Museen oder bei speziellen Events nicht uninteressant. Ein Einsatzgebiet könnte vielleicht die Lange Nacht der Forschung sein, die am 8. November wieder in Innsbruck stattfinden wird. Hier könnte „ilbi“ beispielsweise die Funktion des Programmhefts übernehmen. Ebenso angedacht ist eine Zusammenarbeit mit Schulen, wo Schülerinnen und Schüler das System im Zuge des Fremdsprachenunterrichts bei Exkursionen in der Stadt nutzen könnten. Es ist möglich, Benutzerprofile speziell nach Interessen anzulegen, und somit Innsbruck aus rein historischer oder kultureller Sichtweise zu erleben. „Die Einsatzmöglichkeiten unseres Systems sind sehr breit. Wir sind deshalb sehr daran interessiert, mit möglichst vielen Ideen konfrontiert zu werden, um diese Vielseitigkeit auch in der Praxis zeigen zu können. Von uns ist das ein schönes Beispiel dafür, wie die Universität Innsbruck ganz konkret ihrem Forschungs- und Bildungsauftrag nachkommt. Daher sind wir offen für Kooperationen“, betont Felix Piazolo.