Auf dem Weg zur personalisierten Medizin

Die moderne medizinische Forschung sucht Medikamente, die auf einzelne Patienten zugeschnitten sind. Über den Erfolg möglicher Therapien können dabei Biomarker Auskunft geben. Die Proteomik ist eine Schlüsseltechnologie auf der Suche nach solchen Biomarkern. Über die neuesten Entwicklungen in der Proteomik diskutieren derzeit in Seefeld Expertinnen und Experten aus aller Welt.
v.l.: Unirat-Vorsitzender Johannes M. Rainer, Giulio Superti-Furga, Günther Bonn, LR  …
v.l.: Unirat-Vorsitzender Johannes M. Rainer, Giulio Superti-Furga, Günther Bonn, LR Tilg, Regina Mesner, Seefelds Bürgermeister W. Frießer, Rektor Karlheinz Töcherle und Lukas Huber

Das Proteom ist die Gesamtheit aller Proteine, die in einem biologischen System zu einem bestimmten Zeitpunkt anzutreffen sind. In einer einzigen Zelle können mehr als 100.000 verschiedene Proteine in höchst unterschiedlichen Mengen vorhanden sein. Während das Genom, also die in der DNA festgelegte Erbinformation, zeitlebens gleich bleibt, gibt das Proteom den jeweils aktuellen Zustand eines biologischen Systems wieder. Darauf beruht die Hoffnung der Proteomik, durch die Suche nach Veränderungen in der Proteinzusammensetzung, beispielsweise vor und nach Verabreichung eines Medikaments, die Chancen der medizinischen Behandlung zu verbessern. Biomarker sind charakteristische Muster bestimmter Moleküle, die spezifische biologische Vorgänge anzeigen. Sie können darüber Auskunft geben, ob ein Patient auf eine Behandlung anspricht.

 

Nebenwirkungen erkennen

Bei dem am Montag von Landesrat Bernhard Tilg offiziell eröffneten 6. Symposium der Österreichischen Proteomik Plattform (APP) in Seefeld wird auch über eine weitere Stärke der Proteomik diskutiert: die Erfassung aller Proteine, die mit einem bestimmten Wirkstoff wechselwirken. Der Wirkstoff dient dabei gewissermaßen als Köder, mit dem man die an ihn bindenden Moleküle aus einer Probe herausfischen kann. Auf diese Weise gewinnen Wissenschaftler Erkenntnisse über unerwünschte Nebenwirkungen eines Medikaments - oder über unerwartete Wirkungen. Voraussetzung für diese Herangehensweisen sind die Fortschritte in der Analytik. Analytische Chemiker entwickeln Oberflächen, die es ermöglichen, bestimmte Sorten von Proteinen in einer Probe anzureichern. So wird die Komplexität biologischer Proben reduziert, die darin besteht, dass Proteine nicht nur in sehr großer Anzahl, sondern auch in sehr unterschiedlichen Mengenverhältnissen vorhanden sind. Analytische Chemie für Hochdurchsatzverfahren ist ein weiterer Tagungsschwerpunkt.

 

Erfolgreiche Vernetzung

Geleitet wird die Tagung von Prof. Günther Bonn vom Institut für Analytische Chemie und Radiochemie der Universität Innsbruck, Prof. Lukas Huber von der Medizinischen Universität Innsbruck und Prof. Giulio Superti-Furga vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin in Wien. Über 120 Forscherinnen und Forscher folgten ihrer Einladung nach Seefeld. Die 31 Referentinnen und Referenten kommen aus den USA, Niederlande, Österreich, Dänemark, Schweiz, Großbritannien, Deutschland, Kanada und Italien. Die österreichische Proteomik Plattform ist ein Forschungsnetzwerk, das im Rahmen des österreichischen Genomforschungsprogramms GEN-AU von der Bundesregierung gefördert wird. Sie wurde im Jahr 2003 etabliert und vernetzt seither erfolgreich die österreichische Proteomforschung. Die Plattform wird von Prof. Lukas Huber von der Medizinischen Universität Innsbruck geleitet.

(cf/us)