Forscher streben Regeneration heimischer Forellen an
Mit dem Rückgang der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren entwickelten sich in den großen Flusssystemen Europas genetisch eigenständige Bachforellenlinien (Salmo trutta fario), die im Norden und Westen Europas dem Atlantischen Typus, im Donausystem dem Donautypus und im Süden dem Mediterranen- und Adriatypus (inklusive Marmorierte Forelle) zugeordnet werden. In ihrer Erscheinung und Zeichnung ist die Bachforelle so vielfältig, dass eine Unterscheidung zwischen den Typen auf Grund äußerlicher Merkmale nicht möglich ist.
Aussterben der heimischen Forellen
Obwohl die Bachforelle als Art in Europa nicht auf der Roten Liste aufscheint, sind ihre lokalen und regionalen Formen stark gefährdet und zum Teil vom Aussterben bedroht. Gründe dafür sind die Einschränkung des Lebensraumes durch nachhaltige Eingriffe des Menschen in die Gewässer und damit Verlust von Laich-, Ruhe- und Rückzugsgebieten sowie eine starke Befischung und falsche Bewirtschaftung. So konnte die Bachforelle nur durch ständigen Besatz vor ihrem Verschwinden bewahrt werden. „Mit dieser Besatztätigkeit wurden unwissentlich standortfremde Forellen des atlantischen Typus in die Gewässer des Donausystems eingebracht, wodurch das Vorkommen der ausländischen (allochthonen) Forellen immer mehr überhand nahm und die heimischen (autochthoner) Bachforellenlinien zusehends verschwanden. Damit verschwanden auch wertvolle biologische Ressourcen lokaler Populationen“, erklärt Dr. Reinhard Lackner von der Forschungsplattform Alpiner Raum – Mensch und Umwelt der Universität Innsbruck die Ausgangsproblematik für das Forschungsprojekt.
Nachdem sowohl in Nordtirol als auch in Südtirol der Wunsch bestand, die ursprünglich heimischen Forellen-Populationen zu regenerieren, starteten die Wissenschaftler Dr. Reinhard Lackner und Prof. Bernd Pelster vom Institut für Zoologie sowie Dr. Nikolaus Medgyesy vom Institut für Ökologie in Kooperation mit dem Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg (Südtirol), dem Nationalpark Hohe Tauern und dem Alpenzoo Innsbruck das Interreg-III-Projektes „Trout ExamInvest“. „Wir haben die Populationen der heimischen Forellen erhoben und diese auf ihre genotypischen Eigenschaften untersucht“, erläutert Lackner.
Autochtone Forellen nachgezüchtet
Die populationsgenetischen Untersuchungen wurden an Gewebeproben durchgeführt, die mithilfe nicht-letaler Fangmethoden gewonnen wurden. Dabei wurde die DNA mithilfe der Ausalzungsmethode isoliert, anschließend ein Fragment der mitochondrialen DNA amplifiziert – also vervielfältigt – und sequenziert. „Anhand der unterschiedlichen Sequenzmuster, die uns diese Methode lieferte, war es möglich, nicht nur die Populationsstruktur zu analysieren sondern auch die einzelnen evolutionären Linien zu identifizieren“, erklärt Lackner. In der Folge wurden anhand dieser Ergebnisse autochtone Forellenbestände gezüchtet. „Wir wollen nun mittels gezielter Besatztätigkeit eine Regeneration der heimischen Bachforelle erreichen“, erklärt Lackner. Im Ötzi-Dorf wurde Anfang Mai der erste Schritt in diesem Vorhaben gesetzt.