Neues Exzellenzzentrum an der Uni Innsbruck
Neben dem Schaffen weiblicher Vorbilder in technologieintensiven Bereichen – alle Zentren werden von Frauen geleitet – ist das Ziel des Forschungsförderungsprogramms Laura Bassi, neue, richtungsweisende Impulse für die Umsetzung von Management- und Teamentwicklungszielen an der Schnittstelle von Industrie und Wissenschaft zu geben. Im Rahmen der Förderdauer von sieben Jahren sollen die acht bewilligten Zentren nun gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern aus der Industrie anwendungsorientierte Grundlagenforschung betreiben.
Kooperative Systeme
Das Quality Engineering Laura Bassi (QE LaB) Exzellenzzentrum in Innsbruck will in den nächsten Jahren gemeinsam mit vier Industriepartnern aus Tirol, Wien und München innovative Methoden und Werkzeuge für die Qualitätssicherung serviceorientierter IT-Systeme entwickeln. „Wir stehen derzeit vor einem neuen Technologiesprung, den man mit dem der Einführung des Internets vergleichen könnte“, erklärt Prof. Ruth Breu. Mit der Einführung der serviceorientierten Systeme werden künftig neue Anwendungen wie beispielsweise eine verteilte elektronische Gesundheitsakte oder ein Verkehrsmanagement, bei dem die einzelnen Fahrzeuge miteinander kommunizieren, möglich sein. „Aufgrund des Austauschs von möglicherweise kritischen Daten werden sich die Qualitätsanforderungen an die IT-Systeme drastisch erhöhen, insbesondere hinsichtlich der Sicherheit und Zuverlässigkeit“, so die Informatikerin.
QE LaB hat sich zum Ziel gesetzt, Verfahren zu entwickeln, um die Qualitätseigenschaften dieser IT-Systeme der neuen Generation kontinuierlich zu überwachen und zu steuern. Durch die voraussichtliche Kooperation mit den beiden Partnern ITH icoserve technology in healthcare GmbH (e-health Kompetenzzentrum von Siemens Österreich) und Kapsch CarrierCom AG (ein auf Kommunikationslösungen spezialisiertes Tochterunternehmen der Kapsch Gruppe) werden Anwendungen im Bereich vernetzter Systeme im Gesundheitswesen und Telekommunikationssysteme schwerpunktmäßig bearbeitet werden. Mit den Partnern iteratec GmbH (Software- und Beratungshaus in München mit weiteren Standorten in Wien, Offenbach und Hamburg) und phion AG beteiligen sich außerdem zwei äußerst innovative KMU in den Bereichen IT Management und Security-Lösungen am Exzellenzzentrum.
Lokaler Innovationsmotor
Das Institut für Informatik wurde vor acht Jahren mit Unterstützung von Wissenschaftsministerium und Land Tirol gegründet. Seither fungiert es nicht nur als zentraler Ausbilder in Informationstechnologien, sondern hat sich auch als Innovationsmotor und Partner der lokalen IT-Industrie bewährt. Mit einer außergewöhnlich hohen Zahl von Drittmittel-Einwerbungen reiht sich das Institut für Informatik unter die Top-Institute der Universität ein. Mit dem QE LaB Exzellenzzentrum setzt sich das Institut für Informatik zum Ziel, eine Institution mit hoher internationaler Sichtbarkeit und wirtschaftlichem Potential zu etablieren.
Erfolg mit Familie
Prof. Dr. Ruth Breu ist seit 2002 Professorin am Institut für Informatik und war wesentlich am Aufbau des Instituts für Informatik beteiligt. Nach ihrem Studium und der Promotion an der Universität Passau habilitierte sie sich an der TU München und arbeitete anschließend einige Jahre als Beraterin für Softwaretechnik. Im Rahmen ihrer Tätigkeit an der Universität Innsbruck hat sie in den letzten Jahren über 20 Drittmittelprojekte in nationalen und internationalen Förderprogrammen eingeworben. Ihre Forschungsgruppe Quality Engineering besteht derzeit aus 30 MitarbeiterInnen.
Ruth Breu ist Mutter von drei Kindern im Alter von 18, 16 und 3 Jahren. „Zusammen mit meinem Mann, der das spin-off Unternehmen arctis Softwaretechnologie GmbH leitet, habe ich mit viel Fantasie, Durchhaltevermögen und Unterstützung anderer einen Weg für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefunden“, so die erfolgreiche Informatikerin.
Sie ist bemüht, die selbst erfahrene Unterstützung an ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiterzugeben. Obwohl der Frauenanteil im Informatikstudium an der Universität Innsbruck nur ca. 10 % beträgt, weist ihre Forschungsgruppe einen Frauenanteil von über 30 % auf. Eine ihrer Mitarbeiterinnen, Dr. Barbara Weber, konnte vor kurzem ihre Habilitation abschließen.
„Für das Laura-Bassi Exzellenzzentrum habe ich mir auch zum Ziel gesetzt, dazu beizutragen, das Bild des Informatikers und der Informatikerin in der Gesellschaft vom einsamen Hacker zum kommunikationsorientierten Teamarbeiter zu verändern“, erklärt Breu.