Kräftiges Multitalent an der Salzach

WissenschaftlerInnen vom Arbeitsbereich Wasserbau der Universität Innsbruck haben im Rahmen des Projekts „Innovation Wasserkraft“ ein Fließgewässerkraftwerk entwickelt, das an mehreren Standorten an der Salzach realisiert werden soll. Notwendige flussbauliche Sanierungsmaßnahmen gehen dabei mit einem neuartigen technischen Ansatz zur Energiegewinnung einher.
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Physikalischer Modellversuch für ein neuartiges Wasserkraft an der unteren Salzach (Foto: Arbeitsbereich Wasserbau).

Ganz im Sinne der europäischen Klimaziele strebt Österreich einen Ausbau der Wasserkraft zur Gewinnung „sauberer“ Energie an. Die Herausforderungen bei der Erschließung des brachliegenden Wasserkraftpotenzials sind jedoch sowohl in technischer als auch in ökologischer Hinsicht groß. Das vom österreichischen Klima- und Energiefonds geförderte Projekt „Innovation Wasserkraft“ widmet sich neuen Lösungsansätzen. Im Rahmen der Untersuchungen wird die Machbarkeit von Fließgewässerkraftwerken an mehreren Standorten im Tittmoniger Becken an der unteren Salzach im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet überprüft. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Markus Aufleger und seiner Mitarbeiterin Dipl.-Ing. Barbara Brinkmeier vom Arbeitsbereich Wasserbau der Universität Innsbruck. Durchgeführt wird es in Kooperation mit der Österreichisch-Bayerischen Kraftwerke AG, der Grenzkraftwerke GmbH und der Ennskraftwerke AG.

90 Gigawattstunden pro Jahr

„Im Tittmoninger Becken stehen wir vor der Situation, dass die fortschreitende Eintiefung der Flusssohle Sanierungsarbeiten erforderlich macht, um beispielsweise die Unterspülung von Bauwerken, aber auch die Austrocknung von Nebengewässern und Auen zu stoppen“, schildert der Wasserbau-Experte Aufleger die Ausgangssituation. Diese ohnehin notwendigen Baumaßnahmen will man nützen und die geplanten Sohlrampen um Kraftwerksteile erweitern, die in etwa 90 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren könnten. Ein wichtiger Nebeneffekt: Die mit neuartiger Turbinentechnik ausgestatteten Kraftwerke befinden sich unter Wasser und sind ebenso wie die Rampen selbst ständig überströmt.

Dynamik trotz Kraftwerk

„Das Rampenbauwerk muss an sehr komplexe Anforderungen angepasst werden“, erklärt Aufleger. „Wir haben bei der Sohlrampe eine vergleichsweise geringe Fallhöhe von circa drei Metern, die energetisch genutzt wird. Wir können daher auf eine klassische Stauhaltung und auf Begleitdämme verzichten. Die niedrige Bauhöhe und eine innovative Betriebsweise sorgen dafür, daß der Fließgewässercharakter einschließlich der Dynamik schwankender Wasserspiegel in hohem Maße gewahrt bleibt.“ Da das Bauwerk laut Aufleger keine Barriere darstellt und wichtige Nebengewässer geschaffen werden, ist auch die flussauf- und flussabgerichtete Wanderung von Lebewesen jederzeit möglich. Flexible Öffnungen in der Sohlrampe ermöglichen darüber hinaus ein Eingreifen in die eigendynamischen Entwicklung der oberhalb gelegenen Flussstrecke. „Unsere Kraftwerke für die untere Salzach berücksichtigen damit selbstverständlich auch den Hochwasserschutz“, hebt der Wissenschaftler hervor. Derzeit wird das Konzept in einem physikalischen Modellversuch am Arbeitsbereich Wasserbau der Universität Innsbruck untersucht.

(ef)