Bananen nicht mit Birnen vergleichen
Interessanterweise findet man in anderen höheren Pflanzen, wie Äpfeln und Birnen, meist nur farblose, nicht fluoreszierende Chlorophyllabbauprodukte. Fluoreszierende Abbauprodukte sind zwar schon früher in alternden Blättern nachgewiesen worden, bisher aber nur als kurzlebige Zwischenprodukte des Chlorophyllabbaus. Vor einiger Zeit hatten Kräutler und Kollegen dann entdeckt, dass Bananen unter UV-Licht blau leuchten. Beim Reifen der Bananen reichern sich in der Bananenschale farblose, aber blau fluoreszierende Abbauprodukte des Chlorophylls an.
Die Verbindungen aus Bananenschalen und Bananenblättern unterscheiden sich, gemeinsam ist ihnen aber, dass sie langlebig („persistent“) sind. Zudem zeigen sie eine strukturelle Gemeinsamkeit: eine bisher einzigartige, komplexe Esterfunktion an einer bestimmten Seitenkette. Diese Gruppe wirkt chemisch stabilisierend und ist eine Erklärung für die ungewöhnliche Langlebigkeit der fluoreszierenden Zwischenstufen in der Banane und ihren Blättern. Das in den Blättern entdeckte Abbauprodukt, Ma-FCC-61 genannt, ist ein Pyrrol-Pigment mit einer bisher unbekannten Ausstattung mit Zuckerbausteinen. Die Forscher schließen nicht aus, dass dieses neuartige Chlorophyllabbauprodukt ein Baustein für bisher nicht nachgewiesene und sogar noch komplexere Pigmente darstellen könnte.
„Wenn sich Blätter von Pflanzen verfärben oder Früchte reifen, treten faszinierende Farben in Erscheinung“, sagt Kräutler. „Die leuchtenden Farben der Früchte dürften sich wegen ihrer Signalwirkung auf fruchtfressende Tiere entwickelt haben, um damit die Verteilung ihrer Samen zu gewährleisten. Auch die blaue Lumineszenz von Bananen könnte eine derartige Funktion ausüben“, so Kräutler. Das zusätzliche „Anzeigen“ von Früchten durch farbenfrohe und möglicherweise leuchtende Blätter könnte ein weiteres optisches Signal der fruchttragenden Pflanzen sein. „In jedem Fall ist aber die bisherige Annahme zu revidieren, nach der Chlorophylle in alternden Blättern immer über einen allgemeinen Weg hin zu nicht fluoreszierenden Abbauprodukten (als Endprodukte) 'entsorgt' werden“, so Kräutler.